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Torge Schmidt: Mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr Menschlichkeit #6piraten
Pressemitteilung Hauke Bruhns Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stellvertretender Pressesprecher Tel.: 04 31 988-1607 Fax: 04 31 988-1602 hauke.bruhns@piratenfraktion-sh.de Kiel, 21.01.15Torge Schmidt: Mehr Demokratie, mehr Offenheit, mehr MenschlichkeitEs gilt das gesprochene Wort!Sehr geehrter Herr Präsident,liebe Kolleginnen und Kollegen,am 7. und 8. Januar 2015 waren wir alle gedanklich in Frankreich. 17 Menschen haben ihrLeben verloren. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und den Verletzten der Anschläge.Der Schock, den die Anschläge von Paris ausgelöst haben, geht durch ganz Europa, er gehtdurch die ganze Welt. Zigtausend Menschen gingen als Reaktion auf die Anschläge in Parisund anderswo auf die Straße. Die Menschen haben versucht den Schock und die Trauer zuartikulieren, um ein starkes Zeichen gegen den Terrorismus zu setzen.Liebe Kollegen und Kollegen: Das Ziel von Terrorismus ist, uns so sehr treffen, dass wir zurationalen Entscheidungen nicht mehr in der Lage sind. Dass wir emotional und betroffenreagieren. Sein Ziel ist es, die Freiheit und Demokratie, um die wir Tag für Tag kämpfen zubeseitigen. Piratenfraktion im Pressestelle: http://www.piratenfraktion-sh.de Schleswig-Holsteinischen Landtag Tel.: 0431 – 988 1603 fraktion@piratenfraktion-sh.de Düsternbrooker Weg 70 Twitter: @fraktionSH 24105 Kiel Tel.: 0431 – 988 1337 Seite 1 / 5 Es liegt nun an uns, dass wir keine voreiligen und unüberlegten Forderungen in den Raumstellen.Wer solche Anschläge wie die in Paris verübt, lehnt unsere Grundwerte und unsereGesellschaftsordnung ab. Sie wollen mit der von ihnen geschürten Angst unsereMeinungsfreiheit einschränken.Wenn die CSU nun fordert, den so genannten Blasphemie-Paragraphen zu verschärfen,§166 StGB, dann gibt sie damit dem Druck des Terrors nach. Sie will von sich aus dieMeinungsfreiheit einschränken.Der Chefredakteur des Satire Magazins Titanic hat in einem Kommentar mit der Überschrift„Es Lebe der Witz“ sehr gut erklärt, warum man Witze über Religionen machen darf.Ich zitiere: „Religion, und so manch andere Weltanschauung, ist Wahnsinn im Kleide derRationalität, Satire und Komik, Rationalität im Kleide des Wahnsinns. Das eine muss dasandere missverstehen. Deshalb werden Vertretern des 'heiligen Ernstes der Komik' stetsmit Zorn begegnen. Und es ist ihr gutes Recht. So lange sie dies mit denselben Waffen wieSatiriker tun: mit Wort und Bild. Und nicht mit Maschinenpistolen.“Meine lieben Kolleginnen und Kollegen. Die Terroristen hätten ihr Ziel erst recht erreicht,wenn unsere Reaktion auf die Anschläge nun mehr Überwachung ist, wenn wir die Freiheitunserer Gesellschaft einschränken. Piratenfraktion im Pressestelle: http://www.piratenfraktion-sh.de Schleswig-Holsteinischen Landtag Tel.: 0431 – 988 1603 fraktion@piratenfraktion-sh.de Düsternbrooker Weg 70 Twitter: @fraktionSH 24105 Kiel Tel.: 0431 – 988 1337 Seite 2 / 5 Es ist doch geradezu absurd, als Konsequenz aus den Terroranschlägen von Paris, dieausgeübt wurden, weil unsere Gesellschaft die Meinungsfreiheit ungeachtet des Inhaltesschützt, nun selbst die Grundpfeiler unserer Demokratie anzugreifen und die Kontrolle undProtokollierung all unserer Kommunikation zu fordern. Die Einführung derVorratsdatenspeicherung wäre ein viel größerer Angriff auf unsere Grundrechte, als es dieTaten der Terroristen je sein könnten.Die Forderung nach der Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung als Reaktion istfalsch, weil sie die Grundrechte aller Menschen massiv einschränkt und nicht für dieSicherheit sorgt, die versprochen wird.Die Anschläge in Frankreich haben gezeigt, dass die Vorratsdatenspeicherung, die dort 2006eingeführt wurde und viel weitreichender ist, als das, was wir in Deutschland