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Anke Spoorendonk zu TOP 45 - Spitzenmedizin in Schleswig-Holstein erhalten
Presseinformation Kiel, den 25.3.2011Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 45 Anwendungsvereinbarung schließt Privatisierung des UK S-H bis zum 1. April 2015 aus – Spitzenmedizin in Schleswig-Holstein erhalten Drs. 17/1010, 1340Mitte Februar fiel der Startschuss zum Markterkundungsverfahren in SachenUniversitätsklinikum. Damit ist ein weiterer Schritt in Richtung Privatisierung des einzigenTrägers der medizinischen Maximalversorgung im Land getan. Natürlich wird dieLandesregierung dabei nicht müde zu betonen, dass dieses Verfahren „modelloffen“ sei. Undder Verbleib des Primärbereichs der Krankenversorgung in öffentlicher Hand ist zumindest bis2015 gesichert. Doch machen wir uns nichts vor: Der von der Landesregierung angestrebteschnelle Einstieg eines privaten Investors wird mit erheblichen Zugeständnissen verbundensein. Mit der Markterkundung ist daher zwangsläufig auch eine Weichenstellung für dieZukunft des UK S-H über das Jahr 2014 hinaus verbunden. CDU und FDP schaffen mit demeingeleiteten Verfahren Fakten, die zukünftigen Landesregierungen jeden Spielraum nehmenkönnten. 2Die Öffnung des UK S-H für private Investoren ist und bleibt riskant, denn die Folgen einersolchen Entscheidung sind mangels vergleichbarer Erfahrungen völlig unkalkulierbar. Wirdürfen nicht vergessen, dass dem Universitätsklinikum eine ganz besondere Bedeutung fürSchleswig-Holstein zukommt: Nur hier wird unverzichtbare universitäre Forschung betriebenund die Qualität der medizinischen Versorgung weiterentwickelt. Daher hinkt auch der gerngezogene Vergleich mit Giessen-Marburg. Die anderen Bundesländer sind Träger vonmindestens einem Krankenhaus vom Typ des UK S-H. Schon aus diesem Grund gibt es keineAlternative zur öffentlichen Trägerschaft. Hinzu kommt, dass mit einem Rückzug des Landesund mit der Übergabe der Verantwortung an Private der Einfluss auf die Entwicklung imGesundheitsbereich schwindet. Wir halten es aber für unverzichtbar, dass die Politik hier auchin Zukunft die zentralen Fragen mitgestaltet. Die Bereiche der Krankenversorgung und derForschung und Lehre sind Teil der Daseinsvorsorge und damit öffentliche Aufgaben.Es ist völlig unstrittig, dass erhebliche bauliche Investitionen notwendig sind, um dasUniversitätsklinikum wieder wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen und eine hohe Qualitätder medizinischen Versorgung sicherzustellen. Hier wurde über viele Jahre eineMangelwirtschaft betrieben, die zu einem enormen Sparzwang geführt hat. Gerade haben dieKlinikchefs aus Kiel und Lübeck auf die erschreckenden Auswirkungen dieses Sparkurseshingewiesen. Die Arbeitsbedingungen im Klinikum sind nach ihrer Aussage mittlerweile soschlecht, dass ein Großteil der Mitarbeiter innerlich gekündigt hat. Und sogar das Wohl derPatienten wird unter diesen Bedingungen vernachlässigt. Aus Sicht des SSW ist dieLandespolitik auch hierfür mitverantwortlich.Oder anders formuliert: Wer eine Braut aushungert um sie besser zwangsverheiraten zukönnen, darf sich nachher nicht wundern, wenn sie vollkommen entkräftet ist. DieLandesregierung hat nur noch Privatisierungsflausen im Kopf und vergisst dabei, dass das UKS-H eine zentrale Aufgabe bei der Krankenversorgung im Land zu erfüllen hat. DieLandesregierung hat als Eigentümerin die Verantwortung für das Arbeitsklima und die 3Pflegequalität im Universitätsklinikum. Es ist das Mindeste, dass sie dieser Verpflichtungunabhängig von ihren Plänen gerecht wird.Vor dem Hintergrund der durchaus notwendigen Haushaltssanierung scheint dieLandesregierung völlig zu verdrängen, dass es nach wie vor Alternativen zur Privatisierung gibt.Bei aller Kritik hat das UK S-H unter großen Opfern ein ausgeglichenes Jahresergebnis unddamit ein wichtiges Sanierungsziel erreicht. Dies ist nicht zuletzt vor dem Hintergrund derniedrigen Basisfallwerte eine beeindruckende Leistung. Heute nähert sich das Uniklinikum alsodem Punkt, an dem Gewinne erwirtschaftet werden, die zukünftig zur Auflösung desInvestitionsstaus beitragen könnten. Hinzu kommt, dass mit der Umsetzung des baulichenMasterplans erhebliche Einsparungen im Bereich der Betriebskosten verbunden sind. In dieserSituation muss das Land Verantwortung zeigen und seinen Anteil an der Umsetzung dernotwendigen Baumaßnahmen leisten.Die Finanzlage des Landes als Begründung für den Rückzug der Gemeinschaft aus diesemzentralen Bereich der Daseinsvorsorge zu nehmen, ist aus unserer Sicht zu billig. Es ist nicht diefinanzielle Lage, sondern schlicht und einfach die fehlende Bereitschaft, sich klar zum UK S-Hzu bekennen, die für die heutige Situation verantwortlich ist. Insbesondere dieregierungstragenden Fraktionen sind gefordert, ihre vollmundigen Versprechen einzulösen,und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in öffentlicher Trägerschaft zu halten.