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Lars Harms zur Regierungserklärung "Zweieinhalb Jahre rot-grün-blau - Erfolgreiche Arbeit für unser Land"
Presseinformation Kiel, den 12.11.2014Es gilt das gesprochene WortLars Harms TOP 1A Regierungserklärung "Zweieinhalb Jahre rot-grün-blau - Erfolgreiche Arbeit für unser Land"„Wir haben viel getan und dabei gleichzeitig, den Haushalt des Landes in sicherem Fahrwassergefahren. Das ist für uns der eigentliche Erfolg dieser rot-grün-blauen Koalition und somit auchAnsporn zugleich hier weiter zu machen.“Die Halbzeitbilanz er rot-grün-blauen Koalition kann sich sehen lassen. Nun kann man sagen,dass man eine andere Einschätzung von uns auch nicht erwartet hätte. Allerdings sind wirdurchaus auch selbstkritisch, wie Sie an mancher Stelle meiner Ausführungen noch sehenwerden. Aber, um das was wir getan haben, einschätzen zu können, muss man immer wiederauch die Ausgangssituation und das was wir verändern wollten betrachten. Und hier kann manwirklich sagen, dass wir in 2 1/2 Jahren mehr erreicht haben, als wir selbst gedacht hätten.Wir wollten zum Beispiel im Bildungsbereich die Schulstrukturen ändern, ein modernesSchulgesetz schaffen, die Lehrerbildung entsprechend ausrichten und auch die Kinderbetreuungim Vorschulalter massiv unterstützen. Da kann man sagen: Klar, das haben wir auch allesgemacht. Aber das Wie ist ja entscheidend. Es wurde zu Beispiel bei der Änderung des 2Schulgesetzes ein beispielloser Dialogprozess in Gang gesetzt, der so noch nie in diesem Landstattgefunden hat. Dass wir unsere politischen Zielsetzungen, für die wir gewählt worden sind,umsetzen, kann niemanden überraschen. Dass wir dabei aber alle Verbände und Institutionenbreit am Prozess beteiligen, um so zur besten Lösung zu kommen, war neu und ist neu. Wirhaben gute Erfahrungen mit dem Bildungsdialog gemacht und zeigen so auch, dass wir es ernstmeinen, mit der Dialogbereitschaft.Betrachtet man das Ergebnis, dann kann es sich wahrlich sehen lassen. Wir haben eines dermodernsten Schulgesetze in der Bundesrepublik und stärken unsere Schulformen - dieGemeinschaftsschulen, die Gymnasien und die Angebote die die beruflichen Schulen machen.Endlich wird jetzt das, was wir in diesem Schulgesetz festgeschrieben haben auch imLehrerbildungsgesetz zeitgleich mit berücksichtigt, so dass wir eben nicht mehr wie früher Leutefür Schulformen ausbilden, die es bei uns gar nicht mehr gibt. Wir nutzen die Chance für dieModernisierung unseres Bildungssystems. Und genau das erwarten die Leute auch von uns.Wir lassen 1.480 Lehrerstellen im System – im Vergleich zu schwarz-gelb -, obwohl dieSchülerzahlen um 10 % sinken werden. Das ist ein riesiger Kraftakt, den wir in diesem Umfangvor zwei Jahren noch nicht für möglich gehalten haben. Hier nutzen wir die Spielräume, die sichergeben haben, und wir sind der festen Auffassung, dass wir diese Spielräume hier richtignutzen. Genauso wie wir es für richtig halten, aufwachsend über 700 Schulassistentenstelleneinzurichten. Diese Stellen werden dazu dienen, die Lehrer in ihrer Praxis zu unterstützen. Das istein moderner Ansatz und das ist ein neuer Ansatz. Aber wir wollen hier auch neue Wege gehenund nehmen deshalb das entsprechende Geld in die Hand. Das mag manch einer als„Geldausgeberei“ brandmarken, für uns ist das eine dringend notwendige Investition in dieZukunft unserer Kinder und unseres Landes.Das alleine wäre schon eine gewaltige Kraftanstrengung. Wir machen aber noch mehr. Nebenmehr Lehrern und Schulassistenten, heben wir die Kürzung der Differenzierungsstunden wieder 3auf, wir haben ein Inklusionskonzept erarbeitet, wir stocken den Vertretungsfonds auf und wirfördern wieder die Schulen in freier Trägerschaft stärker. All das ist mit riesigen finanziellenAnstrengungen verbunden. Aber nochmal: