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Anke Spoorendonk zu TOP 13 - Vermittlung von Fremdsprachen in Schleswig-Holstein
Presseinformation Kiel, den 25. Mai 2011 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 13 Vermittlung von Fremdsprachen in Schleswig-Holstein Drs. 17/1014, 1423Fremdsprachen und damit auch die Sprachenvielfalt in Schleswig-Holstein sind nicht so häufigThema hier im Parlament. Daher freut es mich ganz besonders, dass die SPD dieses Thema mitihrer Großen Anfrage auf die politische Tagesordnung gesetzt hat.Auf der Welt gibt es ungefähr 6.500 Fremdsprachen. Ungefähr 15 davon kann man inschleswig-holsteinischen Kindertagesstätten und Schulen lernen. Englisch ist dieFremdsprache, die am häufigsten gelernt wird. Danach kommen Französisch und Latein, aberauch Spanisch, Dänisch und Russisch gehören zu den Sprachen, die oft angeboten werden. AusSicht des SSW gibt es dabei keine Sprache, die am wichtigsten ist. Es kommt vielmehr auf denGrund an, warum man eine Sprache lernen möchte. Klar ist, dass Englisch eine „Weltsprache“ist, was aber nicht heißt, dass es für manche Menschen nicht ebenso wichtig oder wichtiger ist,zum Beispiel Friesisch zu beherrschen.Sprachen sind nämlich viel mehr als einfach nur Kommunikationsmittel. Durch Sprachen lerntman auch die jeweilige Kultur kennen, man lernt eine neue Welt kennen. Und Sprachen dienen 2immer auch der Persönlichkeitsbildung. Nicht zuletzt deshalb ist es geradeMinderheitsangehörigen so wichtig, ihre Sprache zu sprechen und damit ihre Kultur zu leben.Soll heißen: „Fremdsprache“ heißt in diesem Zusammenhang ausschließlich, dass damit eineSprache gemeint ist, die nicht der „eigenen“ Sprache entspricht. Menschen wachsen aber nichtnur mit einer Sprache auf. Das wissen wir spätestens seit Implementierung der EuropäischenSprachencharta in die Gesetzgebung von Bund und Ländern. Jeder 7. Mensch in Europa wächstmit einer Minderheiten- oder Regionalsprache auf. Ziel der Sprachencharta ist es, für dieseSprachen gleichwertige Rahmenbedingungen zu schaffen wie für die Sprache derMehrheitsbevölkerung. Gleichwohl ist es notwendig, dass auch das Erlernen derMinderheitensprachen Dänisch, Friesisch und Romanes und der RegionalspracheNiederdeutsch attraktiv gestaltet wird.Die Große Anfrage hat ergeben, dass es im vorschulischen Bereich verschiedene Angebote desSpracherwerbs gibt, aber es schwierig ist, eine Übersicht darüber zu erstellen. Im nördlichenLandesteil ist vor allem der ADS Grenzfriedensbund aktiv und bietet in Kindertagesstätten dasgleichberechtigte Lernen der Minderheiten- und Regionalsprachen neben der deutschenSprache an. Aber viele KiTas bieten mittlerweile auch Englisch und einige sogar Französischoder Türkisch an.Im schulischen Bereich ist das Lernen von Sprachen nach Schulprofil und Fächerwahlstrukturiert. Mit steigender Teilnahme bieten so zum Beispiel Grundschulen Englisch-Unterricht an. Aber auch Dänisch und Französisch können schon die ganz Kleinen lernen. In derSekundarstufe gibt es dann eine größere Vielfalt an Sprachen und unterstützendenRahmenbedingungen für den Spracherwerb. An erster Stelle sind die Lehrkräfte zu nennen.Besonders begehrt sind natürlich die Fremdsprachenassistenten, die eben nicht nur eineandere Sprache beherrschen, sondern aus einem anderen Land kommen, so dass sie denKindern eben auch Kultur beibringen. Darüber hinaus ist es über Schulpartnerschaften oderAustausche möglich, nicht nur die Sprache, sondern auch das Land kennen zu lernen. Dass die 3Bundesregierung immer weniger Interesse daran hat, die deutsche Sprache im Ausland zustärken, wissen wir bereits seit den Kürzungen bei den Goethe-Instituten. Dies soll uns abernicht daran hindern, die Sprachen anderer Länder zu lernen und für andere Kulturen offen zusein.In Bezug auf die dänische Sprache erstaunt es kaum, dass vor allem die Schüler dieNachbarsprache lernen wollen, die planen in der Region zu bleiben. Sowohl bei derArbeitsplatzsuche als auch im Alltag sind Dänischkenntnisse hier häufig von Vorteil. So istDänisch-Unterricht vor allem an den Gemeinschaftsschulen länger ein selbstverständlicher Teildes Lehrplanangebotes.Die Landesregierung braucht sich jedoch nicht zu wundern, dass die Anzahl der dänischlernenden Schüler zurückgeht. Dieses Problem hat die Landesregierung mit ihrem Erlass zumWahlpflichtfach selbst geschaffen und im März 2010 noch verstärkt. Hier liegt also einwichtiger Schalthebel, damit zukünftig wieder mehr Kinder Fremdsprachen lernen. Dass dieLandesregierung dann auch noch feststellt, dass regional Bedarf an mehr Lehrkräften fürDänisch und Friesisch besteht, macht nur noch deutlicher, dass die Landesregierung dieSchwachstellen kennt, aber wenig tut, um die Sprachenvielfalt in Schleswig-Holstein zuerhalten. Dabei ist Sprachenpolitik hier im Land immer auch Minderheitenpolitik. Und hier hatdie Landesregierung wirklich Nachholbedarf.