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Flemming Meyer: Bürokratie abbauen
Presseinformation Kiel, den 19.02. 2013Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 9 Bürokratie abbauen Drs. 18/1526Die Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträge ist seit seiner Einführung ein Dauerbrenner. Siewar im Rahmen des Rentenentlastungsgesetzes eingeführt worden, um die Sozialkassen zufüllen. Nachdem die Neuregelung den Sozialkassen im ersten Jahr faktisch 13 Monatszahlungenbescherten, erholten diese sich merklich und damit wurden Rufe laut, dieses System auch gleichwieder abzuschaffen. Die Betriebe zahlen nämlich einen hohen Preis für die Sanierung derSozialversicherung, indem sie zweimal jede Lohnabrechnung in die Hand nehmen müssen, umzunächst die Sozialbeiträge vorab zu berechnen und dann noch einmal, um dessen tatsächlicheHöhe zu berechnen. Bei Betrieben mit hoher Personalfluktuation ist das gar nicht so einfach. Vorallem kleine Betriebe, die keine eigenständige Buchführung haben, klagen über eine extremeBelastung durch die Vorfälligkeit. Die Kritik vor allem der Handwerksverbände hat sich auchdaran entzündet, dass die Handwerker den Sozialkassen quasi einen Kredit gewähren. Sie selbermüssen zur Liquidität teure Zinsen bezahlen; und das in einer Situation, in der immer mehrKunden erst nach der ersten Mahnung ihre Rechnungen begleichen.Die Bundesregierung hat 2006 auf die Kritik reagiert und ein entsprechendes Gesetzverabschiedet, das die Pauschalierung der Beiträge erlaubt. Die Praxis hat inzwischen gezeigt, 2dass die Arbeitgeber mit schwankenden Arbeitsentgelten von der Pauschalierung tatsächlichGebrauch machen. So zumindest sagt es die Landesregierung Baden-Württemberg.Eine Rückkehr zum alten System ist zwar die oft geäußerte Forderung fast allerWirtschaftsverbände; tatsächlich wird es wohl kaum so weit kommen. Nicht einmal in denKoalitionsvertrag der GroKo hat es die Forderung nach der Abschaffung der Vorfälligkeitgeschafft. Die Forderung nach der Abschaffung der Vorfälligkeit der Sozialversicherungsbeiträgeist wie ein Tätigkeitsnachweis für die eigenen Mitglieder. Mit dieser markigen Forderungsignalisieren die Vorstände, dass sie sich um die Belange ihrer Mitglieder kümmern. Tatsächlichsind die Belastungen der Betriebe in den letzten Jahren gewachsen: Formulare und Statistikenhaben enorm zugenommen. Da sind die Vorfälligkeiten bei den Beiträgen zu Rente undKrankenkassen nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.Würde das System zur Abrechnung der Sozialversicherungsbeiträge aber tatsächlich wiederumgestellt werden, hat das wahrscheinlich weitreichende Folgen. Es ist ja nicht so, dass mannach fast zehn Jahren einfach wieder zu alten Routinen zurückkehren kann. Die Folgen geradefür den Haushalt der Sozialversicherungskassen sind unkalkulierbar, schließlich fehlt danneinmalig ein gewichtiger Beitrag. Das sollte man bedenken, bevor man unüberlegt dieVorfälligkeit wieder abschafft. Ich warne vor einem vorschnellen Schuss aus der Hüfte.Richtig ist, dass wir die Bürokratie reduzieren müssen, die viele Betriebe an den Rand derBelastbarkeit führt. Das sollte allerdings im Rahmen einer Gesamtreform geschehen, damit nichtein neues Problem erwächst.