diskutieren,keine Sicherheit garantiert.Wer also wie die CSU eine Verschärfung des §166 StGB fordert, wer wie CDU, SPD undmittlerweile wohl auch Teile der Grünen, eine Vorratsdatenspeicherung befürwortet, derflüchtet sich in Aktionismus, wo besonnenes Handeln erforderlich wäre.Ein freiheitlicher und demokratischer Staat kann keine absolute Sicherheit garantieren. Esist auch falsch, das zu suggerieren. Der Staat kann nur die Menschen, die in ihm leben,schützen. Und mit ihnen gemeinsam unsere Demokratie.In den letzten Tagen liest man viele Berichte aus Europa, die einem Sorgen machen.Zumindest mir machen sie große Sorgen. Man liest, dass sich jüdische Menschen inFrankreich, in Belgien und anderswo nicht mehr sicher fühlen und überlegen Piratenfraktion im Pressestelle: http://www.piratenfraktion-sh.de Schleswig-Holsteinischen Landtag Tel.: 0431 – 988 1603 fraktion@piratenfraktion-sh.de Düsternbrooker Weg 70 Twitter: @fraktionSH 24105 Kiel Tel.: 0431 – 988 1337 Seite 3 / 5 auszuwandern. Wir lesen auch von Muslimen, die sich nicht mehr trauen, in Deutschlandauf die Straße zu gehen.In Deutschland und anderswo in Europa, demonstrieren tausende Menschen, die sich als'Patriotische Europäer' bezeichnen und gegen die Islamisierung unserer Gesellschaftwenden.Die Frage ist, wie begegnen wir Menschen, die grundsätzlich gegen die etablierte Politikdemonstrieren, aber nicht wie die Anführer dem rechtsextremen Lager zuzuordnen sind?Wie begegnen wir diesen Menschen mit ihren Sorgen? Wir könnten uns zwar für mehrPolizeipräsenz aussprechen, nur das kann nicht der Weisheit letzter Schlusses sein.Die Polizei hat keinen Einfluss auf das alltägliche Leben derjenigen, die diskriminiertwerden. Die Polizei kann nichts dagegen tun, dass jemand auf Grund eines Kopftuchesausgegrenzt wird. Die Polizei kann nicht dabei helfen, dass ein Asylbewerber im Bus schrägangeguckt wird. Die Polizei kann nicht dafür sorgen, dass Vorurteile und Ausgrenzung inunserer Gesellschaft stattfinden.Daher freue ich mich umso mehr darüber, dass unsere Gesellschaft in Schleswig-Holsteinein starkes Zeichen setzt. Die Schleswig-Holsteiner demonstrieren nicht gegen PEGIDA. Wir,wir Bürger und Bürgerinnen, setzten uns für ein weltoffenes und buntes Schleswig-Holsteinein!Das beste Mittel gegen Extremismus ist und bleibt, Menschen aus unserer Gesellschaftnicht auszugrenzen. Und: Der Islam ist Bestandteil unserer Gesellschaft. Genau das hatunser ehemaliger Bundespräsident Christian Wulff gesagt. Piratenfraktion im Pressestelle: http://www.piratenfraktion-sh.de Schleswig-Holsteinischen Landtag Tel.: 0431 – 988 1603 fraktion@piratenfraktion-sh.de Düsternbrooker Weg 70 Twitter: @fraktionSH 24105 Kiel Tel.: 0431 – 988 1337 Seite 4 / 5 Zu Unrecht wurde er dafür kritisiert. Und zu Unrecht kritisiert die Junge Union KanzlerinMerkel dafür, dass sie sich endlich diesen Satz zu Eigen gemacht hat.Jede Religion gehört zu Deutschland, denn es gibt ein Grundrecht der freienReligionsausübung.Vielfalt, Unterschiede und Austausch bringen uns als Gesellschaft voran. Wie wollen wir unsals Menschen weiterentwickeln, wenn wir nicht voneinander lernen?Sehr geehrte Damen und Herren. Ich möchte meine Rede mit einem Zitat beenden. JensStoltenberg, Norwegens ehemaliger Ministerpräsident, sagte 2011 nach den Anschlägen inNorwegen:„Ihr werdet unsere Demokratie und unser Engagement für eine bessere Welt nichtzerstören. Niemand könne uns zum Schweigen schießen. Noch sind wir geschockt, aber wirwerden unsere Werte nicht aufgeben. Unsere Antwort lautet: mehr Demokratie, mehrOffenheit, mehr Menschlichkeit.“ Diese Worte gelten heute umso mehr.Ansprechpartner: Torge Schmidt, MdL, Tel: +49 431 988 1636 Piratenfraktion im Pressestelle: http://www.piratenfraktion-sh.de Schleswig-Holsteinischen Landtag Tel.: 0431 – 988 1603 fraktion@piratenfraktion-sh.de Düsternbrooker Weg 70 Twitter: @fraktionSH 24105 Kiel Tel.: 0431 – 988 1337 Seite 5 / 5