Für uns sind dies Investitionen in die Zukunft.Und genau solche Investitionen werden von uns auch im Kindergartenbereich getätigt. Wir sindes, die sich mit den Kommunen auf eine Kindergartenförderung geeinigt haben, ohne dieGerichte anzurufen. Das hat dazu geführt, dass wir einerseits ein Konfliktthema der altenRegierung mit dem Kommunen aufgelöst haben und andererseits haben wir dafür gesorgt, dassbinnen kurzer Zeit der Betreuungsschlüssel in unserem Land auf über 30 % angestiegen ist.Damit ist unser Land mit seiner schwierigen finanziellen Situation in der Spitzengruppe derBundesländer. Das zeigt, dass wir hier genau am richtigen Schwerpunkt arbeiten.Und diese Arbeit geht weiter. Neben der Umsetzung all der Maßnahmen, die mit den neuenGesetzen und Förderungen verbunden sind, dürfen wir nicht vergessen, dass auch alle davonpartizipieren sollen. Das heißt, dass man sich Wünsche nach Oberstufen anGemeinschaftsschulen sehr genau ansehen muss und dass heißt beispielsweise auch, dass wirnoch mehr Kinderbetreuung in Kindergärten ermöglichen müssen. Wir haben zum Beispiel dieSozialstaffelregelung dergestalt verbessert, dass ALG II – Bezieher nun nicht mehr zahlenmüssen. Das Gleiche müssen wir aber auch für diejenigen erreichen, die sich aufgrund einesniedrigen Lohnes trotzdem noch keinen Kindergartenplatz leisten können und die ausfinanzieller Not auf das Betreuungsgeld gucken müssen. Hier liegt noch eine großegesellschaftliche Aufgabe vor uns, die wir als rot-grün-blaue Koalition Stück für Stück angehenwerden.Nun wird natürlich ein eingefleischter Betonfetischist immer sagen, dass Förderungen fürBildung und in Kinderbetreuung Dinge sind, die zwar schön sind, aber dann wird er doch wiederauf den Sanierungsstau bei Straßen und Liegenschaften hinweisen. Auch dabei sei ein Hinweisdarauf erlaubt, dass der Sanierungsstau nicht erst in den letzten 2 ½ Jahren vom Himmel 4gefallen ist. In den letzten Jahrzehnten hat man es versäumt, in die Infrastruktur zu investierenund deshalb wird man hier auch nicht schnelle Lösungen finden können. Trotzdem ist hier inden letzten Jahren schon Einiges geschehen.Sehen wir uns zum Beispiel die Straßen im Land an. In den Jahren 2007 bis 2011 hat das Land imDurchschnitt 23,6 Mio. Euro jährlich für die Instandhaltung von Straßen ausgegeben. Dabei hatman jährlich höchst unterschiedliche Summen aufgewandt. Betrachtet man die Jahre 2012, 2013und 2014, für die wir Verantwortung getragen haben, so liegt der Durchschnittssatz bei 23,5 Mio.Euro, also in ziemlich genau der gleichen Höhe. Zugegebenermaßen, haben wir im letzten Jahreine extrem niedrige Investitionssumme in diesem Bereich gehabt. Aber wir schaffen jetztwesentlich mehr Planungssicherheit, weil wir ja ein Sondervermögen Straßensanierungeingerichtet haben, das insgesamt 38,5 Mio. Euro enthält. Das ist immer noch zu wenig, aber esermöglicht uns, hier das Niveau der letzten zehn Jahre halten zu können.Wenn es also um Investitionen in die Straßeninfrastruktur geht, stehen wir mit Sicherheit nichtperfekt da, aber wir stehen auch nicht schlechter da als früher. Unser Hauptproblem ist eher,dass wir für neue Projekte oft nicht die Finanzmittel in der Vergangenheit erhalten haben, dienotwendig waren. Und deshalb gilt es jetzt, die großen Projekte so rechtssicher durchzuplanen,dass wir endlich auch einmal mehr Gelder auf Bundesebene abrufen können als bisher üblich.Das ist die eigentliche Aufgabe, der wir uns aber auch stellen.Und obwohl es schwierig ist, bei laufenden Ausgaben und Aufgaben, die Investitionsquote zuhalten oder gar zu erhöhen, haben wir in den letzten beiden Jahren Maßnahmen getroffen, diegenau das ermöglichen. Trotz des Widerstandes von manch einem, haben wir in den „guten“Jahren Gelder für Sondervermögen zurückgelegt, die wir jetzt für wichtige Investitionen