Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Flemming Meyer zu TOP 28 - Erhalt der öffentlichen Trägerschaft für das UK S-H
PresseinformationKiel, den 20.05.2010 Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 28, 32 + 52 Erhalt der öffentlichen Trägerschaft für das UK S-H und der Universität Lübeck, Wäschereiauftrag des UK S-H, Unerwartete Kostensteigerung im UK S-H Drs. 17/519, 527, 255 (neu), 372Es ist im Vorfeld schon mehrfach erwähnt worden, aber man kann es nicht oft genug betonen:Das UK S-H ist der einzige Träger der medizinischen Maximalversorgung in Schleswig-Holstein.Eine Privatisierung dieses Hauses birgt kaum kalkulierbare Risiken und dahingehendeÜberlegungen sind nicht nur unverantwortlich, sondern grob fahrlässig. Dies gilt ganzbesonders für die spärlichen Informationen aus der Haushaltsstrukturkommission zu diesemThema. Dass Öffentlichkeit und Oppositionsparteien über Umfang und Ziele der geplantenSparmaßnahmen so lange im Unklaren gelassen werden ist nach Meinung des SSW bereits einkaum tragbarer Zustand. Doch die Tatsache, dass auch die Mitarbeiter des UK S-H in ihremkonkreten Fall durch gestreute Privatisierungsgerüchte verunsichert werden und um ihrenArbeitsplatz fürchten müssen, ist eine absolute Zumutung. Denn sie sind es, die jahrelangOpfer an Arbeitszeit, Lohneinbußen und Arbeitsqualität erbracht haben. Die Auffassung derSPD, die derartige Gerüchte in ihrem Antrag als Ausdruck der Respektlosigkeit gegenüber den 2Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des UK S-H bezeichnet, können wir daher uneingeschränktteilen.Der SSW lehnt eine Privatisierung des einzigen Uniklinikums, und mit weit über 10.000Mitarbeitern größten Arbeitgebers in Schleswig-Holstein, unverändert ab. Nicht ohne Grundwurde von Experten in der Vergangenheit mehrfach festgestellt, dass das UK S-H im Begriff ist,sich kaputt zu sparen. Eine Entwicklung, die durch eine Privatisierung wohl kaum aufgehaltenwerden kann. Anstelle von Investoren mit kurzfristigen, maximalen Renditeerwartungenbraucht das Klinikum für seine Zukunftsfähigkeit langfristige Rückendeckung und einefinanzielle Unterstützung durch das Land. Denn diese Mittel werden nach wie vor benötigt, umdie Infrastruktur zu verbessern und die Prozesse zu optimieren.Vorstand wie Mitarbeiter sehen im baulichen Masterplan als Kern des Sanierungskonzepts deneinzig gangbaren Weg, um das UK S-H zukunftsfähig zu gestalten und nicht zuletzt dieumfassende medizinische Versorgung der Bevölkerung aus öffentlicher Hand zu sichern. Nurso kann das Großklinikum konkurrenzfähiger werden und nur auf diesem Weg können diebestehenden strukturellen Probleme gelöst werden. Zur Umsetzung und Absicherung desumfangreichen Masterplans lassen sich sowohl Bundesmittel zum Hochschulbau als auchöffentlich-private Partnerschaftsmodelle heranziehen.Jedes Bundesland verfügt über ein Großklinikum mit Maximalversorgung in öffentlicherTrägerschaft. Erfahrungen mit einer Situation, in der die vollumfängliche Versorgungausschließlich von Privaten erbracht wird existieren also nicht. Und hierfür gibt es guteGründe: Eine nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten organisierte Großklinik gewährleistetkaum eine bereichsübergreifende hohe Qualität der Versorgung. Das Profitinteresse desInvestors darf nicht darüber entscheiden, ob, wann und wo ein Patient behandelt werden kann.Hier ist der SSW unverändert einer Meinung mit den Personalräten des UK S-H. 3In jedem Fall ist klar, dass ein privater Investor einen Gewinn für sein eingebrachtes Kapitalerwarten dürfte. Zumindest für die Beschäftigten ist somit eines Gewiss: Eine Verbesserungder Arbeitsbedingungen und der Lohnentwicklung lässt sich in diesem Fall nicht erwarten.In diesem Zusammenhang muss selbstverständlich auch dringend vor dem Verkauf desLübecker UK-S-H-Standorts an einen Klinikkonzern gewarnt werden. Denn die UniversitätLübeck gerät mit der Gefährdung des dortigen Uniklinikums genauso in existenzielle Not. Mitder Übernahme durch einen privaten Käufer läge letztlich auch die Entscheidung über dieZukunft des Lübecker Medizinstudiums – und damit der gesamten