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Flemming Meyer: Kinder und Jugendliche aus Psychiatrien und Behinderteneinrichtungen müssen Anerkennung erfahren und sind keine Opfer zweiter Klasse
Presseinformation Kiel, den 16.07.2015Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 26 Fonds für die Heimerziehung Drs. 18/3173 (neu)Die heutige Diskussion hat es noch einmal verdeutlicht. Niemand in diesem Hause bezweifelt,dass ehemalige Kinder und Jugendliche aus Psychiatrien und Behinderteneinrichtungennatürlich ebenso Zugang zu Entschädigungsmaßnahmen haben müssen wie die damaligenHeimkinder.Auch die Kinder und Jugendlichen in diesen Einrichtungen haben erhebliches Leid und Unrechtdurch damalige Erziehungs- und Therapiemaßnahmen erfahren. Und auch diese Menschenhaben mit gravierenden Folgeschäden ihrer Unterbringung zu kämpfen.Dennoch wurden ausschließlich damalige Heimkinder berücksichtigt, als Bund, Kirchen undLänder den heute als „Heimerziehung West“ bekannten Fonds errichteten.Man müsste ein Unmensch sein, um die himmelschreiende Ungerechtigkeit dieserUngleichbehandlung nicht zu erkennen. Die Frage, ob hier Handlungsbedarf besteht, ist alsoüberhaupt nicht strittig. Dennoch bin ich ein wenig verwundert über den vorliegenden Antragder Piraten. 2Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass die Landesregierung erst vor wenigen Wochen sehrdeutlich Stellung bezogen hat zu diesem Thema. Am 4. Juni diesen Jahres hat dieSozialministerin in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Kollegin Franzenunmissverständlich anerkannt, dass Kinder und Jugendliche in Psychiatrien undBehinderteneinrichtungen Leid und Unrecht erlebt haben, das dem der Heimkindervergleichbar ist.Allerdings hat die Sozialministerin auch deutlich gemacht, dass sie die Einschätzung derArbeits- und Sozialministerkonferenz teilt, wonach erhebliche Zweifel bestehen, ob eineFondslösung überhaupt geeignet ist, um das Leid dieser Menschen zu entschädigen.Deshalb hat die ASMK im Jahr 2013 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, um gemeinsam mit Bundund Kirchen Alternativvorschläge zu erarbeiten.Vor diesem Hintergrund muss ich mich ernsthaft fragen: Wenn nun alle guten Kräfte, wie wirwissen, damit beschäftigt sind, eine bessere Lösung für morgen zu finden, warum kommen diePiraten dann jetzt mit einem Vorschlag von gestern um die Ecke?Wenn sich die Mehrheit der Länder einig sind, dass der Fonds nicht optimal funktioniert, dannkann ich heute doch nicht einem Antrag zustimmen, der einseitig eine solche Fondslösungfordert.Wir reden hier im Hause viel und gerne über Barrierefreiheit, weil uns wichtig ist, dass jederMensch ungehinderten Zugang zur Wahrnehmung seiner Rechte hat. Wie ist es eigentlichdamit bestellt beim Fonds Heimerziehung West?Vor wenigen Tagen hat das Bundeskabinett eine Aufstockung des Fonds „HeimerziehungWest“ um 182 Mio. Euro beschlossen. Geld, das weiterhin ausschließlich ehemaligenHeimkindern zusteht. Und wiederum nur jenen, die bis zum Ablauf der Anmeldefrist am31. Dezember 2014 Ansprüche angemeldet hatten. Ist das barrierefrei, wenn die Anerkennungvon Leid und Unrecht davon abhängt, ob eine traumatisierte Person oder ihr Vormund in derLage war, Ansprüche fristgerecht geltend zu machen? Ich finde nicht. Wir müssen aber gerade 3für Kinder und Jugendliche aus Psychiatrien und Behinderteneinrichtungen möglichstbarrierefreie Zugänge zur Entschädigung schaffen.Ich will gar nicht ausschließen, dass sich ein Hilfsfond am Ende als die einzige praktikableLösung erweist, aber ich will mich nicht von vornherein darauf festlegen, bevor nicht alleanderen Möglichkeiten untersucht worden sind.Wichtig ist, dass sie größtmögliche Anerkennung erfahren und nicht Opfer zweiter Klassebleiben. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie dieses Unrecht im Westen oder im Osten erlebthaben.