nutzenkönnen. Die Hochschulen bekamen ein Sondervermögen in Höhe von 77 Mio. Euro und dieZusage der Gegenfinanzierung des Hochschulpaktes 3. Wir haben ein Sondervermögen Profieingerichtet, durch das Maßnahmen in Höhe von 35 Mio. Euro finanziert werden können. Es gibt 5jetzt ein Sondervermögen für die energetische Sanierung von Schulen und Kitas in Höhe von 11,5Mio. Euro und es gibt ein Breitband-Sondervermögen in Höhe von 14 Mio. Euro. Das gesamtePaket von Sondervermögen dieser rot-grün-blauen Koalition hat somit ein Volumen von 176 Mio.Euro. Das sind alles Investitionsmittel, die in die nachhaltige Gestaltung unseres Landesinvestiert werden. Und da kann man denn doch den Unterschied zu vorher sehen.Lassen Sie mich nun zur erfolgreichen Wirtschaftspolitik in unserem Land kommen. Eineerfolgreiche Wirtschaftspolitik ist im Grunde die Grundlage dafür, ob sich auch andereLebensbereiche kontinuierlich weiterentwickeln können. Betrachtet man die nackten Zahlen undhier insbesondere die Arbeitslosenzahlen, dann kann man feststellen, dass die Wirtschaftspolitikerfolgreich war. Und das war nicht immer so. In der Vergangenheit hat sich jede Delle in derKonjunktur massiv auf unser Land ausgewirkt. Das lag vor allem daran, dass das Land vonMonostruktur geprägt war. Wir hatten Landwirtschaft, etwas Konsumgüterproduktion und einewenig entwickelte maritime Wirtschaft. Erst die Entscheidung, Anfang der neunziger Jahre,dieses Land endlich weiter entwickeln zu wollen, hat unser Land nachhaltig gestärkt. Da ist dieFörderung der Medizintechnik genauso zu nennen, wie beispielsweise die Tourismuswirtschaftoder auch die erneuerbaren Energien.Wir wollen genau diese Bereiche auch weiter stärken. So wollen wir dieses Jahr noch die Zahlvon 4 Gigawatt Windenergie erreichen. Das würde bedeuten, dass wir wieder imOnshorebereich in die Spitzenklasse der Windenergienutzung aufsteigen, aus der wir unterschwarz-gelb abgestiegen waren. Als Grundlage hierfür haben wir die Landesplanung dergestaltangepasst, dass jetzt 1,7 % der Landesfläche für Windenergienutzung frei sind. Darüber hinauswerden wir verstärkt den Offshorebereich angehen. Hier geht es nicht nur darum, Energie zugewinnen, sondern eben auch an der Logistik und Hafenwirtschaft für diesen Bereich zupartizipieren. 6Ähnliches muss sich im Tourismus entwickeln. Dass die Bäderregelung so ist, wie sie ist mag dereine bedauern und der andere mag sich darüber freuen. Wichtig war aber, dass es eine festeLösung im Einvernehmen mit den Gewerkschaften und den Kirchen gegeben hat. Das ist dasVerdienst dieser Regierung und schafft Planungssicherheit für einen ganz wichtigenWirtschaftszweig unseres Landes. Wir waren es auch, die schon am Anfang der Regierungszeit,die TASH mit den entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet haben, die unbedingt nötigsind, um überhaupt am Markt existieren zu können. Sie erinnern sich vielleicht noch, dass unsereVorgänger sich auf eine Streichung der Förderung der TASH geeinigt hatten. Diese dunklenZeiten für den Tourismus sind zum Glück vorbei und jetzt gilt es, die einheitliche Dachmarke desLandes mit Leben zu erfüllen. Und dabei geht es dann nicht nur um einen Werbespruch, sondernvor allem um eine einheitlichen Auftritt über die Tourismusbetriebe und die Landesverwaltunghinaus. Das wird eine wichtige Aufgabe für die nächsten Jahre sein.Bei allen wirtschaftspolitischen Initiativen darf es aber nicht so sein, dass diejenigen, die dieeigentlichen Leistungserbringer sind, unter die Räder geraten. Deshalb war und ist es für unswichtig, dass Betriebe, die ordnungsgemäß arbeiten, von uns vor unlauterer Konkurrenzgeschützt werden. Und deshalb war und ist es für uns wichtig, das die Menschen, die arbeiten,einen fairen Lohn für ihre Arbeit bekommen. Mit dem Tariftreuegesetz, dem