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Anke Spoorendonk zu TOP 22 Regionalökonomische Bedeutung der Uni Lübeck für den Wirtschaftsstandort Lübeck und für S.-H.
Presseinformation Kiel, den 16. Dezember 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 22 Regionalökonomische Bedeutung der Universität Lübeck für den Wirtschaftsstandort Lübeck und für S.-H. Drs. 17/718, 952Es gibt ausführliche und weniger ausführliche Beantwortungen von Großen Anfragen. DieAntwort der Landesregierung auf die vorliegende Anfrage zur regionalökonomischenBedeutung der Uni Lübeck gehört wohl eher in die zweite Kategorie. Die Grünen haben mitihrer Anfrage klare Fragen formuliert, die zum Großteil aber gar nicht beantwortet werden,weil die Landesregierung anscheinend wenig Lust hatte, sich mit der gestelltenProblemstellung auseinanderzusetzen.Klar erkennbar ist dennoch, dass die Landesregierung sehr viel Glück gehabt hat, dass der Bundden Deal eingegangen ist, die Finanzierung der Hochschulmedizin in Lübeck teilweise zuübernehmen. Sonst hätte sie an dieser Stelle nämlich ziemlich unangenehme Antworten gebenmüssen. Denn obwohl es keine eindeutigen Zahlen der Landesregierung gibt, ist mittlerweileausreichend belegt worden, dass die Medizinerausbildung an der Uni Lübeck für die Stadt, dieRegion, das Land und ganz Deutschland einen hohen Stellenwert hat. Dass damit nicht nur ein 2ideeller Stellenwert gemeint ist, sondern auch ein wirtschaftlicher sollte eigentlich jedem klarsein, der sich schon mal Gedanken darüber gemacht hat, wie das Zusammenwirken vonWissenschaft und Wirtschaft funktioniert.Für den SSW hat immer schon festgestanden, dass Hochschulpolitik nicht nur Wissenschafts-und Forschungspolitik ist. Denn beides findet nicht im luftleeren Raum statt. Daher ist esunabdingbar, die gesamte Hochschullandschaft im Blick zu haben, wenn Ressourcen verteiltund Forschung und Lehre organisiert werden sollen. Die andere Seite dieser Medaille heißtWissenstransfer, Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft - und schlicht und ergreifendauch die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze.Vor diesem Hintergrund wundert es doch sehr, dass die Landesregierung so wenig Konkretes inihrer Beantwortung dieser Großen Anfrage schreibt. Für den SSW heißt dies im Umkehrschluss,dass die Entscheidung, die Medizinstudienplätze in Lübeck auslaufen zu lassen, wirklich nur amReißbrett entstanden ist. Soll heißen: Auch wenn die Wissenschaftsabteilung des Ministeriumsdamit hätte leben können, dann hätten wir doch erwartet, dass beim Wirtschaftsteil desHauses die Alarmglocken läuten würden.Wer sich die Mühe macht, das Schlagwort „regionalökonomische Bedeutung vonHochschulen“ einmal zu googeln, stößt gleich als erstes auf eine empirische Untersuchungdieser Thematik am Beispiel der Gesamthochschule Kassel. Insgesamt gilt, dass dieregionalwirtschaftliche Bedeutung von Universitäten und Fachhochschulen an Gewichtgewonnen haben, weil Regionen sich mehr denn jäh einem interregionalen Wettbewerbstellen müssen. Konkret heißt dies auf Schleswig-Holstein bezogen, dass es unser Land nichtweiter bringt, wenn sich die Hochschulpolitik allein auf Kiel oder die Metropolregion Hamburgkonzentriert. Denn Fakt ist, so die Untersuchung zur Gesamthochschule Kassel, dass die reinquantitative Existenz einer Universität mit ihrer besonderen Fähigkeit, Drittmittel und 3Studierende anzuziehen, deutlich mehr Arbeitsplätze in einer Region schafft und sichert als diemeisten öffentlichen Infrastrukturinvestitionen.Für Kassel konnte somit belegt werden, dass mehr als ein Prozent aller nordhessischenArbeitsplätze von den hochschulbezogenen Personal-, Sach- und Bauausgaben sowie denstudentischen Ausgaben abhängen.Es wäre aufschlussreich gewesen, wenn die Landesregierung ähnliche Überlegungen fürLübeck angestellt hätte.Dass die Fähigkeit, Wissen zu generieren, unter den strategischen Faktoren, die denstrukturschwachen Regionen im Wettbewerb der Regionen zur Beeinflussung zur Verfügungstehen, eine herausragende Stellung einnehmen, sagt sich fast von selbst. Dabei spielen dieUniversitäten neben den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und denprivatwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten eine zentrale Rolle. In dieserHinsicht ist die Universität Lübeck richtig gut aufgestellt. Denn trotz aller Lustlosigkeit aufEinzelaspekte einzugehen, belegt die Große Anfrage, dass gerade der Bereich Medizintechnikalle Kriterien erfüllt, ein Wachstumsmotor für Lübeck zu sein. Hinzu kommt die engeVerzahnung von Spitzenforschung und innovativen Wirtschaftsunternehmen. All dies wäreden Bach runter gegangen, wäre der Plan der Landesregierung aufgegangen, die UniversitätLübeck als Rumpf-Universität ohne Medizinstudienplätze existieren zu lassen - wenn dies dennüberhaupt möglich gewesen wäre.