Lars Harms: Der Bericht ist Beleg für den wichtigen Stellenwert des Opferschutzes
Presseinformation Kiel, den 24. Februar 2017Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 73 Vierter Opferschutzbericht Drs. 18/5142 „Der Bericht ist Beleg für den wichtigen Stellenwert des Opferschutzes!“Zunächst möchte ich der Ministerin und ihr Team herzlich für diesen ausführlichen undgut strukturierten Bericht danken. Vor allem der Teil, der sich auf die Rechte der Opfereiner Straftat bezieht, ist einfach und verständlich dargestellt, war wirklich sehrhilfreich ist. Der Bericht ist Beleg für den wichtigen Stellenwert des Opferschutzes.Niemand hat es verdient, Opfer zu sein. Und doch werden viele von uns im Lebeneinmal Opfer einer Straftat oder unsere nächsten Angehörigen fallen einer Straftatzum Opfer. Opfer von Straf- und Gewalttaten kommen folglich aus allen Schichten derBevölkerung. Jeder kann, wie bereits gesagt, betroffen sein. Es wird den Opfern nichtgerecht, sie lediglich als eine Nummer in der Statistik einzugruppieren. DieseAuffassung spiegelt sich auch im vorgelegten Bericht wider. Und die Ministerin hat in 2ihrer Zielrichtung völlig Recht: Der Täter-Opfer-Ausgleich hat sich bewährt und solltezudem weiter ausgebaut werden. Die bloße Bestrafung eines Täters stellt fürtraumatisierte Opfer meist weder Gerechtigkeit noch inneren Frieden wieder her.Durch zusätzliche Mediation bei Gegenüberstellung ist es hingegen in vielen, gar inden meisten Fällen gelungen, die Täter zu tieferer Einsicht und Reue zu bewegen unddadurch zum Heilungsprozess der Opfer beizutragen. Dies ist eine weitere, wichtigeMaßnahme für gelebten Opferschutz in Schleswig-Holstein. Dazu gehört auch dieanonyme Spurensicherung, die mit großer parlamentarischer Mehrheit hier im Hausein die Wege geleitet wurde. Vergewaltigungsopfer sind in vieler Hinsicht benachteiligt.In unserer Gesellschaft gehören Vergewaltigungen zu den Straftaten, deren Häufigkeitseit jeher unterschätzt wird. Darüber hinaus haben Vergewaltigungsopfer oftmalseinen schlechteren Status in der Gesellschaft, wenn es um die Anerkennung des Leidsbzw. des Opferstatus geht. Eine ganz andere Schwierigkeit ist, dass viele Opfer keineStrafanzeige stellen. Die Beweisführung im Fall von sexueller Gewalt gestaltet sichäußerst schwierig. Daher ist es begrüßenswert, dass man nun eine realitätsnaheLösung im Sinne der Opfer von sexueller Gewalt gefunden hat und diese nun festetabliert ist.Wenn es um die Unterstützung von Menschen mit besonderen Nöten geht, sei auchgesagt, dass die Frauenhäuser in der jüngsten Vergangenheit in ihrer Arbeit deutlichbesser unterstützt wurden. Damit stärken wir nicht nur die Frauen und Mädchen inunserem Land, sondern vor allem auch unsere Gesellschaft insgesamt. Wir wollenChancengleichheit für alle Menschen erreichen. Die Frauenhäuser leisten dazu einenwichtigen Beitrag! 3Abschließend bleibt festzustellen, dass Opferschutz keine Maßnahme ist, die sichirgendwann erledigt hat. Im Gegenteil, der Opferschutz muss immer wieder neuerstritten werden. Deswegen ist es unsere Aufgabe als Parlament, uns auch in Zukunftfür einen starken Opferschutz in Schleswig-Holstein einzusetzen. Und dabei möchteich an dieser Stelle noch auf zwei Dinge hinweisen. Unrecht verjährt nicht. Vor diesemHintergrund gilt es vor allem auch das Gedenken der Opfer des Nationalsozialismusimmer wieder hervorzurufen. Gerade weil es immer weniger Zeitzeugen gibt. Geradeweil sich die Geschichte nicht wiederholen darf. Gerade weil man durchGeschichtskenntnisse, die Gegenwart genauer verstehen und analysieren kann.Deshalb darf das Gedenken nicht verstummen!Zum anderen sei gesagt, dass wir den heutigen Opfern von Krieg und Gewalt ebenfallsetwas schuldig sind, egal wo sie herkommen. Opferschutz ist vielfältig; das hat auchetwas mit dem Bleiberecht zu tun. Verfolgte Menschen nicht abzuschieben ist auchOpferschutz! Es gilt dort hinzuschauen, wo Unrecht geschieht und diesementsprechend entgegenzutreten. Lassen Sie uns dies gemeinsam tun. Für denOpferschutz im Land und für alle Bürgerinnen und Bürger in Schleswig-Holstein!Hinweis: Diese Rede kann hier ab den folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html