Mindestlohngesetzund dem Korruptionsregister haben wir hier erstmalig die gesamte Palette vonSchutzvorschriften geschaffen, die genau die Ziele, die ich gerade genannt habe, erstermöglichen. Durch das Tariftreuegesetz müssen sich Firmen, die sich um öffentliche Aufträgebewerben, an die hier üblichen Löhne halten und soziale und ökologische Kriterien einhalten.Wir wollen das, weil das für uns das normalste von der Welt ist. Und wir wollen auch, dass dieMenschen, die für uns im Rahmen einer Auftragsnahme arbeiten oder die in landeseigenenOrganisationen arbeiten, mindestens das Entgelt bekommen, das auch mindestens fürLandesbedienstete gilt. Es soll sich nämlich nicht lohnen, Aufgaben auf dem Rücken derBeschäftigten auszulagern. Das ist in der Vergangenheit viel zu oft geschehen und deshalb setztdas Mindestlohngesetz hier auch genau eine Grenze. Und diese Grenze ist gut gesetzt. Und 7wenn dann doch ein Unternehmen sich nicht an die Spielregeln hält und damit alle anderenUnternehmen überfordert, dann ist es nur recht und billig, dass diese Unternehmen in einemKorruptionsregister gespeichert werden und sie von der Auftragsvergabe ausgeschlossenwerden können. Das dient dem Schutz von ordentlichen Unternehmen und dem Schutz vonArbeitsplätzen in unserem Land. Und auf diesen Schutz können sich Unternehmen undArbeitnehmer bei der rot-grün-blauen Koalition verlassen.Lassen Sie mich nun auf das Leib- und Magenthema des SSW eingehen: die Minderheitenpolitik.Wie auch bei anderen Themenfeldern haben wir hier die Kürzungen der ehemaligen Regierungwieder zurückgenommen. Gerade die Minderheitenorganisationen, die sich Aufgrund derTatsache, dass sie vergleichsweise kleine Minderheiten vertreten, eben nicht ohneSchwierigkeiten refinanzieren können, sollten durch unsere Küstenkoalition gestärkt werdenund das haben wir getan. Bei dieser Wiederherstellung des Status Quo ist es aber nichtgeblieben.Wir haben die Ungleichbehandlung von Schülerinnen und Schülern, die die dänischen Schulenbesuchen, aufgehoben. Die dänischen Schulen sind die öffentlichen Schulen der dänischenMinderheit und dieses Faktum haben wir ja auch im Text der neuen Landesverfassungberücksichtigt. Deshalb war es auch ein starkes Signal, dass auch hier die Gleichstellung derdänischen Schulen mit den öffentlichen Schulen verankert wurde. Vergleichsmaßstab für denUmfang der Bezuschussung der dänischen Schulen sind nicht die anderen freien Schulen, die einfreiwilliges Angebot darstellen, sondern die öffentlichen Schulen, die genauso wie die dänischenSchulen, das zwingend notwendige Angebot darstellen. Hierin liegt ein wesentlicherUnterschied. Gäbe es die dänischen Schulen nicht, müsste das öffentliche Schulwesen einentsprechendes Angebot für die Minderheit vorhalten – ähnlich wie die rein sorbischsprachigenöffentlichen sorbischen Schulen in Sachsen und Brandenburg. 8Im Übrigen sind aber auch die Berechnungsgrundlagen für die Berechnung der Zuschüsse,ebenso wie bei den freien Schulen, auf eine transparente und nachvollziehbare Grundlagegebracht worden. Neben den Personalkosten, die auf eine neue Art berechnet werden, haben wirauch eine Lösung für alle weiteren Finanzierungsprobleme gefunden. Im Gegensatz zu früher,wird der dänische Schulverein beim Landeszuschuss für Schülerbeförderungskostengleichgestellt. Weiter erfolgt eine Gleichstellung auch bei den Investitionskosten und bei denVerwaltungskosten für die Schulen der dänischen Minderheit. Damit werden Probleme gelöst,die seit Jahrzehnten bestanden haben. Und das beste ist, diese Probleme hat man zusammenmit dem betroffenen dänischen Schulverein gelöst.Vor dem Hintergrund, dass auch die kulturellen Zuschüsse für die dänische Minderheit in Teilenerhöht worden sind und auch das von der dänischen Minderheit mit getragene Haus derMinderheiten in Flensburg