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Anke Spoorendonk zu TOP 39 - Entwicklung und Stand der Kulturwirtschaft in S.-H.
Presseinformation Kiel, den 17. Juni 2010 Es gilt das gesprochene WortAnke SpoorendonkTOP 39 Entwicklung und Stand der Kulturwirtschaft in S.-H. Drs. 17/104, 434Im Namen des SSW bedanke ich mich für den vorgelegten Bericht der Landesregierung, der jaeigentlich einmal pro Legislaturperiode erstellt werden sollte. In der letzten Wahlperiodegeschah aber erst einmal gar nichts, was im aktuellen Bericht damit erklärt wird, dass sich dieKulturminister der Länder mit dem Bund auf eine neue – bundesweit einheitliche – Statistikverständigen wollten. Dieser Prozess hat denn also so lange gedauert, dass man mit derVorlage eines aktualisierten Wirtschaftsberichts nicht weiter kam. Gleichwohl sei mir derEinwand erlaubt, wäre es wünschenswert gewesen, wenn das Parlament – sprich: derBildungs- und Kulturausschuss darüber irgendwann auch informiert worden wäre.Der vorliegende Bericht besteht vor diesem Hintergrund daher größtenteils aus einer Übersichtüber diese neuen Statistik-Kriterien. Der letzte Teil befasst sich damit, wie diese Merkmale aufSchleswig-Holstein bezogen aussehen. Wir erfahren somit, dass die Kultur- undKreativwirtschaft einen Anteil von 5,7% an der Gesamtwirtschaft in Schleswig-Holsteineinnimmt. Wir haben es mit Klein- und Kleinstunternehmen zu tun, die sich aufunterschiedliche Spaten verteilen. 2Wie zu Recht hervorgehoben wird, gibt es Potentiale, die noch nicht ausgenutzt sind, und esgibt Probleme, die weniger mit dem Kulturbereich an sich, sondern mit wirtschaftlichenRahmenbedingungen zu tun haben. Es gibt Förderdefizite, die unbedingt im Ausschusshinterfragt werden sollten. – Nicht zuletzt die Feststellung, dass Kleinstunternehmen undFreiberuflern insbesondere durch persönliche, individuelle Beratungsgespräche geholfenwerden kann. Damit einher geht die übergeordnete Frage, ob das im Bericht angeführteBeratungsinstrumentarium auch für die Kulturwirtschaft zielführend ist.Diese vielen, eher technischen Problemstellungen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen,dass es noch weitere Baustellen gibt, wenn es darum geht, Kultur auch als wirtschaftlicheEinnahmequelle zu betrachten. Denn es ist natürlich nicht möglich, Kulturwirtschaftunabhängig von den aktuellen Rahmenbedingungen im Kulturbetrieb zu betrachten. Die vonder Landesregierung vorgeschlagenen Einsparungen im Kulturbereich machen mit anderenWorten vieles von dem zunichte, was im Bericht als ausbaufähig angeführt wird. Dazu nur einBeispiel: Gemeinsam mit den Unternehmensverbänden Hamburg und Schleswig-Holstein sollim Nordkolleg in Rendsburg ein Kompetenz-Zentrum mit dem Schwerpunkt Kulturwirtschaftentstehen, ist nachzulesen.Meine Frage lautet aber schlicht und ergreifend, wie dies mit der Ankündigungzusammenpasst, dass die Weiterbildungseinrichtungen des Landes im nächstenDoppelhaushalt auch deutliche gekürzt werden sollen? Oder liegen schon konkrete Zusagender Wirtschaft vor, alles zu übernehmen?Und noch eine Frage möchte ich loswerden: Wie passen eigentlich die Aussagen zumKulturtourismus mit den Ankündigungen zusammen, dass die TASH abgewickelt werden soll,wo doch gerade der TASH in diesem Bereich eine wichtige koordinierende Rolle zugedacht ist?Unterm Strich bleibt also die Feststellung, dass Kulturwirtschaft und Kulturpolitikzusammenhängen. Und schon bei der letzten Kulturdebatte im März hier im Landtag istdeutlich geworden, dass die Landesregierung in Sachen Kulturpolitik nichts zu bieten hat. Die 3niedrigen Ausgaben für Kultur haben sich seit Jahren auf unterem Niveau stabilisiert, so dassSchleswig-Holstein mittlerweile mit seinen Kulturausgaben pro Kopf bundesweit vor demSaarland auf dem vorletzten Platz steht. Weitere Kürzungen kommen. Für dieses Jahr sind 10%weniger bei den Kulturausgaben vorgesehen, 2011 und 2012 dann jeweils 15%. Das sind 40% derFörderung, die in drei Jahren wegfallen soll! Und als wenn dies nicht genug wäre, schlägt dieLandesregierung auch noch vor, die Zuweisungen für JazzBaltica und den Schleswig-HolsteinTag zu streichen und die Zuschüsse für das Schleswig-Holsteinische Musik-Festival zu kürzen.Angesichts der aktuellen Kulturpolitik ist also völlig unklar, in welche Richtung es gehen solloder welche Perspektiven und Pläne es gibt. Von einem Kulturentwicklungsplan mag manderzeit nur noch träumen.Daher sage ich: Spardebatten hin oder her. Die Weiterentwicklung von Kultur hat gerade inZeiten finanzieller Not eine hohe Bedeutung. Wir können nicht alles nur kaputt sparen,sondern müssen auch die Voraussetzungen dafür schaffen, dass es wieder nach oben geht.Dass sich Kreativität und Ökonomie gegenseitig bereichern, ist dabei keine neue Erkenntnis.Auch der vorgelegte Kulturwirtschaftsbericht macht noch einmal deutlich, welche finanzielleBedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft zukommt und dass die hier vorhandenenChancen besser genutzt werden sollten. Große Einsparungen in der Kultur sind nicht möglich,aber es kann viel kaputt gemacht werden. Der vorliegende Bericht gibt schon mal ersteAnhaltspunkte.