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Jette Waldinger-Thiering: Uns geht es um die Lehrerbildung und nicht um taktische Spielchen
Presseinformation Kiel, den 15.05.2014Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-Thiering TOP 9,24,30+33 Entwurf für ein Lehrkräftebildungsgesetz und Anträge zur Lehrerausbildung/ Sekundarstufen-II-Ausbildung Drs. 18/1760 u.a. „Mit dem vorliegenden Gesetzentwurf sind wir auf dem besten Weg zu einer modernen und zukunftsweisenden Lehrerbildung“Wenn ich ehrlich bin, dann stimmt mich der gesamte Ablauf rund um diesesGesetzgebungsverfahren doch sehr nachdenklich. Wie Sie wissen, haben SSW, Grüne und SPDdieses Thema mit dem klaren Anspruch angepackt, endlich eine zeitgemäße - und damit denfaktischen Strukturen der Schullandschaft entsprechende - Lehrerbildung zu schaffen. Es magsein, dass in diesem Prozess nicht immer alles optimal gelaufen ist. Aber um es noch einmalganz deutlich zu sagen: Unser Ziel ist es, die modernste und qualitativ hochwertigsteAusbildung für unsere Lehrerinnen und Lehrer zu schaffen. Die Stärkung oder Schwächungeinzelner Standorte oder sonstige taktische Spielchen oder sogar Geheimpläne spielen für unsmit Sicherheit keine Rolle. 2Dass der Opposition trotzdem fast jedes Mittel recht ist, um dieses Gesetz zu torpedieren, findeich enttäuschend. Gerade von jenen, die in eigener Regierungsverantwortung in dieser Sacheso gut wie gar nichts bewegt haben, hätte ich einen deutlich konstruktiveren Beitrag erwartet.Aber wenn wir ehrlich sind, dann wurde die Anpassung der Lehrämter an die Schullandschaftsogar schon im Zuge der Schulgesetzänderung von 2007 versäumt. Aber das ist Schnee vongestern und zeigt in meinen Augen nur deutlich, wie wichtig diese Initiative von Rot-Grün-Blauheute ist.Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn der eine oder andere die geplanten Änderungenbei der Lehrerausbildung im Land als unbequem oder sogar störend empfindet. DennVeränderungen können wehtun. Keine Frage. Aber das gibt einem noch lange nicht das Recht,Horrorvisionen zu verbreiten und dadurch unnötig Ängste zu schüren. Statt der vielen Märchendie im Umlauf sind - oder zumindest waren -möchte ich auf einen Fakt hinweisen: Niemandemwird durch die geplante Neuordnung der Lehrerbildung etwas weggenommen! Hier ging undgeht es nicht um die Verlagerung von Kompetenzen oder Kapazitäten. Hier geht es einzig undallein um die Stärkung und die zeitgemäße Ausrichtung der Lehrerbildung und damit um dieHochschullandschaft insgesamt. Aus Sicht des SSW ist es auch für die Zukunft dringendempfehlenswert, dass alle Beteiligten diese Tatsache im Hinterkopf haben und die Reform mitder gebotenen Sachlichkeit begleiten.Es geht uns nicht um Standortfragen. Und genauso wenig wollen wir diese dringendnotwendige Reform einfach in „Basta-Manier“ durchdrücken. Auch wenn die Betroffenenimmer mal wieder einen anderen Eindruck erwecken wollten, muss ich auf eins hinweisen:Sowohl Flensburg wie auch Kiel wurden und werden umfangreich in den Gesamtprozesseinbezogen. Das Bildungsministerium hat die Pläne mit beiden Universitäten beraten undregelmäßig Gespräche geführt. Ich gehe fest davon aus, dass sich daran auch in Zukunft nichtsändern wird. Und man sollte auch nicht vergessen, dass noch eine umfangreiche Anhörung zu 3diesem Gesetzentwurf ins Haus steht. Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen und konstruktiveVorschläge einzubringen, waren und sind also durchaus vorhanden.Noch einmal: Ziel ist eine landesweit einheitliche und vor allem qualitativ gleichwertigeAusbildung unserer Lehrkräfte. Es liegt doch auf der Hand, dass hierfür ein wenigKompromissbereitschaft und Flexibilität gefragt ist. Das gilt für Flensburg und für Kielgleichermaßen. Wer nur die nüchternen Fakten betrachtet, wird jedenfalls keine einseitigeSchlechterstellung oder sonstige Benachteiligung eines Standorts erkennen. Und eins will ichdeutlich sagen: SPD, Grüne und SSW sind es, die endlich den denkwürdigen Zustand beenden,in dem munter Lehrkräfte für Schulformen ausgebildet werden, die es so gar nicht mehr gibt.Diese