aus Landesmitteln mit finanziert wurde, haben wir die drängendstenfinanziellen Probleme der dänischen Minderheit gelöst. Natürlich gibt es immer wieder nochLuft nach oben, aber in den ersten 2 ½ Jahren ist schon viel geschehen.Das gilt auch und gerade auch für die friesische Minderheit. Neben den eben schon erwähntenzurückgenommenen Kürzungen der Vorgängerregierung, haben wir zum ersten Mal eine Ziel-und Leistungsvereinbarung mit einer Minderheitenorganisation abgeschlossen – nämlich mitdem Nordfriisk Instituut. Das Land hat die Notwendigkeit erkannt, die friesische Sprach- undKulturarbeit noch intensiver zu fördern und tut dies gerade auch durch die Förderung für dasNordfriisk Instituut. Das Institut bekam bei unserer Regierungsübernahme 200.000 Euro jährlichund wird knapp 440.000 Euro im Jahr 2017 erhalten. Und wir wollen diese Zusammenarbeit mitdem Nordfriisk Instituut auch in den Folgejahren weiter ausbauen. Ob eine Ziel- undLeistungsvereinbarung ein Modell auch für andere Minderheitenorganisationen sein kann, wirddie Zeit zeigen. Auf jeden Fall hat das Nordfriisk Instituut hierdurch zum ersten Mal in seinerGeschichte Planungssicherheit über mehrere Jahre und steigende Zuschüsse über einenmehrjährigen Zeitraum. Für die Friesen ist das ein Quantensprung. 9Auch hier wollen wir weiter machen und deshalb haben wir gerade in der letzten Wochebeschlossen, das Kapital der Friesenstiftung um fast 300.000 Euro jährlich aufzustocken. Mitden Erträgen dieser Mittel können die Friesen Projekte auch über längere Zeiträume fördern undsie können auch die kleinen Dinge umsetzen, die bisher in kein Antragsschema passten. Auchhier gehen wir unkonventionelle Wege, damit etwas für eine kleine Minderheit bewegt werdenkann, die sich eben gerade nicht darauf verlassen kann, dass ein Mutterstaat hier helfend zurSeite springen könnte. Das gilt im Übrigen auch für die Minderheit der Sinti und Roma, die ausden gleichen Lottoerträgen wie die Friesen jährlich rund 300.000 Euro bekommen soll. DiesesGeld soll insbesondere in die Sozialberatung der Sinti und Roma fließen. Hier übernimmt derLandesverband der Sinti und Roma schon eine wichtige Aufgabe, die wir als Staat so nichterfüllen können. Und deshalb ist dieses Geld absolut gewinnbringend für uns und dieGesellschaft eingesetzt. Damit setzen wir auch bundesweit ein Zeichen, wie man die Minderheitder Sinti und Roma nachhaltig fördern kann. Im Übrigen können sie ja auch schon imHaushaltsentwurf lesen, dass die Sinti und Roma auch für ihre Bildungsberater zusätzlich Gelderhalten sollen. Nachdem die Sinti und Roma in die Landesverfassung aufgenommen wurden,sind das Jahr 2015 und die Folgejahre nun die Jahre, in denen es auch in der finanziellenFörderung für die Sinti und Roma richtig bergauf geht. Und das ist ein Verdienst dieserKüstenkoalition.Wenn wir uns die neue Landesverfassung ansehen, dann enthält diese ja nicht nurFormulierungen zu den dänischen Schulen oder zum Friesischunterricht, sondern auch dasausdrückliche Bekenntnis, die heimischen Sprachen und Kulturen im Land gemeinsam zubewahren. Hier liegt eine Schlüsselaufgabe für die Minderheitenpolitik. Wenn sie in denThesaurus des Schreibprogramms ihres Computers dem Begriff „Friesischunterricht“ eingeben,wird er dieses Wort nicht kennen. Dieses Beispiel illustriert, wie ich finde, sehr gut die Aufgabe,die wir als Land haben. Wir müssen die Minderheiten in elementaren Dingen unterstützen, diees sonst gar nicht gäbe. Das ist dann ein Haus der Minderheiten, das Verständnis für 10Minderheiten schaffen soll; das ist dann Sozialarbeit von Sinti und Roma für Sinti und Roma unddas ist dann auch die Notwendigkeit, den Friesischunterricht so zu fördern, dass er an denentsprechenden Schulen zur Normalität wird. Hier machen wir jetzt die ersten Schritte miteinem entsprechenden