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26.05.11 , 16:37 Uhr
SSW

Anke Spoorendonk zu TOP 13 - Vermittlung von Fremdsprachen in Schleswig-Holstein

Presseinformation Kiel, den 25. Mai 2011 Es gilt das gesprochene Wort



Anke Spoorendonk
TOP 13 Vermittlung von Fremdsprachen in Schleswig-Holstein Drs. 17/1014, 1423

Fremdsprachen und damit auch die Sprachenvielfalt in Schleswig-Holstein sind nicht so häufig
Thema hier im Parlament. Daher freut es mich ganz besonders, dass die SPD dieses Thema mit
ihrer Großen Anfrage auf die politische Tagesordnung gesetzt hat.


Auf der Welt gibt es ungefähr 6.500 Fremdsprachen. Ungefähr 15 davon kann man in
schleswig-holsteinischen Kindertagesstätten und Schulen lernen. Englisch ist die
Fremdsprache, die am häufigsten gelernt wird. Danach kommen Französisch und Latein, aber
auch Spanisch, Dänisch und Russisch gehören zu den Sprachen, die oft angeboten werden. Aus
Sicht des SSW gibt es dabei keine Sprache, die am wichtigsten ist. Es kommt vielmehr auf den
Grund an, warum man eine Sprache lernen möchte. Klar ist, dass Englisch eine „Weltsprache“
ist, was aber nicht heißt, dass es für manche Menschen nicht ebenso wichtig oder wichtiger ist,
zum Beispiel Friesisch zu beherrschen.


Sprachen sind nämlich viel mehr als einfach nur Kommunikationsmittel. Durch Sprachen lernt
man auch die jeweilige Kultur kennen, man lernt eine neue Welt kennen. Und Sprachen dienen 2
immer auch der Persönlichkeitsbildung. Nicht zuletzt deshalb ist es gerade
Minderheitsangehörigen so wichtig, ihre Sprache zu sprechen und damit ihre Kultur zu leben.
Soll heißen: „Fremdsprache“ heißt in diesem Zusammenhang ausschließlich, dass damit eine
Sprache gemeint ist, die nicht der „eigenen“ Sprache entspricht. Menschen wachsen aber nicht
nur mit einer Sprache auf. Das wissen wir spätestens seit Implementierung der Europäischen
Sprachencharta in die Gesetzgebung von Bund und Ländern. Jeder 7. Mensch in Europa wächst
mit einer Minderheiten- oder Regionalsprache auf. Ziel der Sprachencharta ist es, für diese
Sprachen gleichwertige Rahmenbedingungen zu schaffen wie für die Sprache der
Mehrheitsbevölkerung. Gleichwohl ist es notwendig, dass auch das Erlernen der
Minderheitensprachen Dänisch, Friesisch und Romanes und der Regionalsprache
Niederdeutsch attraktiv gestaltet wird.


Die Große Anfrage hat ergeben, dass es im vorschulischen Bereich verschiedene Angebote des
Spracherwerbs gibt, aber es schwierig ist, eine Übersicht darüber zu erstellen. Im nördlichen
Landesteil ist vor allem der ADS Grenzfriedensbund aktiv und bietet in Kindertagesstätten das
gleichberechtigte Lernen der Minderheiten- und Regionalsprachen neben der deutschen
Sprache an. Aber viele KiTas bieten mittlerweile auch Englisch und einige sogar Französisch
oder Türkisch an.


Im schulischen Bereich ist das Lernen von Sprachen nach Schulprofil und Fächerwahl
strukturiert. Mit steigender Teilnahme bieten so zum Beispiel Grundschulen Englisch-
Unterricht an. Aber auch Dänisch und Französisch können schon die ganz Kleinen lernen. In der
Sekundarstufe gibt es dann eine größere Vielfalt an Sprachen und unterstützenden
Rahmenbedingungen für den Spracherwerb. An erster Stelle sind die Lehrkräfte zu nennen.
Besonders begehrt sind natürlich die Fremdsprachenassistenten, die eben nicht nur eine
andere Sprache beherrschen, sondern aus einem anderen Land kommen, so dass sie den
Kindern eben auch Kultur beibringen. Darüber hinaus ist es über Schulpartnerschaften oder
Austausche möglich, nicht nur die Sprache, sondern auch das Land kennen zu lernen. Dass die 3
Bundesregierung immer weniger Interesse daran hat, die deutsche Sprache im Ausland zu
stärken, wissen wir bereits seit den Kürzungen bei den Goethe-Instituten. Dies soll uns aber
nicht daran hindern, die Sprachen anderer Länder zu lernen und für andere Kulturen offen zu
sein.


In Bezug auf die dänische Sprache erstaunt es kaum, dass vor allem die Schüler die
Nachbarsprache lernen wollen, die planen in der Region zu bleiben. Sowohl bei der
Arbeitsplatzsuche als auch im Alltag sind Dänischkenntnisse hier häufig von Vorteil. So ist
Dänisch-Unterricht vor allem an den Gemeinschaftsschulen länger ein selbstverständlicher Teil
des Lehrplanangebotes.


Die Landesregierung braucht sich jedoch nicht zu wundern, dass die Anzahl der dänisch
lernenden Schüler zurückgeht. Dieses Problem hat die Landesregierung mit ihrem Erlass zum
Wahlpflichtfach selbst geschaffen und im März 2010 noch verstärkt. Hier liegt also ein
wichtiger Schalthebel, damit zukünftig wieder mehr Kinder Fremdsprachen lernen. Dass die
Landesregierung dann auch noch feststellt, dass regional Bedarf an mehr Lehrkräften für
Dänisch und Friesisch besteht, macht nur noch deutlicher, dass die Landesregierung die
Schwachstellen kennt, aber wenig tut, um die Sprachenvielfalt in Schleswig-Holstein zu
erhalten. Dabei ist Sprachenpolitik hier im Land immer auch Minderheitenpolitik. Und hier hat
die Landesregierung wirklich Nachholbedarf.

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