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Rasmus Andresen zur Zukunft der Universität Flensburg
Presseinformation Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Stellv. Pressesprecher Dr. Jörg Nickel Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Telefon: 0431 / 988 - 1503 Fax: 0431 / 988 - 1501 Mobil: 0178/28 49 591Grüner Plan für die Universität presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de Flensburg Nr. 171.10 / 21.03.2011Zur Zukunft der Universität Flensburg erklärt Rasmus Andresen, hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen:Während seitens Schwarz-Gelb widersprüchliche Signale bezüglich der Universität Flensburg gesendet werden, haben der hochschulpolitische Sprecher der Land- tagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Rasmus Andresen, und der Vorsitzende der Land- tagsfraktion, Robert Habeck, diese Woche ihre Zukunftspläne für die Universität Flens- burg vorgestellt. In ihrem zehn Seiten umfassenden Konzept, das als Diskussions- grundlage gedacht ist, lehnen sie u.a. die von der Landesregierung geplanten Kürzun- gen von 1,7 Millionen Euro ab, fordern vom Land eine Sonderzielvereinbarung für die Flensburger Lehramtsstudiengänge und wollen die Kooperation zwischen Universität und FH stärken.Wir begrüßen das Gutachten der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen. Als Grüne in Land und Stadt nehmen wir das Gutachten als Grundlage und formulieren po- litische Antworten. Während es in der CDU von der Schließung der Universität bis zu ihrem Ausbau alle Positionen gibt, sprechen wir Grüne nicht mit gespaltener Zunge.Unser Thesenpapier soll Diskussionsgrundlage für einen gemeinsamen Prozess zwi- schen dem Flensburger Hochschulcampus, weiteren beteiligten Akteuren und der Lan- despolitik sein. Die Flensburger Universität hat gute Chancen, Europauniversität zu werden. Wir fordern die Landesregierung durch dieses Konzept und einen eigenen Landtagsantrag in der nächsten Plenarsitzung auf, sich zur Universität Flensburg zu bekennen und Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Weg zu stärkeren Bildungs- wissenschaften und ausgeweiteten Wirtschaftswissenschaften frei macht. Die engere Kooperation mit der Fachhochschule muss von unten wachsen, allerdings muss das Land sie durch Anreize für beide Hochschulen attraktiver machen. Seite 1 von 1 Robert Habeck Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Schleswig-Holsteinischen LandtagRasmus Andresen Hochschulpolitischer Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag Der Grüne Plan für die Universität Flensburg Gemeinsam Lösungen schaffen! Grüne Thesen zur Zukunft der Universität Flensburg Unsere zentralen Aussagen -Wir lehnen die Kürzung von 1,7 Mio. bei den Wirtschaftswissenschaften ab. -Wir wollen beide Zweige, Bildungswissenschaften und Wirtschaftswissenschaften, stärken. -Wir wollen noch in diesem Jahr eine Sonderzielvereinbarung für die Bildungswissenschaf- ten und die Lehramtsausbildung über die nächsten 3 Jahre zwischen Landesregierung, Uni- versität Flensburg, dem IQSH und der CAU (strukturell wie qualitativ). -Wir wollen die Bildungswissenschaften zu einem Institut für Bildungsforschung und Lehr- erbildung unter Einbeziehung von Fachhochschulen und inkl. einer Öffnung in den skandi- navischen Raum erweitern. -Eine bessere gegenseitige Verzahnung würde sowohl die Universität als auch die Fachhoch- schule stärken. -Wir schlagen ein gemeinsames Campusmanagement und einen gemeinsamen Hochschulrat für Universität und FH Flensburg vor und wollen den Wechsel von Personal zwischen Uni- versität und FH erleichtern. -Wir wollen eine stärkere Kooperation zwischen Universität und FH bis hin zu gemeinsa- men Studiengängen. Die Berufsschullehrerausbildung soll im Verbund mit Schleswig-Hol- steins Fachhochschulen an der Universität Flensburg stattfinden. -Wir wollen die Universität Flensburg als Europa-Universität fördern und suchen eine ver- stärkte Kooperation mit den dänischen Universitäten. -Wir wollen weitere Hürden zur engeren Verzahnung zwischen FH und Universität Flens- burg nehmen (Promotionsrecht für FH Professoren). 