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Landesregierung und Klinikleitung reagieren angemessen und ziehen die absolut richtigen Schlüsse
Presseinformation Kiel, den 18.02.2015Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 7+15 Konsequenzen aus dem Ausbruch des multiresistenten gramnegativen Acinetobacter baumanii am UKSH, Campus Kiel Drs. 18/2690 und 18/2701„Landesregierung und Klinikleitung reagieren angemessen und ziehen die absolut richtigen Schlüsse“Ich denke, wir alle beobachten die aktuellen Ereignisse rund um den Ausbruch desmultiresistenten Keims am UKSH mit Beunruhigung und sind mit unseren Gedanken bei denBetroffenen und ihren Angehörigen. Die Tatsache, dass Fälle dieser Art leider immer wiedervorkommen und jährlich tausende Menschen multiresistenten Erregern zum Opfer fallen, istda wenig tröstlich. Und doch halte ich es für zwingend erforderlich, dass auch wir hier imLandtag diese besorgniserregende Situation mit der gebotenen Sachlichkeit begleiten. Dies giltganz besonders, wenn es um die unmittelbaren Konsequenzen aus einem solchen Fall und umdie nötigen Gegenmaßnahmen geht. 2Auch wenn es eigentlich klar sein dürfte, möchte ich gleich zu Beginn betonen, dass dasProblem multiresistenter Keime viel zu komplex ist, um auf schnelle Patentlösungen zu hoffen.Ganz im Gegenteil: Wir müssen uns leider darauf einstellen, dass diese Erreger und die hiermitverbundenen Probleme immer wieder auftauchen. Experten bestätigen regelmäßig, dass manauch noch so viel screenen und noch so viel auf Hygiene in den Krankenhäusern achten kann.Einen hundert-prozentigen Schutz gegen den Ausbruch und vor allem gegen die Verbreitungeines Keims, wie jetzt am UKSH, wird kaum jemals möglich sein.Wir alle sind also gut beraten, unsere Erwartungen in Richtung einer sofortigen undumfassenden Lösung dieses Problems herunterzuschrauben. Und doch heißt das natürlichnicht, dass man die Hände einfach in den Schoß legen kann. Der aktuelle Fall zeigt vielmehr,dass wir eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg bringen oder eben fortführen undintensivieren müssen, um bestehende Risiken zu minimieren. Keine Frage: Die derzeitigeSituation am UKSH fordert Konsequenzen, und entsprechende Schritte wurden bereitseingeleitet. Der SSW begrüßt die Reaktion und das gesamte Bündel unserer Landesregierung,das nicht nur dringend nötige Sofortmaßnahmen, sondern auch mindestens genauso wichtigemittel- bis langfristige Zielvorgaben enthält.Fakt ist, dass sämtliche Verantwortliche am UKSH vom ersten Tag an einen enormen Einsatzgeleistet haben, um die Betroffenen bestmöglich zu versorgen und die Angehörigen wie auchdie Öffentlichkeit umfassend zu informieren. Diese Arbeit verdient unsere größteAnerkennung. Und doch zeigt sich in einer solchen Extremsituation, dass auch dasUniversitätsklinikum als Maximalversorger mit seinen ausgewiesenen Experten an Grenzenstößt. Dies wurde gerade mit Blick auf die so dringend notwendige Isolierung der Patienten inEinzelzimmern deutlich. Deshalb ist der Schritt, hier so schnell wie möglich die Kapazitäten zuerweitern, absolut folgerichtig. Wie Sie wissen, stellen wir daher für diese wichtigeSofortmaßnahme rund 8 Millionen Euro aus dem laufenden Haushalt zur Verfügung. Geld, dasaus meiner Sicht bestens investiert ist. 3Doch selbstverständlich werden wir es nicht bei dieser Einzelmaßnahme belassen. Für uns liegtauf der Hand, dass auch präventive Ansätze und Strategien zur Früherkennung ausgebautwerden müssen. Neben noch verbindlicheren, und vor allem umfassenderen, Schulungs- undFortbildungsprogrammen zum Thema Krankenhaushygiene werden wir daher auch dieLandesverordnung über die Infektionsprävention evaluieren und hier gegebenenfallsnachbessern. Fakt ist, dass in der Fläche noch sehr viel stärker sensibilisiert und aufgeklärtwerden kann, als bisher.Mit Blick auf das Screening, also im Bereich der Früherkennung, gibt es aus unserer Sicht nichterst seit den aktuellen Erfahrungen am Kieler Campus konkreten Handlungsbedarf. Denentsprechenden Vorstoß unserer Gesundheitsministerin in Richtung Bund begrüßen wirausdrücklich. Kein Zweifel: Wir brauchen ein durch die Kassen finanziertes Screening-Programm für den stationären Bereich. Aus Sicht des SSW darf das Wohl der Patienten aufkeinen Fall hinter kurzfristigen Gewinninteressen zurückbleiben. Durch Früherkennung könnenPatienten schneller isoliert, Keime gezielter bekämpft und eine