Konzept, aber das kann auch nur der erste Schritt sein. Weitere müssenfolgen.Und das gilt dann auch für eine Sprachenpolitik für unser Land. Die Sprachen müssen sichtbarergemacht werden. Wir brauchen eine verstärkte mehrsprachige Beschilderung genauso, wie wirSprachkurse und Schulunterricht brauchen. Wir müssen versuchen, das was wir schon habenauszubauen und weiterzuentwickeln und wir müssen hierfür ständig die gesetzlichenBestimmungen hinterfragen und gegebenenfalls auch ändern. In der dänischen Minderheit wirdheftig diskutiert, warum es in 21. Jahrhundert immer noch nötig sein soll, dänischsprachigeSchriftstücke für Verwaltungen im Landesteil Schleswig übersetzen zu müssen. Eigentlichmüssten wir hier schon wesentlich weiter sein und über genügend dänischsprachiges Personalin Verwaltungen verfügen, so dass Übersetzungen nicht mehr nötig sind. Ähnliches gilt für diefriesische Minderheit in Bezug auf die Bestimmungen im Friesisch-Gesetz. Auch hier müssen wirprüfen, ob wir in der Umsetzung der Bestimmungen noch etwas verbessern können. Und auchunsere Initiative für Mehrsprachigkeit bei den einzurichtenden Lokalradios ist ein wichtigerSchritt für eine aktive Sprachenpolitik in unserem Land. Diese kurzen Beispiele sollen illustrieren,dass Minderheitenpolitik nicht irgendwann einmal zuende, sondern ein ständiger Prozess ist. Indiesen Prozess sind wir sehr gut eingestiegen und nun gilt es, mit einer neuen Sprachenpolitikfür dieses Land nachzulegen.Eine Halbzeitbilanz dieser Koalition wäre sicherlich ohne einen Hinweis auf die erfolgreicheFinanzpolitik nur unvollständig. Lassen Sie mich deshalb kurz noch einmal dieAusgangssituation in 2012 in Erinnerung rufen. Damals wurde behauptet, eine rot-grün-blaueKoalition würde die Schuldenbremse reißen, würde die Absprachen mit dem Stabilitätsrat nichteinhalten und die Neuverschuldung würde unendlich steigen. Passiert ist das Gegenteil. Die 11Schuldenbremse wurde und wird nicht gerissen. Wir halten sogar einen gehörigen Abstand zuder Verschuldungsgrenze, die rechtlich möglich wäre, ein. Wir halten natürlich unsereAbsprachen mit dem Stabilitätsrat ein und halten, auch wenn es schwer fällt, an derHaushaltskonsolidierung und dem Personalabbaupfad fest. Und die Neuverschuldung istkontinuierlich und über dem planmäßigen Satz gesunken. Wir haben sogar in 2013 erstmals seit50 Jahren mit einem Haushaltsüberschuss abgeschlossen. Da kann man nun wahrlich nicht voneiner unseriösen Ausgabenpolitik sprechen.Bei all den guten Haushaltszahlen, haben wir aber nicht vergessen, wofür wir von den Menschengewählt worden sind. Nämlich dafür, an ihrer konkreten Lebenssituation etwas zu verbessern.Wir haben deshalb trotz der erfolgreichen Haushaltskonsolidierung massiv in die Bildung, denKlimaschutz, die Energieeffizienz und die Wirtschaft investiert. Und wir haben den Mut gehabt,auch die Finanzierung der Leistungen der kommunalen Ebene auf gerechtere Grundlagen zustellen. Die Reform des kommunalen Finanzausgleichs folgt nun den Aufgaben und wird seinereigentlichen Funktion, dem finanziellen Ausgleich zwischen dem Kommunen, wesentlich besserals bisher.Trotz des Sparzwangs haben wir die kulturelle Infrastruktur weiter und intensiver gefördert undwir haben die Beziehungen zu Dänemark intensiviert, was gerade auch den SSW freut. Wirschaffen es, die vielen neuen Zuwanderer hier bei uns vernünftig aufzunehmen und wir habendie Minderheitenpolitik wieder auf die politische Agenda gesetzt, was gerade auch in dereuropapolitischen Dimension wichtig ist.All das haben wir getan und dabei gleichzeitig, den Haushalt des Landes in sicherem Fahrwassergefahren. Das ist für uns der eigentliche Erfolg dieser rot-grün-blauen Koalition und somit auchAnsporn zugleich hier weiter zu machen. Darauf können sich die Menschen im Land verlassen.