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Jette Waldinger-Thiering: Der FDP-Entwurf schränkt die freie Schulwahl ein und entmündigt damit die Eltern im Land
Presseinformation Kiel, den 17.09.2015Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 10 Entwurf eines Gesetzes zur Wiedereinführung der Schulübergangsempfehlung und zur Stärkung der Durchlässigkeit zwischen den Schularten Drs. 18/3346 „Der FDP-Entwurf schränkt die freie Schulwahl ein und entmündigt damit die Eltern im Land“Ich kann diesem Gesetzentwurf der FDP auch mit viel gutem Willen wirklich nichts Positivesabgewinnen. Die Gemeinschaftsschule soll offenbar zu einer Art Rumpf- oder Restschuledegradiert und das Schulwesen von einem Aufstiegs- zu einem Abstiegsmodell umgewandeltwerden. Damit macht die FDP genau das, was sie uns immer wieder vorwirft: Eine ideologischmotivierte und eben nicht am Willen der Eltern orientierte Schulpolitik. Ein konstruktiverBeitrag zur Weiterentwicklung unserer Schulen sieht aus Sicht des SSW ganz sicher anders aus.Neben der eher formalen Frage, ob wir hier im Parlament überhaupt über die Änderung vonErlassen entscheiden können und sollen, sind vor allem inhaltlich einige große Fragezeichenangebracht. Zwar soll laut Begründung die Durchlässigkeit zwischen Gymnasien undGemeinschaftsschulen verbessert werden - aber wenn überhaupt, dann geschieht das doch nur 2in eine Richtung: Zunächst einmal sollen auf Wunsch der FDP möglichst viele Schülerinnen undSchüler verbindlich in die Orientierungsstufe des Gymnasiums aufgenommen werden.Lediglich in Fällen, in denen der Erste allgemeinbildende Schulabschluss als erreichbarangesehen wird, soll es auf die Gemeinschaftsschule gehen. Damit würde also sehr früh undsehr radikal selektiert. Um den Preis, dass viele Kinder im Zweifel dann lieber eine Erfahrungdes Scheiterns als eine des Aufstiegs machen. Und um den Preis, das wieder andere niemalsauch nur in die Nähe des Gymnasiums kommen. Das ist mit dem SSW ganz sicher nicht zumachen.Auch wenn es sich mancher oder manche vielleicht kaum vorstellen kann: Es gibt tatsächlichviele Eltern, die sich ganz bewusst und noch dazu völlig freiwillig für das Modell des längerengemeinsamen Lernens entscheiden. Die den Weg zum Abitur an der Gemeinschaftsschule fürden besseren für ihr Kind halten. Und die nicht zuletzt auch einen gesteigerten Wert auf diegemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung legen. Dass sich einGesetzentwurf, der - ich zitiere - „die Hochwertigkeit, Durchlässigkeit und Flexibilität desBildungssystems“ stärken soll, nicht mit einem einzigen Wort mit dem wichtigen ThemaInklusion befasst, spricht wirklich Bände. Ich sage deshalb ganz deutlich: Die FDP hat gewissnicht den Willen und schon gar nicht die größtmögliche Autonomie der Eltern, sondern wiedereinmal die Wünsche einiger Weniger im Blick.Wie wir sehen, soll die Schulübergangsempfehlung mit diesem Entwurf wieder eingeführt unddamit schon in der 4. Klasse so mancher Bildungsweg besiegelt werden. Mündige Eltern, diediese Entscheidung durch unser Schulgesetz frei treffen können, würden damit faktischentmündigt. Und die Kinder, die erst später - in den Klassen 5 und 6 - mitunter erheblicheEntwicklungssprünge machen, hätten schlicht und einfach Pech gehabt. VermeintlichSchwache auszusieben und all die Kinder, die dem Druck in der Orientierungsstufe amGymnasium dann doch nicht gewachsen sind, still und heimlich weg zu versetzen halte ichdefinitiv für den falschen Ansatz. 3Übergeordnet gesehen ist doch völlig klar, dass Rot-Grün-Blau unverändert zum Zwei-Säulen-Modell aus Gemeinschaftsschulen und Gymnasien steht. Beide Wege sollen selbstverständlichauch in Zukunft zum Abitur führen. Jede Schülerin und jeder Schüler soll unabhängig vomfinanziellen und sozialen Status der Eltern den bestmöglichen Abschluss erreichen können.Und mit Blick auf die Zukunft ist eigentlich auch völlig klar, dass wir mehr junge Menschen zumöglichst hochwertigen Abschlüssen führen müssen. Mit ihrer Initiative hier zeigt die FDPdagegen aber nicht nur, dass sie diese Notwendigkeit gar nicht sieht. Sie zeigt vor allem auch,dass sie sich lieber Gedanken darüber macht, wie junge Menschen möglichst effektiv vongewissen Chancen ausgeschlossen werden können. Rückwärtsgewandter kann ein Ansatzeigentlich kaum sein.