2 VorbemerkungenEnde Februar wird das interne Gutachten der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN) nach einem gemeinsamen Gespräch zwischen Universitätspräsidium, Wissenschaftsministe- rium und WKN veröffentlicht. Die Debatte wird sich in den Folgemonaten vor allem um die Bil- dungswissenschaften der Universität drehen. Zentrales Problem ist die Überarbeitung der Struktur der Lehramtsstudiengänge (bspw. Real- und Hauptschullehramt, bzw. Überführung in Stufenlehrer).Die Wirtschaftswissenschaften gelten als gerettet, dies allerdings aus eigener Kraft. Die Landesre- gierung plant nach wie vor, 1,7 Mio. Euro ab 2017 bei den Wirtschaftsstudiengängen einzusparen. Diese sollen aus Stiftungsgeldern sowie einem von der regionalen Wirtschaft eingerichteten Fonds, in den Unternehmen wie Privatpersonen (beispielsweise ehemalige Studierende der Studiengänge) einzahlen, kompensiert werden.Wir Grüne wollen einen landespolitischen Rahmen schaffen, der die Universität Flensburg wissen- schaftlich stärkt sowie Kooperationen mit anderen Hochschulen und weiteren Akteuren ins Zentrum rückt. Unsere Ideen für ein Lehrerbildungsgesetz und zur stärkeren Verzahnung von Fachhochschu- len und Universitäten können hier zum Tragen kommen. Es muss gelingen, die beiden Schwerpunk- te Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften qualitativ auszubauen und demographiefest zu gestal- ten.Uns ist bewusst, dass viele der von uns angerissenen Punkte unter die Hochschulautonomie fallen. Wir wollen einen gleichberechtigten Dialog zwischen Flensburger Hochschulen und der Landespo- litik.Unsere Thesen sollen eine Diskussionsgrundlage bilden. 3 Das Gutachten der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen (WKN)ErgebnisseIn dem 26-seitigen Gutachten der breit besetzten WKN wird der Status Quo unvoreingenommen analysiert und interessante Lösungsansätze werden vorgestellt. Viele von ihnen knüpfen an laufen- den Diskussionen an. Die WKN hat nicht nur die Uni Flensburg analysiert und mit vielen Akteuren vor Ort Gespräche ge- führt, sondern auch die CAU, die FH Flensburg und die Syddansk Universitet mit einbezogen. Die WKN betont die Unabhängigkeit ihres Gutachtens, betont, dass eine fachliche Beurteilung der Forschungs- und Lehrqualität nicht Gegenstand der Analyse war. Weiter heißt es, dass die Zukunft der Universität Flensburg in ergebnisoffenen und dialogorientierten Prozessen uni-intern und mit externer Begleitung entwickelt werden muss. Die WKN steht zur weiteren Beratung zur Verfügung. Seit der Begutachtung der WKN ist in der Region für die Wirtschaftswissenschaften durch gemein- same Konzepte, die die Studiengänge von der Landespolitik unabhängiger machen, das Profil der Universität gestärkt worden.EckpunkteAllgemeine Lage -Die Situation der Uni Flensburg wird als schwierig bewertet, in der Vergangenheit haben Landespolitik und Universitätsakteure viele Fehler gemacht (ständige Begutachtung tat Uni nicht gut, Streit um Präsidentenamt, schleppender Generationenwechsel in ProfessorInnen- schaft, schlechte finanzielle Grundausstattung). -Der Gestaltungswille ist erkennbar (konstruktive Konzepte zur Profilbildung vom neuen Präsidium), allerdings auch verkrampfte Reaktionen und Verunsicherung auf die Frage nach einer Zusammenarbeit mit der CAU oder der FH wie auch Uni-intern („Die Uni glaubt selbst, dass sie im Land ein negatives Bild hat“). -Die Universität Flensburg kann sich als spezialisierte und profilierte Universität selbstbe- wusst positionieren und wird/soll einen festen Platz in der