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Jette Waldinger-Thiering zu TOP 4 - Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes
Presseinformation Kiel, den 21.02.2013Es gilt das gesprochene WortJette Waldinger-ThieringTOP 4 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes Drs. 18/200 und 18/475Vor dem Hintergrund der recht aufgeregten Stimmung rund um die Änderung desSchulgesetzes ist mir eins besonders wichtig, zu betonen: Der zeitlich Druck bei derBearbeitung hat dazu geführt, dass dieses Verfahren etwas holprig gelaufen ist. DiesenUmstand bedauere ich ausdrücklich. Ich gebe aber auch zu bedenken, dass bis 2014 für keineeinzige Schule hier im Land der Zwang besteht, ihre Struktur zu ändern. Ganz im Gegenteil:Nach den vielen Unsicherheiten der vergangenen Jahre halten wir es für sehr wichtig, dass anallen Schulstandorten in Ruhe weiter gearbeitet werden kann. Und gerade weil so mancherganz gezielt in diese Richtung Unsicherheiten verbreitet, möchte ich noch einmal betonen,dass Gemeinschaftsschulen und Gymnasien für diese Koalition gleichermaßen wichtig sind.Dies bleibt selbstverständlich auch die Grundlage, auf der wir gemeinsam mit allen Akteurendie bereit sind, sich konstruktiv einzubringen, an Inhalten arbeiten wollen. Diesen Weg werdenwir schon allein deshalb nicht verlassen, weil es bei unserem Anspruch bleibt, zum Schuljahr2014/2015 ein gutes Schulgesetz im Dialog mit den Betroffenen zu beschließen. Daran hat sichauch zur heutigen zweiten Lesung zu unserem Vorschaltgesetz nichts geändert. Der 2Dialogprozess ist in vollem Gange. Die nächste Bildungskonferenz findet noch diesen Monatstatt.Es ist schon recht merkwürdig, dass die Opposition auch wirklich gar kein gutes Haar andiesem Bildungsdialog lassen kann. Dabei hat mein Kollege Martin Habersaat gewiss nichtübertrieben, als er diesen Dialogprozess als den umfassendsten bezeichnet hat, den wir hier inSchleswig-Holstein je erlebt haben. Diesen Ansatz als reine Augenwischerei zu bezeichnen,halte ich für wirklich unangemessen. Aber wer weiß: Vielleicht ärgert man sich auch nurdarüber, dass man die verschiedenen bildungspolitischen Beschlüsse in der vergangenenLegislaturperiode nicht ähnlich sorgfältig vorbereitet hat? Oder vielleicht erkennt man erstheute, dass es ein Fehler war, einfach über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden zuhaben?Wie dem auch sei: Im Ergebnis haben uns unsere Vorgänger in der Schullandschaft jedenfallsein heilloses Durcheinander hinterlassen. Die Leidtragenden sind Schülerinnen, Schüler,Lehrkräfte und Eltern. Sie und nicht zuletzt die Schulträger haben diese chaotischenVerhältnisse gründlich satt. Das zeigt auch die Bildungskonferenz sehr deutlich. Deshalb habenwir uns zur Aufgabe gemacht, endlich wieder über Inhalte anstatt über Strukturen zu reden.Und gerade weil wir diesen konstruktiven Dialog mit den Akteuren und ihre Bedürfnisseinsgesamt sehr ernst nehmen, brauchen wir dieses Vorschaltgesetz. Nur so können wir dasvorhandene Bildungschaos gründlich durchleuchten und Schritte in die falsche Richtungverhindern.Eins habe ich schon in der vergangenen Debatte zum Schulgesetz versucht, deutlich zumachen: Mit dem vorgelegten Gesetzentwurf nehmen wir gezielt Einfluss auf einige Dinge, dieungebremst schlicht und einfach zu weiteren Unsicherheiten und Problemen führen würden.Und dies tun wir zeitlich eng befristet. Genauer gesagt nur, bis das neue Schulgesetz im Augustnächsten Jahres in Kraft tritt. Der Vorwurf, der begonnene Dialog sei bloß Theater weil heute 3schon Fakten geschaffen würden, wird deshalb von den meisten Betroffenen auch nichtgeteilt. Ich will hier klar sagen: Anders als unsere Vorgänger wirbeln wir eben nicht alleswahllos durcheinander. Wir sorgen nur dafür, dass das bestehende Chaos nicht noch größerwird.Aus unserer Sicht werden mit dieser Änderung des Schulgesetzes weder der Elternwille verletztnoch die Wünsche der Dialogpartner verhöhnt. Wie gesagt: Uns geht es nur darum, weitereFehlentwicklungen und Auswüchse zu verhindern. Wir wollen unter anderem die Möglichkeit,weitere abschlussbezogene Klassenverbände an Gemeinschaftsschulen einzurichten,verhindern. Und dies aus einem ganz einfachen Grund: Abschlussbezogene Klassenentsprechen gerade nicht der Idee des gemeinsamen Lernens und haben mit dem Kern derGemeinschaftsschule