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Lars Harms zu TOP 9+10 - Gesetzentwurf zur Besoldungs- und Versorgungsanpassung
Presseinformation Kiel, den 29. Mai 2013Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 9+10 Gesetzentwurf zur Besoldungs- und Versorgungsanpassung Drs. 18/816, 18/820Heute liegt Ihnen ein Gesetzentwurf zur zukünftigen Beamtenbesoldung vor, der dieAnforderungen der Schuldenbremse auf der einen Seite und die sozial ausgewogene Erhöhungder Besoldung für unsere Beamtinnen und Beamten berücksichtigt. Ich erlaube mir hierzuallererst den Hinweis, dass wir trotz allem für alle Beamten über eine Erhöhung ihrer Bezügereden. Der öffentliche Eindruck ist ja manchmal, dass es hier womöglich um eine Senkung derBezüge geht. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Es geht um ein Mehr für unsere Beamten.Der zweite Punkt, den ich vorausschicken möchte ist, dass sich jede Erhöhung der Bezügenatürlich extrem auf den Landeshaushalt auswirkt. Insgesamt manchen die Personalausgaben3,6 Milliarden Euro aus. Davon sind 2,3 Milliarden Euro für die derzeit Beschäftigten und 1,3Milliarden Euro für die ehemaligen Beamten, die jetzt Versorgungsbezüge als Pensionäreerhalten. Die Pensionsausgaben haben im Übrigen eine stark steigende Tendenz. Somit sindjetzt schon 37 % der Landesausgaben als Personalausgaben gebunden. Wie gesagt, nicht nurwegen der Tarifsteigerungen, sondern insbesondere auch wegen der Pensionszahlungen mit 2jährlich stark steigender Tendenz. So gesehen ist der Druck auf das Personalbudget auch eineLast der Einstellungspraxis der vergangenen Jahrzehnte.Drittens geht es heute nicht um alle Beamten, sondern nur um einen Teil der Beamten.Ungefähr ein Viertel der Beamtinnen und Beamten im Landesdienst bekommen nach demGesetzentwurf in den nächsten beiden Jahren eine geringere Erhöhung der Bezüge, die nichtangelehnt an die Tariferhöhung im Angestelltenbereich ist. Diese geringeren Steigerungenwerden bei den höher besoldeten Beamten vorgenommen, bei denen die allgemeinePreisentwicklung nicht so stark durchschlägt, wie bei den niedrigeren Besoldungsgruppen. Wirglauben, dass dies sozial vertretbar ist.Viertens: Die meisten anderen Länder übernehmen ebenfalls nicht den Tarifabschluss für dieAngestellten. Alle diese Länder haben genau die gleichen Probleme wie wir. Wir haben einenStellenabbaupfad, der besagt, dass wir mehr als 5.300 Stellen bis 2020 abgebaut haben wollenund müssen. Ein Prozent Tarifsteigerung kostet ungefähr 30 Millionen Euro jährlich oderumgerechnet 600 Stellen. Ich glaube, jeder wird eingestehen, dass ein weiterer Stellenabbauunrealistisch ist. Und in den anderen Bundesländern sieht man solche Szenarien ähnlich undkommt zu ähnlichen Lösungen wie wir.Ein fünfter Punkt ist, der immer wieder erhobene Vorwurf, dass diese Koalition doch einfachneu beschlossene Maßnahmen zurücknehmen könnte, denn diese erfolgten auf dem Rückender Beschäftigten. Das ist natürlich auch falsch. Insgesamt sind die meisten Maßnahmenunsererseits durch Umschichtungen in den Budgets erwirtschaftet worden. Das heißt, alteinhaltliche Prioritäten sind eingesammelt worden und man hat neue gesetzt – ohne mehr Geldauszugeben. Hinzu kam dann der Ausbau der Kindertagesstätten, um den Rechtsanspruch fürKinder unter drei Jahren zu gewährleisten. Wir haben hier eine Vereinbarung mit denKommunen getroffen, die für beide sinnvoll ist. Der Kern ist aber, dass wir ohnehin verpflichtet 3waren, diese Gelder weiterzuleiten. Auch eine Regierung anderer Couleur hätte dies tunmüssen.Es gibt hierbei nur einen Unterschied, Sie- schwarz-gelb- wären in einem Konflikt mit denKommunen hineingelaufen, der noch zu teuer für das Land geworden wäre und Spielräumenoch stärker eingeengt hätte. Das haben wir verhindert.Wir hätten dann noch das Programm PROFI, das manches Mal zur Gegenfinanzierung genanntwird. Hier handelt es sich aber um einmalige investive Ausgaben. Für eine strukturelledauerhafte Erhöhung der Personalausgaben, die ja in die Zukunft wirken, kann man dieseeinmalig zur Verfügung stehenden Mittel auch nicht nehmen. Bleiben von den großen Blöckennur noch die Schaffung von Plätzen