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16.12.10 , 13:15 Uhr
SSW

Anke Spoorendonk zu TOP 22 Regionalökonomische Bedeutung der Uni Lübeck für den Wirtschaftsstandort Lübeck und für S.-H.

Presseinformation Kiel, den 16. Dezember 2010 Es gilt das gesprochene Wort



Anke Spoorendonk

TOP 22 Regionalökonomische Bedeutung der Universität Lübeck für den Wirtschaftsstandort Lübeck und für S.-H. Drs. 17/718, 952

Es gibt ausführliche und weniger ausführliche Beantwortungen von Großen Anfragen. Die
Antwort der Landesregierung auf die vorliegende Anfrage zur regionalökonomischen
Bedeutung der Uni Lübeck gehört wohl eher in die zweite Kategorie. Die Grünen haben mit
ihrer Anfrage klare Fragen formuliert, die zum Großteil aber gar nicht beantwortet werden,
weil die Landesregierung anscheinend wenig Lust hatte, sich mit der gestellten
Problemstellung auseinanderzusetzen.


Klar erkennbar ist dennoch, dass die Landesregierung sehr viel Glück gehabt hat, dass der Bund
den Deal eingegangen ist, die Finanzierung der Hochschulmedizin in Lübeck teilweise zu
übernehmen. Sonst hätte sie an dieser Stelle nämlich ziemlich unangenehme Antworten geben
müssen. Denn obwohl es keine eindeutigen Zahlen der Landesregierung gibt, ist mittlerweile
ausreichend belegt worden, dass die Medizinerausbildung an der Uni Lübeck für die Stadt, die
Region, das Land und ganz Deutschland einen hohen Stellenwert hat. Dass damit nicht nur ein 2
ideeller Stellenwert gemeint ist, sondern auch ein wirtschaftlicher sollte eigentlich jedem klar
sein, der sich schon mal Gedanken darüber gemacht hat, wie das Zusammenwirken von
Wissenschaft und Wirtschaft funktioniert.


Für den SSW hat immer schon festgestanden, dass Hochschulpolitik nicht nur Wissenschafts-
und Forschungspolitik ist. Denn beides findet nicht im luftleeren Raum statt. Daher ist es
unabdingbar, die gesamte Hochschullandschaft im Blick zu haben, wenn Ressourcen verteilt
und Forschung und Lehre organisiert werden sollen. Die andere Seite dieser Medaille heißt
Wissenstransfer, Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft - und schlicht und ergreifend
auch die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze.


Vor diesem Hintergrund wundert es doch sehr, dass die Landesregierung so wenig Konkretes in
ihrer Beantwortung dieser Großen Anfrage schreibt. Für den SSW heißt dies im Umkehrschluss,
dass die Entscheidung, die Medizinstudienplätze in Lübeck auslaufen zu lassen, wirklich nur am
Reißbrett entstanden ist. Soll heißen: Auch wenn die Wissenschaftsabteilung des Ministeriums
damit hätte leben können, dann hätten wir doch erwartet, dass beim Wirtschaftsteil des
Hauses die Alarmglocken läuten würden.


Wer sich die Mühe macht, das Schlagwort „regionalökonomische Bedeutung von
Hochschulen“ einmal zu googeln, stößt gleich als erstes auf eine empirische Untersuchung
dieser Thematik am Beispiel der Gesamthochschule Kassel. Insgesamt gilt, dass die
regionalwirtschaftliche Bedeutung von Universitäten und Fachhochschulen an Gewicht
gewonnen haben, weil Regionen sich mehr denn jäh einem interregionalen Wettbewerb
stellen müssen. Konkret heißt dies auf Schleswig-Holstein bezogen, dass es unser Land nicht
weiter bringt, wenn sich die Hochschulpolitik allein auf Kiel oder die Metropolregion Hamburg
konzentriert. Denn Fakt ist, so die Untersuchung zur Gesamthochschule Kassel, dass die rein
quantitative Existenz einer Universität mit ihrer besonderen Fähigkeit, Drittmittel und 3
Studierende anzuziehen, deutlich mehr Arbeitsplätze in einer Region schafft und sichert als die
meisten öffentlichen Infrastrukturinvestitionen.
Für Kassel konnte somit belegt werden, dass mehr als ein Prozent aller nordhessischen
Arbeitsplätze von den hochschulbezogenen Personal-, Sach- und Bauausgaben sowie den
studentischen Ausgaben abhängen.


Es wäre aufschlussreich gewesen, wenn die Landesregierung ähnliche Überlegungen für
Lübeck angestellt hätte.


Dass die Fähigkeit, Wissen zu generieren, unter den strategischen Faktoren, die den
strukturschwachen Regionen im Wettbewerb der Regionen zur Beeinflussung zur Verfügung
stehen, eine herausragende Stellung einnehmen, sagt sich fast von selbst. Dabei spielen die
Universitäten neben den außeruniversitären Forschungseinrichtungen und den
privatwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten eine zentrale Rolle. In dieser
Hinsicht ist die Universität Lübeck richtig gut aufgestellt. Denn trotz aller Lustlosigkeit auf
Einzelaspekte einzugehen, belegt die Große Anfrage, dass gerade der Bereich Medizintechnik
alle Kriterien erfüllt, ein Wachstumsmotor für Lübeck zu sein. Hinzu kommt die enge
Verzahnung von Spitzenforschung und innovativen Wirtschaftsunternehmen. All dies wäre
den Bach runter gegangen, wäre der Plan der Landesregierung aufgegangen, die Universität
Lübeck als Rumpf-Universität ohne Medizinstudienplätze existieren zu lassen - wenn dies denn
überhaupt möglich gewesen wäre.

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