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Flemming Meyer zu TOP 20 - Materielle Privatisierung des Campus Lübeck des UKSH
PresseinformationKiel, den 10.9.2010Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 20 Keine Entscheidung über eine materielle Privatisierung des Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein vor dem 01.04.2015 Drs. 17/706Vor wenigen Tagen wurde im Sozialausschuss des Landtags wieder einmal deutlich, dass dieLandesregierung weiterhin nach Kaufinteressenten für das UK S-H sucht. Auch eineUmbenennung des geplanten „Interessenbekundungsverfahrens“ in ein„Markterkundungsverfahren“ ändert daran nichts. Fakt ist, dass damit der zugesagteBestandsschutz zur Zukunft des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein schlicht und einfachmissachtet wird. Ich muss deshalb in aller Deutlichkeit festhalten: Der SSW lehnt einePrivatisierung des einzigen Krankenhauses der Maximalversorgung in Schleswig-Holsteinprinzipiell ab. Und dies nicht nur für den Gültigkeitszeitraum der Anwendungsvereinbarung,sondern auch darüber hinaus.Ob es nun die zu erwartenden negativen Konsequenzen für die Beschäftigten oder aber dieAuswirkungen auf die Versorgungsqualität sind: Ganz offensichtlich sind selbst diegrundlegendsten Argumente, die gegen eine Privatisierung des UK S-H sprechen, noch nichtallen bekannt. Oder aber, man will sie ganz einfach nicht hören. 2Tatsache ist, dass die immer wieder kursierenden Privatisierungspläne bei vielen BeschäftigtenAngst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes auslösen. Angesichts der großen Anstrengungen derBelegschaft, die jahrelang Opfer an Arbeitszeit, Lohneinbußen und Arbeitsqualität erbrachthat, wirkt die Haltung der Regierungsmitglieder mehr als ignorant. Wir bleiben dabei: Indemman nach Möglichkeiten und Wegen sucht, um das Klinikum schnellstmöglich zu verkaufen,missachtet man wissentlich die Vereinbarung, keine Entscheidung über die Ausgründung desPrimärbereichs der Krankenversorgung im Wege einer Privatisierung zu treffen.Dabei ist schon völlig unabhängig von einer Privatisierung eine zunehmende Verschlechterungder Arbeitsbedingungen vieler Beschäftigter im Universitätsklinikum Schleswig-Holsteinerkennbar: Die bestehenden Probleme der Vakanzbewirtschaftung und die hohe Zahl derÜberlastungsanzeigen sind uns ja spätestens seit der letzten Debatte zu diesem Themabekannt. Wir haben bereits mehrfach betont, dass die erheblichen Mehrbelastungen desPersonals vor allem im medizinischen und pflegerischen Bereich nicht hinnehmbar sind. Diedringend notwendige Steigerung der Attraktivität dieser Arbeitsplätze, als Antwort auf denschon heute herrschenden Notstand im Pflegebereich, wird durch die Ausgründung derKrankenversorgung jedenfalls nicht erreicht.Schon die Erfahrungen aus der Übernahme der Universitätsklinika Gießen und Marburg durcheine börsennotierte Krankenhaus AG belegen eindrucksvoll, wie schwerwiegend die negativenKonsequenzen einer Privatisierung für Personal und Patienten sein können: Um die Klinik in dieGewinnzone zu bringen wurden erst einmal Stellen in der Verwaltung und im Bereich dertechnischen Dienstleistungen wegrationalisiert. Doch schon im nächsten Schritt wurde imPflegebereich, und damit eben auch ganz konkret an der Versorgungsqualität, gespart. DieKonsequenz daraus ist, dass die Mitarbeiter zunehmend überlastet sind und die Patienten derUniklinik, die häufig schwer krank und besonders pflegebedürftig sind, oft nur notdürftigversorgt werden. 3Für den SSW ist es daher völlig unstrittig, dass die Unternehmen, die sich bisher alsInteressenten für Teile des UK S-H ins Spiel gebracht haben, selbstverständlich ebenfalls dieRenditeerwartungen weltweiter Aktionäre erfüllen - und daher um jeden Preis Gewinnerwirtschaften müssen. Wir haben deshalb große Zweifel daran, dass dies nicht auf Kosten desPersonals und der Versorgungsqualität geschehen wird. Für die Beschäftigten in Lübeck istjedenfalls klar, dass sie durch eine Privatisierung kaum eine Verbesserung derArbeitsbedingungen und der Lohnentwicklung erwarten können.Selbst wenn diese Argumente für die Regierung, und insbesondere den zuständigen Minister,weiterhin nicht von Interesse sein sollten, muss den Verantwortlichen für diePrivatisierungspläne doch zumindest eines zu denken geben: Eine Privatisierung hat - inwelchem Umfang auch immer - rein finanziell höchst zweifelhafte Auswirkungen für das Land.Denn unabhängig davon bleibt Schleswig-Holstein ja in der Pflicht, die Mittel für den Bereichder Forschung und Lehre bereitzustellen und den Investitionsbedarf hierfür abzudecken. Durcheine Privatisierung aber, würden eventuelle Gewinne abgeschöpft, und auf keinen Fall fürdiese Aufgaben verwendet.