Hochschullandschaft, auch über SH hinaus, einnehmen.Inhaltliches Profil -Das wissenschaftliche Profil muss gestärkt und eine Identifikation geschaffen werden. -Die Konzentration muss auf den Fachprofilen und ihrer Verzahnung untereinander liegen. -Statt einer Erweiterung des Lehrangebots um neue Studiengänge muss der Ausbau des Be- stehenden im Vordergrund stehen. -Der Schwerpunkt „Grenze“ muss für beide Schwerpunktbereiche konkretisiert werden. Bildungswissenschaften als Kern: -Forschungsschwerpunkt „Aufbau Zentrum Lehrerbildung und Bildungsforschung“: Früh- kindliche Bildung/Pädagogik, Heterogenität in Unterricht, individuelle Förderung und Um- gang mit Vielfalt -Berufsschulbildung in Kooperation mit den Fachhochschulen -Didaktik komplementär (also ergänzend und kooperativ zur CAU), Vernetzung mit CAU und Leibniz Institut für Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) -Wirtschaftswissenschaften als sinnvolle Ergänzung mit eigenständigem Profil -Verknüpfung der Wirtschaftswissenschaften mit Bildungswissenschaften: Weiterbildungsmanagement, Lebenslanges Lernen und Transdisziplinäre Ansätze 4 -Kritik an Polyvalenz im Bachelor, keine Wechselmöglichkeiten für Studierende, sondern berufliche Qualifikation ins Zentrum stellen (fehlende Fachlichkeit) (inkl. Umbenennung des Studiengangs) -Studiengang Kultur und Sprache und Medien umgestalten in Trans- und Interkulturelle Stu- dienOrganisationsstrukturen -Scharfe Kritik am Mangel vonwissenschaftlichen Mitarbeitern und Verwaltungskräften. Die Uni Flensburg sei personell überhaupt nicht für die Herausforderungen moderner Hochschu- len gewappnet. -Bei der FH Flensburg muss für eine Zusammenarbeit stärker geworben werden. -Gerade im Bereich der Verwaltung (Liegenschaftsmanagement, IT etc.) muss durch eine engere Kooperationen und Verschmelzungen etwas passieren. -Vorschlag einer gemeinsamen Campusverwaltung -Gemeinsame Sprachausbildung -Gesteuerter detaillierter Prozess zu nicht-studiengangbezogenen KooperationenKooperation -EUM und Berufsschulkooperation sind Beispiele für bereits gelungene Kooperationen mit der FH Flensburg. -Kooperation mit Sønderborg: Sønderborg ist als Hochschulstandort sehr abhängig von Flensburg. Eine Vertiefung der Kooperation wäre auch für den Standort Flensburg wün- schenswert. -Die Zusammenarbeit mit der CAU in der Lehrerbildung muss dringend besser werden. Die CAU hat Bereitschaft zur stärkeren Kooperation signalisiert, bspw. durch Ausweitung des Netzwerks ProSchule (Professionalisierung Lehreraus- und -weiterbildung) -Eine engere Verzahnung mit dem IQSH ist wünschenswert. -Die WKN begrüßt das Kooperationspapier der IHK (insbesondere Kooperationsplattform zur Bündelung von Lehr- und Forschungsaktivitäten, Nachwuchsförderung, Hochschulmar- keting und Wissens- und Technologietransfer). -Es muss an einer Ausweitung der Kooperation von FH, Universität und Syddansk Universi- tet im Bereich der Forschung gearbeitet werden.Zukunftsoptionen Die vier vom Universitätsrat vorgeschlagenen Zukunftsoptionen für den Hochschulstandort Flens- burg waren Bewertungsbasis für die WKN. Der Vorgabe des Wissenschaftsministeriums, nur Mo- delle zu prüfen, die eine bessere finanzielle Grundlage ausschließen, ist die WKN nicht nachgegan- gen. -Die WKN beschreibt eine bessere finanzielle Ausstattung als dringend notwendig (Option 1), alles andere würde den Prozess, die Universität zukunftsfest aufzustellen, arg behindern, bzw. sogar ganz konterkarieren. -Eine Ansiedlung der Lehrerbildung an der CAU (mit oder ohne Flensburg als Außenstand- ort der CAU) wird von der WKN als wenig zukunftsfähig und ineffektiv bewertet. Flens- burg habe sich als Standort etabliert, ist aber ausbaufähig. -Als Alternative empfiehlt die WKN eine bessere strukturelle und fachliche Zusammenarbeit von CAU und Uni Flensburg in der Lehrerbildung, mit eigenen Schwerpunkten an der Uni- versität Flensburg. -Von einer Verlagerung oder Schließung der Wirtschaftswissenschaften rät die WKN drin- gend ab; sie seien in Forschung und Lehre gut und einzigartig. 