in der Altenpflegeausbildung, die Erhöhung der Zuschüssefür die Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen, die verbesserte Förderung von dänischenSchulen und der anderen freien Schulen und die Wiedererhöhung des Blindengeldes. Wennman alles zusammen rechnet, kommt man in diesem Jahr vielleicht auf 10 Millionen Euro, diediese politischen Prioritäten kosten. Vor diesen Hintergrund, kann jeder ersehen, dass auchStreichorgien bei den politischen Prioritäten dauerhaft nicht helfen werden.Mir war es wichtig, diese Vorbemerkungen erst einmal vorauszuschicken, damit manüberhaupt weiß, worüber man redet und in welcher Situation sich das Land befindet. Ich weiß,dass wir alle gesagt haben, dass eine zeit- und wirkungsgleiche Übernahme desTarifabschlusses eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Und ich bedaure sehr, dasswir genauso wie die meisten anderen Bundesländer nicht in der Lage sind, dieses einhalten zukönnen. Wir haben uns den Tarifabschluss sehr genau angesehen und versuchen auch dasmeiste herauszuholen, was geht. Deshalb haben wir die soziale Staffelung vorgenommen undnoch einige andere Dinge mit eingebaut, die sich positiv für die einzelnen Betroffenenauswirken. Es ist deshalb auch wichtig, dass wir in diesem Gesamtpaket auch noch überZulagen reden. Wir gewähren Zulagen für die Feuerwehr und für Außendienstmitarbeit, wirgewähren wieder eine Jubiläumszulage, und wir schauen darauf, dass die Beihilfe in Bezug auf 4den Wegfall der Praxisgebühr entsprechend angepasst wird. All dies wird ebenfalls in den Topfhineingenommen. Auch das ist Ausfluss der Beratungen mit den Gewerkschaften und mit demBeamtenbund, die genau diese Bereiche eben auch immer moniert haben. Insofern ist diesesGesamtpaket auch nicht so schlecht.Wir haben auch vor gehabt, den Beamtinnen und Beamten Sicherheit zu geben in Bezug aufdas, was sie auch in den nächsten Jahren gehaltsmäßig zu erwarten haben. Deshalb wolltenwir ursprünglich per Gesetz eine Garantie dafür geben, dass auch in den nächsten Jahren eineBesoldungserhöhung um jeweils 1,5 % festgeschrieben wird. Gewerkschaften undBeamtenbund haben uns mitgeteilt, dass sie dies als eine Vorfestlegung ablehnen und liebernur für die Jahre 2013 und 2014 Regelungen geschaffen sehen wollen. Dies hat dieLandesregierung mit dem vorliegenden Gesetzentwurf berücksichtigt. Insofern sehen Sie,meine Damen und Herren, dass der Dialog auch im Gesetzgebungsverfahren nicht endet.Wenn Sie den konkreten Gesetzentwurf betrachten, werden Sie auch feststellen, dass dassogenannte Abstandsgebot zwischen den einzelnen Besoldungsstufen gewahrt bleibt. DieLandesregierung hatte da ja die gleiche Aufgabe wie schon die weit überwiegende Zahl deranderen Landesregierungen. Alle haben ihre Regelungen für die Beamten modifiziert und soangepasst, dass dieses Abstandsgebot auch eingehalten wird, so dass ich wenig Sorge habe,dass das Ergebnis, das ihnen heute vorliegt, erfolgreich beklagt werden kann. Und im Übrigenerlaube ich mir den Hinweis, dass nicht alle Länder gleich hohe, sondern teilweise niedrigereAnpassungen bei der Beamtenbesoldung durchführen, als wir hier in Schleswig-Holstein.Meine Damen und Herren, lassen Sie mich eines abschließend ansprechen. Wir werden noch indie Ausschussberatung einsteigen, in der das Gesetz entsprechend vielleicht noch verbessertwerden kann. Dort wird es auch noch eine Beteiligung formaler Art geben. Dann werden unsmöglicherweise auch die Gewerkschaften und der Beamtenbund deutlich machen, wie siedazu stehen und Vorschläge machen, wie man das Gesetz noch konkret verbessern kann. Das 5ist auch in Ordnung. Möglicherweise wird dieses Gesetz mit Modifizierungen aus demVerfahren herauskommen. Diese Offenheit besteht, weil diese Offenheit immer in der Politikbesteht. Insofern gehen wir offen in die Ausschussberatungen und werden das Gesetz dort, wonoch Ergänzungen notwendig sind, ergänzen. Und unser gemeinsames Ziel ist es, hier so vielwie möglich für die Beamtinnen und Beamten möglich zu machen und deshalb habe ichdurchaus die Hoffnung, dass am Ende ein gutes Ergebnis steht, das sich im Vergleich allerBundesländer gut sehen lassen kann.