Anpassung an die tatsächliche Schulstruktur ist längst überfällig und ganz besonderswichtig.Wer sich den Gesetzentwurf genauer angeschaut hat, wird auch wissen, dass wir all unsereLehrerinnen und Lehrer nicht nur fachwissenschaftlich exzellent ausbilden wollen. Nein, siewerden in Zukunft auch flexibel einsetzbar sein. Zu diesem Zweck sollen in Kiel wie inFlensburg Sekundarlehrkräfte ausgebildet werden, die von Klasse 5 bis 13 unterrichten können.Sie bekommen damit die erforderlichen Kompetenzen für Gymnasien wie fürGemeinschaftsschulen. Dies entspricht dem Geist unseres Schulgesetzes und bedeutetkeinesfalls eine Absenkung von fachlichen Standards. Ganz im Gegenteil: Damit wird dieAusbildung zum Wohle unserer Kinder grundsätzlich auf gymnasiales Niveau angehoben. UndLehrerinnen und Lehrer erster und zweiter Klasse gehören nach diesen Plänen mittelfristig derVergangenheit an. Warum hier manche noch immer von einer Abschaffung des Gymnasiumsreden, ist mir persönlich schleierhaft.Ein weiterer sehr bedeutender Punkt, auf den der Gesetzentwurf erste, wichtige Antwortengibt, ist die Herausforderung eines wirklich inklusiven Schulsystems. Denn nach denvorliegenden Plänen werden unsere Lehrerinnen und Lehrer endlich schon im Studium das 4Rüstzeug für die zentralen Anforderungen des Schulalltags bekommen. Sie sollen schon hierviel stärker für die individuelle Verschiedenheit der Schülerinnen und Schüler sensibilisiertwerden. Pädagogische wie auch didaktische Basisqualifikationen für den Umgang mitHeterogenität und Inklusion werden zukünftig in die Ausbildung für alle Lehrämter integriert.Sie werden nicht erst im Nachhinein im Rahmen von Fortbildungen vermittelt. Das ist inmeinen Augen nicht nur gut, sondern schlicht und einfach notwendig. Denn so werden unsereLehrerinnen und Lehrer von Beginn an in die Lage versetzt, ihren Unterricht entsprechend zugestalten. Und das ist nicht nur für die Kinder von Vorteil, sondern vor allem auch für dieLehrkräfte selbst.Wer rein ideologisch argumentiert, wird natürlich immer weiter von Gleichmacherei oder vonnotorisch überforderten Einheitslehrern sprechen können. Wir aber sehen die weitestgehendeinheitliche Ausbildung der Lehrkräfte für alle weiterführenden Schulen als absolut modernund wegweisend an. Die Fraktionsvorsitzenden haben es am Dienstag deutlich gesagt: DieQualifikation aller Lehrkräfte für Sekundarstufe 1 und 2 ist eindeutig die beste Antwort auf diebestehende Wahlfreiheit zwischen Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Und es ist dierichtige Antwort auf die Veränderungen, die der demografische Wandel nicht zuletzt fürunsere Schulen bringt.Doch auch für die Minderheiten im Land bringt der vorliegende Gesetzentwurf klareFortschritte. Denn die Vermittlung der Bedeutung der Sprache, Geschichte und Kultur dernationalen dänischen Minderheit, der friesischen Volksgruppe und der Minderheit derdeutschen Sinti und Roma sind zukünftig fester Bestandteil der Lehrkräftebildung. Auch hierwird es im weiteren Verlauf noch um die konkrete Ausgestaltung gehen. Grundsätzlichspiegelt das Thema Minderheiten im Lehrerbildungsgesetz aber schlicht und einfach dieRealitäten in unserem Land wider. Und auch wenn sie eigentlich längst überfällig ist, wirddiese Neuerung hoffentlich nicht nur vom SSW ausdrücklich begrüßt. 5Die Einschätzung, dass eine konsistente Lehrerbildung nicht erst seit der letztenSchulgesetzänderung überfällig ist, wird von sehr vielen Betroffenen geteilt. Dem kommen wirnach, indem wir die Lehrerbildung im Land endlich modern gestalten und qualitativhochwertig ausrichten. Dabei ist klar, dass diese Weiterentwicklung in Kiel, Flensburg undLübeck stattfinden wird. Und zwar in einem absolut überschaubaren Kostenrahmen. Ichmöchte der Anhörung nicht vorgreifen. Sicher werden sich hier noch Änderungsbedarfe zeigen,denen wir selbstverständlich nachgehen werden. Aber klar ist, dass wir das Gesetz bis zumSommer verabschieden und damit Planungssicherheit für alle Beteiligten schaffen werden.Schon allein damit ist für die Betroffenen deutlich mehr erreicht, als unter unserenVorgängern.