5 -Die Fusion der FH und der Universität sei zur Zeit nicht umsetzbar; eine engere Verzah- nung, die Einbeziehung aller Akteure sowie eine tiefere Kooperation in Forschung und Leh- re seien aber absolut wünschenswert. -Die Lehren aus Reformen in Lüneburg (Rechtliche Hürden (Dienstrecht, Lehrverpflich- tung), psychologische und soziale Kosten, mögliche Hochzeitsprämien) müssten in Bera- tung einbezogen werden. -Es dürfe nichts erzwungen werden. Dialogverfahren und Konsens an den Hochschulen sei enorm wichtig. -Die Universität muss sich 3 Jahre Zeit zur Ausgestaltung geben, in 3 Jahren müssen Lehr- amtsstudiengänge evaluiert werdenFachliche Kritik am Gutachten -In vielen Feldern oberflächlich in der Analyse, unklare empirische Datengrundlage -Hochschulen und Region sind in einigen Fragen konzeptionell weiter als im Gutachten be- schrieben (bspw. durch Institut zur Mittelstandsforschung, Finanzierung durch Fonds für EUM Studiengang, Stiftungsgelder, Nachhaltigkeitsstrategie von Prof. Wende) -IQSH wird kaum berücksichtigt -Löst Fragen der Doppelstrukturen zwischen CAU und Uni FL kaumWeitere wichtige Dokumente -Kooperationspapier der IHK Flensburg -Selbstreport der Uni Flensburg für die WKN -Die 4 Optionen zur Zukunft der Uni Fl vom Universitätsrat SH -Gutachten zur Zukunft der Lehramtsstudiengänge aus 2008 6 Grüne Thesen zur Zukunft der Universität Flensburg 1.Geld für Wirtschaftswissenschaften im System lassen Wir Grüne erkennen die Eigenleistung in den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen an. Durch die Schaffung eines Fonds, eines Mittelstandsinstituts und durch Stiftungsgelder haben die Region und die Wirtschaft Verantwortung für die Hochschule übernommen. Wir erkennen das an und werden die darüber hinaus benötigten 1,7 Mio. Euro der Universität zur Verfügung stellen. Die Wirtschaftswissenschaften müssen mit ihrem eigenständigen, internationalen Profil und ihren bi-nationalen Studiengängen erhalten bleiben und sich weiterentwickeln können. Zum besseren Austausch regen wir intensivere grenzüberschreitende Debatten mit dänischen und deutschen Politikern an. Ähnlich wie der grenzüberschreitende Arbeitsmarkt oder die Verkehrsverbindungen muss auch die Hochschulzusammenarbeit Teil regelmäßigen Aus- tauschs werden. 2.Institut Bildungsforschung und Lehrerbildung Wie auch im WKN Gutachten vorgeschlagen, befürworten wir, die Bildungswissenschaften zu einem Institut fürs Bildungsforschung und Lehrerbildung auszubauen. Das zusammenge- fasste Institut „Bildungsforschung und Lehrerbildung“ soll den Schwerpunkt „Frühkindliche Bildung und Elementarpädagogik“ bekommen. An der Universität existieren bereits Ansät- ze, die als Grundlage dienen können. Auch die Weiterbildung für frühpädagogische Fachkräfte soll in Flensburg angesiedelt wer- den. Als zweites Standbein des Instituts sehen wir Grüne das Themenfeld „Durchlässigkeit im Bildungsbereich“ mit den Schwerpunkten „Heterogenität im Unterricht“ sowie „Individuelle Förderung und Umgang mit Vielfalt“. Ergänzt um das von Uni Präsidentin Waltraud Wende vorgeschlagene Querschnittsthema „Nachhaltigkeit“ bieten diese beiden zentralen bildungs- politischen Zukunftsfragen die besten Chance für die Universität Flensburg. Im Bereich der weiteren Weiterbildung muss die Landesregierung prüfen, bei welchen Wei- terbildungszweigen eine Schwerpunktsetzung an der Universität Flensburg organisatorisch wie fachlich sinnvoll erscheint. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Qualitätsmanage- ment, Schulentwicklungsplanung, Lehrpläne und Bildungsstandards. Die Universitäten in Flensburg und Kiel müssen zusammen mit dem IQSH, wie im Gutach- ten gefordert, dringend ihre Zusammenarbeit verbessern. Die vereinzelten Arbeitsgruppen zu bestimmten Fragestellungen in den Lehramtsstudiengängen müssen durch ein Bildungs- politisches Koordinierungsgremium ergänzt werden. Auch mit der SDU muss es Gespräche geben, wie die Zusammenarbeit in den Wirtschafts- wissenschaften und den Bildungswissenschaften ausgebaut werden kann. Insbesondere ist zu prüfen, ob es auch in den Bildungswissenschaften (Interkulturalität, Erfahrungen däni- scher Bildungswissenschaften, Zweisprachigkeit) Kooperationsmöglichkeiten gibt. Ansatz- punkte hierfür muss es auch mit der Lehrerausbildung in Haderslev geben. 7 Erfahrungen aus Lehrerbildung und Bildungswissenschaften aus dem Skandinavischen Raum können für die Universität ein gutes Standbein und für das Bildungsland Schles- wig-Holstein eine qualitative Bereicherung sein.3.Zielvereinbarung für die Struktur des Lehramtsstudiums schaffenDie Struktur der Lehramtsausbildung muss überarbeitet werden! So bildet das Land nach wie vor Lehrkräfte für Real- und Hauptschulen aus, diese Schularten gibt es in Schles- wig-Holstein jedoch längst nicht mehr. Wir Grüne halten an unserer Forderung, Lehrkräfte für Stufen auszubilden, fest. Allerdings mussten auch wir lernen, dass die Verzahnung zwi- schen Didaktik und Fachlichkeit an beiden Universitäten nicht ausreichend vorhanden ist.Die Landesregierung soll für die gesamte Lehrerausbildung, inkl. der CAU, eine Sonderziel- vereinbarung treffen. Gegenstand der „Zielvereinbarung Lehramt“ soll die Ausbildungs- struktur, die Verzahnung zwischen CAU, Uni Flensburg und IQSH, sowie die Finanzierung sein. Die Zielvereinbarung soll durch strukturelle regelmäßige Evaluation (beispielsweise durch ein gemeinsames Lehramtsgremium) überprüft werden. Details legen die Universität Flensburg, die CAU und das Wissenschaftsministerium in gemeinsamen Verhandlungen fest.Bis zur Sommerpause müssen die CAU, die Universität Flensburg und das IQSH gemein- sam eine Struktur zur besseren Kooperation im Einvernehmen entwickeln und dem Wissen- schaftsministerium vorlegen. Parallel verpflichtet sich die Landesregierung, ihre Vorschläge für ein Lehrerbildungsgesetz zeitgleich – in Abstimmung mit den drei genannten Akteuren – zu entwickeln und dem Parlament vorzulegen.Unsere Vorschläge sind wie folgt:Die Lehramtsausbildung muss zwischen der Christian Albrechts Universität und der Univer- sität Flensburg grundsätzlich neu aufgestellt werden. Die Lehrkräfte für die Primarstufe/ Sekundarstufe 1 (als gemeinsame Ausbildung) sollen in Zukunft in Flensburg ausgebildet werden. Die Lehrkräfte für die Sekundarstufe 2 sollen schwerpunktmäßig in Kiel ausgebildet wer- den.Für Studierende der Primarstufe/Sekundarstufe 1 soll im Rahmen des Lehramtsmasters eine Oberstufenoption ermöglicht werden. Dies kann in humanistischen Fächern auch am Stand- ort Flensburg geschehen. Die Übergänge zwischen der Lehramtsausbildung in Flensburg und Kiel müssen insgesamt und für die Oberstufenoption durchlässiger werden.Um in Kiel einen besseren Anschluss an die Didaktik zu bekommen und im Gegenzug Flensburg bei der Fachlichkeit qualitativ anschlussfähig zu machen, verpflichten sich beide Universitäten einen obligatorischen Austausch in der Lehre für beide Hochschulen zu orga- nisieren. Es muss geprüft werden, in wie weit der Tausch von Professoren für einige Semesterwo- chenstunden organisierbar ist.Ein Konzept hierzu muss bis zum Wintersemester 2011/2012 vorliegen.Die Grundstruktur der Vermittlungswissenschaften soll, ergänzt durch die vorgeschlagene Struktur, beibehalten werden. Die frühen Praktikumsphasen an Schulen sind begrüßenswert.Der Flensburger Lehramtsmaster muss auf 4 Semester erweitert werden, nur so werden die Lehramtsstudiengänge der Universität anerkannt und sind fachlich sinnvoll aufgestellt. Im 8 ersten der 