überhaupt nichts zu tun. Jeder hier weiß, dass sie nur zum Ziel hatten,das gemeinsame Lernen zu schwächen und die Hauptschule durch die Hintertür wiedereinzuführen. Die Koalition aus SPD, Grünen und SSW vertritt dagegen die Auffassung, dassKinder in Schleswig-Holstein nicht länger in Schubladen gesteckt werden dürfen. Wir meinen,dass dieses Denken von Vorgestern ist und endlich beendet werden muss!Es ist doch gerade dieses Prinzip des längeren gemeinsamen Lernens anGemeinschaftsschulen, das von unglaublich vielen Schülerinnen und Schülern sowie Elternausdrücklich gewünscht wird. Vor diesem ganz konkreten Bedürfnis der Betroffenen sollteauch die Opposition nicht länger die Augen verschließen. Indem wir abschlussbezogeneKlassenverbände verhindern und die von schwarz-gelb gestrichenen Differenzierungsstundenzurückgeben, können Gemeinschaftsschulen endlich wieder ihrer Kernaufgabe nachgehen.Diese deutliche Stärkung des gemeinsamen Lernens mag von CDU und FDP zwar ausideologischen Gründen nicht gewollt sein. Bildungspolitisch sind wir damit aber auf demabsolut richtigen Weg. Wo genau wir hier vom Elternwillen abweichen sollen, bleibt für michjedenfalls ein Rätsel. 4Noch einmal: Wir stehen zum Zwei-Säulen-Modell aus Gemeinschaftsschulen und Gymnasien.Die jungen Menschen, die hier in Schleswig-Holstein ihr Abitur machen wollen, sollen die Wahlhaben können. Die Wahl zwischen dem 8-jährigen Bildungsgang am Gymnasium und dem 9-jährigen an Gemeinschaftsschule oder beruflichem Gymnasium. Mit dem die Gymnasienbetreffenden Punkt unseres Entwurfs wollen wir auch in diesem Bereich Sonderwegeverhindern und Unsicherheiten vermeiden.Das heißt im Klartext: Bestehende G8 Gymnasien sollen keinen neunjährigen Bildungsgangeinführen und G9-Gymnasien nicht zu Y-Modellen wechseln dürfen. Denn für uns steht fest,dass nicht nur bei den Gemeinschaftsschulen sondern eben auch bei den Gymnasien zu vieleSonderwege ermöglicht wurden. So stand zwar überall Gymnasium drauf - aber es war ebennicht überall dasselbe drin. Diese Entwicklung und die damit verbundene Unsicherheit wollenwir begrenzen bis wir gemeinsam mit den Betroffenen eine endgültige Entscheidung gefundenhaben. Nicht mehr und nicht weniger.Ein weiterer wichtiger Punkt im Vorschaltgesetz betrifft die Einrichtung von Oberstufen anGemeinschaftsschulen. Hier sage ich eins ganz deutlich: Wenn man diese Schulform will, wasnicht nur der Wunsch dieser Koalition sondern vor allem vieler Schüler und Eltern ist, dannmuss sie sich auch entwickeln können. Es ist aber allen hier bekannt, dass eineWeiterentwicklung dieser Schulform auf der Grundlage des schwarz-gelben Schulgesetzesnicht möglich war. Weil wir heute aber an einem Punkt sind, an dem die erstenGemeinschaftsschulen ihren Oberstufenbetrieb starten könnten, sehen wir hier dringendenHandlungsbedarf. Wir meinen, dass die Schulträger hier ein völlig berechtigtes Interessehaben, zu wissen woran sie sind. Sie brauchen endlich Planungssicherheit.Wir wollen den Gemeinschaftsschulen die Möglichkeit geben, sich zukunftsfähig aufzustellen.Dafür ist die Einrichtung neuer Oberstufen nun einmal zwingend notwendig. Um es ganzdeutlich zu sagen: Es geht hier nicht um die Schwächung des Gymnasiums oder das Ausspielen 5der einen Schulart gegen die andere. Es geht mit diesem Schritt einzig und allein darum, dielogische Konsequenz aus der Einführung der Schulform Gemeinschaftsschule zu ziehen.Sowohl Gymnasien als auch Gemeinschaftsschulen brauchen die Chance auf eine gesundeEntwicklung. Und mit unserer Regelung geben wir ihnen genau diese Möglichkeit.Mit Blick auf den etwas unglücklichen Ablauf bei dieser Gesetzesänderung möchte ich gernenochmal betonen, dass ich den Groll der Opposition über den plötzlichen Änderungsantragnachvollziehen kann. Dies war so nicht beabsichtigt und soll auch so nicht wieder vorkommen.Trotz aller Kontroversen in der Schulpolitik hoffe ich aber, dass wir das gemeinsame Ziel haben,mehr junge Menschen zu höheren Bildungsabschlüssen zu führen. Um dieses Ziel zu erreichen,brauchen wir Gymnasien und Gemeinschaftsschulen gleichermaßen. Und wir brauchenSicherheit für unsere Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrer. Ich bin davon überzeugt:Moratorium und Bildungsdialog werden dazu führen, dass wir am Ende ein gutes Schulgesetzim Sinne der Betroffenen haben werden.