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18.11.10 , 17:40 Uhr
SSW

Silke Hinrichsen zu TOP 28 - Erhalt der Frauenfacheinrichtungen in S.-H. und Mädchentreffs in S.-H. erhalten

Presseinformation Kiel, den 18. November 2010 Es gilt das gesprochene Wort



Silke Hinrichsen

TOP 28 und 40 Erhalt der Frauenfacheinrichtungen in S.-H. und Mädchentreffs in S.-H. erhalten Drs. 17/983, 999

Frauenberatungsstellen, Frauennotrufe, Frauenhäuser und Mädchentreffs bieten Frauen und
Mädchen in verschiedenen Lebenssituationen unterschiedliche Angebote, damit sie ihr Leben
in Würde leben können.


Mit den Kürzungen bei diesen Frauen- und Mädchen-Einrichtungen wird deutlich, dass die
Gleichstellungspolitik der Landesregierung von Beliebigkeit geprägt und völlig ohne Konzept
ist. Mit der Besetzung der Ministerposten fing es an. Mit den Fraueneinrichtungen und den
Mädchentreffs geht es weiter. Die Zuschüsse für die Mädchentreffs sollen komplett gestrichen
werden, zwei Frauenhäuser geschlossen werden, weitere zusammengelegt werden und andere
Fraueneinrichtungen ihre Angebote reduzieren. Die Landesregierung kommt mit einer
weiteren Sonntagsrede zum Schutz und zur Förderung von Frauen und tut doch genau das
Gegenteil. 2
Sie kürzt bei den Frauen, die auf Schutz und Unterstützung angewiesen sind, weil sie Stalking,
Vergewaltigungen und Missbrauch ausgesetzt sind. Insbesondere bei den Frauen, die von ihren
Männern grün und blau geschlagen werden und Hilfe brauchen, um ein für uns normales
Leben zu führen - ohne Schläge, Tritte und Verletzungen. Und bei den Frauen, die auf einem
häufig männlich dominierten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Weiterhin kürzt die
Landesregierung bei den Mädchen, die einen eigenen Raum brauchen, um Selbstbewusstsein
zu erlangen, ihr Leben zu gestalten - ihr Leben als wertvolle und beachtete Frau in unserer
Gesellschaft.


Aus Sicht des SSW gibt es gute Gründe, warum es in diesem Land Frauenberatungsstellen,
Frauennotrufe, Frauenhäuser und auch Mädchentreffs gibt, denn viele Frauen gehören häufig
noch zu den Schwächsten in dieser Gesellschaft. Die Landesregierung hat sich mit den
Kürzungen bei den Frauen- und Mädcheneinrichtungen daher eine Zielgruppe ausgesucht, bei
der möglicherweise nicht mit viel Protest zu rechnen ist. Denn Frauen, die Schutz vor ihrem
Mann suchen oder Opfer von Missbrauch oder Vergewaltigung sind, gehen nicht vor das
Landeshaus demonstrieren. Sowohl diese Frauen als auch die Mitarbeiterinnen in den
Einrichtungen - die zu einem großen Teil ehrenamtliche Arbeit leisten - haben nämlich wirklich
andere Probleme, als der Landesregierung klar zu machen, warum es nicht nur finanziell,
sondern vor allem unter einem menschlichen Gesichtspunkt notwendig ist, in den Schutz und
die Förderung von Frauen zu investieren.


Die Kürzungen bei den Fraueneinrichtungen und den Mädchentreffs im Land zeugen nicht nur
von einem egoistischen Zynismus einer männerdominierten Landesregierung. Sie zeugen auch
von einem Realitätsverlust, dass Frauen Gewalt ausgesetzt sind. Dabei sind es aus meiner
Erfahrung vor allem die individuellen Schicksale, die einen wach rütteln. Es ist die Bekannte,
deren Mann sie beim Streit auf den Boden schlägt und die Kniescheibe gebrochen wird und sie
deshalb nicht mehr arbeiten gehen kann. Und die doch bei ihrem Mann bleibt. Trotz
Wegweisungen sind es daher gerade die Frauenhäuser und Notrufe, die eine Lösung der 3
Probleme und einen Ausweg aus der Gewaltspirale bieten. Diese vielfältige Unterstützung aus
Beratung, medizinischer Untersuchung, Therapie und Not-Unterkünften ist aus Sicht des SSW
auch weiterhin notwendig, da häufig eine jahrelange Unterdrückungssituation besteht und
kein Ausweg erkennbar ist.


Seit 2003 hat sich die Belegung der Frauenhäuser nicht wesentlich verändert, weder in der
Anzahl der Frauen noch in ihrer Verweildauer. 100% Auslastung zu fordern - so wie es der
Landesrechnungshof macht - spricht daher weder für wirtschaftliches noch für menschliches
Denken. Es ist einfach nur Ausdruck der Nichtkenntnis mancher Menschen, die Augen vor den
Problemen in dieser Gesellschaft zu verschließen und die Politik aus ihrer Verantwortung zu
nehmen.


Ich sage Ihnen aber, wir tragen Verantwortung. Wir tragen Verantwortung dafür, dass die
Schwächsten in dieser Gesellschaft Schutz und Unterstützung erhalten, wenn sie nicht mehr
weiter wissen. Ein Leben ohne Gewalt ist eben kein Privilegium, sondern ein Menschenrecht.

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