4 Semester sollte in Zusammenarbeit mit dem IQSH das Praxissemester liegen. Die Verantwortung hierfür liegt bei der Universität.Wichtig ist es, BA AbsolventInnen der Vermittlungswissenschaften Alternativen zum Master anzubieten; dieses Masterangebot soll an dem Schwerpunkt des „Instituts für Bildungswis- senschaften und Lehramt“ orientiert sein. Die grenzüberschreitende Dimension der Univer- sität Flensburg muss ebenfalls einbezogen werden.4.Kompetenzzentrum BerufsschullehramtEine Ansiedlung der Berufsschullehrerausbildung soll im Verbund mit Schleswig-Holsteins Fachhochschulen an der Universität Flensburg geprüft werden. Hierdurch werden spannende Kooperationen auch zwischen den beiden Flensburger Hochschulen möglich. Eine Beteili- gung der FH Flensburg mit bestimmten Fachbereichen in der Abteilung „Berufslehrerbil- dung“ am Institut für „Bildungswissenschaften und Lehramt“ wäre sehr gut vorstellbar.5.Personelle Kapazitäten erweitern (wissenschaftliche Stellen)Die Universität Flensburg ist chronisch unterfinanziert. Die Landesregierung muss deshalb ein Notfallpaket zur Einrichtung von Stellen im wissenschaftlichen Mittelbau ermöglichen. Im Bereich der Lehramtsstudiengänge muss in einem Notfallpaket die Möglichkeit bei- spielsweise für Professuren in der Romanistik geschaffen werden oder eine zweite Kunst- professur ermöglicht werden.6.Gemeinsame Hochschulverwaltung – Mehr Mittel Die Hochschulen sollen Vorschläge erarbeiten, wie eine zentrale Hochschulverwaltung Syn- ergien schaffen kann, beispielsweise durch ein gemeinsames Marketing oder die Liegen- schaftsverwaltung. Das eingesparte Geld muss als Anreiz am Hochschulstandort bleiben, um z.B. administrative Stellen für gemeinsame kooperative Studiengänge zu schaffen.7.Gemeinsamer Hochschulrat Die Debatte um die Zukunft des Universitätsrats wollen wir dazu nutzen, einen gemeinsa- men Hochschulrat von Fachhochschule und Universität zu schaffen, der den Hochschul- standort fachlich berät. In dem gemeinsamen Hochschulrat, der Koordinierungen auf Lan- desebene nicht ersetzen sondern ergänzen soll, sollen externe Vertreter aus der Hochschul- landschaft und der Region sitzen. Anteilig müssen aber Studierende und administratives Per- sonal stärker und verpflichtender beteiligt werden als bisher. Auch feste dänische Vertreter im Gemeinsamen Hochschulrat sind dringend notwendig.Modelle müssen geprüft und diskutiert werden. Im Laufe des Jahres 2011 soll eine Regelung im Hochschulgesetz getroffen werden.8.Wechsel für wissenschaftliches Personal zwischen Uni und FH erleichternWissenschaftlichem Personal muss der Wechsel zwischen Fachhochschule und Universität in Zukunft erleichtert, die Grenzen müssen fließender werden.Dies bedeutet auch auf Landesebene die Aufhebung der Trennung zwischen Universitäts- und Fachhochschulprofessoren zu prüfen und in einem ersten Schritt durch eine Kooperati- on mit der Universität FH-Professoren das Promotionsrecht zuzusprechen. 9 Professuren sollten im nächsten Schritt in Schwerpunktprofessuren für Forschung oder Leh- re aufgeteilt werden. Modelle hierfür müssen getestet werden. Flensburg eignet sich als Mo- dellhochschule. Diese Ansätze sollten durch Modellprojekte vom Wissenschaftsministerium am Standort Flensburg getestet werden.FazitDie Universität Flensburg hat enorme Entwicklungspotenziale, die auch durch die neue Unipräsi- dentin Waltraud Wende beflügelt werden. Wir Grüne wollen Anreize schaffen, die es für die beiden Hochschulen attraktiver machen, zu kooperieren. Wir fordern, dass das Land auf Grundlage der von uns geforderten Punkte und des WKN Gutach- tens für die Flensburger Bildungswissenschaften eine Sonderzielvereinbarung abschließt. Die aktuellen Zielvereinbarungen mit der Universität, die noch bis 2013 laufen, sind überarbei- tungsbedürftig und müssten ansonsten stark angepasst werden. 10