Ausbreitung effektiververhindert werden. Dies ist nicht nur im Sinne der anderen Patienten oder der Besucher,sondern natürlich auch im Interesse des medizinischen Personals selbst. Und ganz nebenbeibemerkt, zeigen Untersuchungen im In- und Ausland immer wieder, dass der Ausbau vonScreeningmaßnahmen langfristig sogar Geld spart.Wenn wir das Problem multiresistenter Erreger wirklich spürbar eindämmen wollen, dannkommen wir nicht darum herum, neben diesen sinnvollen Maßnahmen auch die tieferliegenden Ursachen anzupacken. Ich denke, nicht nur die Ärzte in den Krankenhäusern,sondern vor allem auch die Niedergelassenen sind hier in der Pflicht. Sie müssen ihr Verhaltenmit Blick auf die Antibiotikavergabe kritisch hinterfragen und hier in Zukunft nach Möglichkeitdeutlich restriktiver handeln. Auch in der Nutztierhaltung ist viel mehr Zurückhaltung beimEinsatz von Antibiotika erforderlich. Dass unsere Landesregierung dieses Ziel auf Bundesebenemit Nachdruck verfolgt, wird von uns uneingeschränkt unterstützt. 4In der personellen Ausstattung des Pflegebereichs liegt ein weiterer, wichtiger Schlüssel imKampf gegen Krankenhauskeime. Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass das Verhältnis vonPflegekräften zu Patienten und die Zeit, die ihnen für den einzelnen Kranken zur Verfügungsteht, maßgeblichen Einfluss auf die Infektionsrate haben. Im Klartext bedeutet das: Jeweniger Patienten eine Pflegekraft versorgen muss, desto geringer ist die Ansteckungsgefahrmit Krankenhauskrankheiten. Das leuchtet sicher erst einmal jedem ein.Auch wenn unser Gesundheitssystem nun einmal sehr stark auf Wettbewerb ausgerichtet ist,und sich damit wenig Spielraum für einen höheren Personalschlüssel in der Pflege bietet, mussdiese Tatsache aus Sicht des SSW stärker berücksichtigt werden. Wir alle wissen, dass nichtzuletzt das UKSH unter hohem wirtschaftlichem Druck steht. Trotzdem sagen wir klar unddeutlich, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben darf. Wenn Veränderungenbeim Personalbedarf geprüft werden, dann ausschließlich im Rahmen der durch die baulichenMaßnahmen erzielten Effizienzgewinne. Zu Lasten der Patientenversorgung ist das mit uns aufkeinen Fall zu machen.In meinen Augen ist mit dem Stichwort „bauliche Maßnahmen“ ein weiterer sehr wichtigerPunkt angesprochen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die umfassenden Investitionen und dieUmsetzung des baulichen Masterplans nicht nur zu erheblichen Einsparungen undEffizienzgewinnen führen werden, sondern auch zu Verbesserungen in der Krankenversorgung.Schon allein die kürzeren Wege im Rahmen der alltäglichen Arbeitsabläufe bringen demmedizinischen Personal Zeit, die nicht zuletzt für die Pflege enorm wertvoll ist. Denn jedezusätzliche Minute am Patienten vermindert die Gefahr für den Ausbruch und die Verbreitungvon Krankheiten. Und es ist davon auszugehen, dass sich solche Effekte nicht nur inAusnahmesituationen, sondern eben auch im pflegerischen Alltag positiv bemerkbar machen.Die Auflösung des Sanierungsstaus und die Umsetzung des baulichen Masterplans sind einwahrer Kraftakt für Uniklinikum und Land. Doch natürlich ist es damit nicht getan. Es ist kein 5Geheimnis, dass nicht nur die wirtschaftliche sondern häufig auch die bauliche Situation vielerKrankenhäuser hier in Schleswig-Holstein eher schlecht als recht ist. SSW, Grüne und SPDwerden sich daher mit Nachdruck dafür einsetzen, dass in den kommenden Jahren trotz derVorgaben der Schuldenbremse deutlich mehr in die Krankenhäuser im Land investiert wird. Esist allgemein bekannt, dass ab 2018 unser 100-Millionen Euro schweres Infrastrukturprogrammgreift, wovon nicht zuletzt unsere Kliniken profitieren sollen. Denn unser Ziel ist und bleibt es,hier nachhaltige Verbesserungen zu erreichen.Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Situation unserer Krankenhäuser muss ich wiedereinmal auf die strukturelle Ungerechtigkeit bei der Vergütung ihrer Leistungen hinweisen. Esist eine traurige Tatsache, dass wir uns hier in Schleswig-Holstein nahezu beide Beinerausreißen können, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Wie Sie wissen, bringt ein unddieselbe Leistung, die natürlich einen absolut identischen personellen wie sachlichen Einsatzerfordert, einer Klinik im Süden Deutschlands immer noch deutlich mehr ein, als einer imNorden. Ich denke, an dieser Ungerechtigkeit muss sich wirklich dringend etwas ändern.