Universität in der heutigenForm - in seiner Hand. Der SSW sieht auch hierin ein viel zu hohes und unkalkulierbares Risiko.Die vollumfängliche Versorgung und eine zukunftsfähige Lehre und Forschung kann nur durchden Verbleib in öffentlicher Hand sichergestellt werden.Die Rolle der Universität Lübeck bei der zukünftigen Versorgung des Landes mit Medizinernsollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Gerade in Zeiten in denen Experten verstärkt vordem drohenden Ärztemangel warnen und einen Ausbau der Ausbildungskapazitäten fordern,darf die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nicht zur einzigen Medizinischen Fakultätwerden, die diese wichtige Aufgabe wahrnimmt. Die Universität Lübeck muss daher inöffentlicher Hand bleiben und zumindest über ein Mindestmaß an Planungssicherheitverfügen. Dieses gilt umso mehr, da die Medizinerausbildung in Lübeck in bundesweitenRankings immer hervorragend abschneidet und somit ein Aushängeschild des sogenanntenGesundheitsstandorts Schleswig-Holstein ist. Die Landesregierung, und insbesondere derWissenschaftsminister, muss sich der Verantwortung gegenüber den Menschen und derWirtschaft bewusst werden und sich auch endlich klar zu ihr bekennen.Vor dem Hintergrund der wenigen Informationen, die uns aus derHaushaltsstrukturkommission zum Thema UK S-H erreichen, fällt es schwer, die Vergabepraxisim Fall des Wäschereiauftrags nicht auch im Zusammenhang mit den 4Privatisierungsbestrebungen zu sehen. Zwar ist das UK S-H durch europäischeVergaberichtlinien dazu gezwungen, den wirtschaftlichsten Anbieter zu beauftragen. Dassbillige Produkte aber nicht immer auch die wirtschaftlichsten sind, ist hinlänglich bekannt. DieVersorgungssicherheit sollte bei solchen Großaufträgen an erster Stelle stehen, da eineunzuverlässige Versorgung mit Textilien den ganzen Klinikbetrieb lahm legen kann. Hierzugehört für uns auch eine angemessene Entlohnung der Menschen, die dieseVersorgungssicherheit gewährleisten müssen.Ob die Einsparungen durch die Vergabe an die Firma Sitex auch eine tatsächlicheKostensenkung für das Land bedeuten, wage ich zu bezweifeln. Die Höhe der Folgekosten fürdie Integration der größtenteils ungelernten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in denArbeitsmarkt lässt sich jedenfalls kaum genau beziffern. Dass die Mitarbeiter der Firma Sitex,laut Aussage eines Gewerkschafters, von ihrem Lohn „nicht leben und nicht sterben können“ist jedenfalls untragbar.Natürlich dürfen hier auch die nachweislich gemachten Fehler des Managements bei Planungund Controlling nicht unerwähnt bleiben. Wie wir alle wissen, hat es Presseberichten zufolgeim vergangenen Jahr unerwartete und hohe Steigerungen im Bereich der Personal-, Material-und vor allem der Beraterkosten gegeben. Der von den Kollegen der Grünen erhobene Vorwurf,dass das verantwortliche Management „offenbar schwerwiegende handwerkliche Fehler“gemacht hat ist demnach alles andere als aus der Luft gegriffen.Aus Sicht des SSW ist es sehr bedauerlich, dass die Konsequenz aus den erhöhten Kosten vonden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des UK S-H getragen werden sollen. Im Rahmen dersogenannten Vakanzbewirtschaftung werden frei gewordene Stellen nicht zwingend undumgehend nachbesetzt. Dies führt oft zu erheblichen Mehrbelastungen des Personals und istvor allem im medizinischen und pflegerischen Bereich nicht hinnehmbar. AttraktivereArbeitsplätze, die von den Personalräten als Antwort auf den schon heute herrschenden 5Notstand im Pflegebereich dringend gefordert werden, schafft man so ganz sicher nicht. Hiersieht der SSW auch die Landesregierung in der Pflicht, auf eine zügige Neubesetzung der freiwerdenden Stellen hinzuarbeiten.Überteuerte Beraterverträge, die uns auch heute noch nicht detailliert bekannt sind, und Fehlerim Controlling führen derzeit eindeutig zur Verschlechterung von Arbeits- undVersorgungsqualität. Dass es auch zukünftig bei den im Bericht erwähnten Einzelfällen bei derÜberschreitung der Regelarbeitszeit bleibt, darf zumindest bezweifelt werden. Ähnliches wirdman leider auch für die Entwicklung bei den Überlastungsanzeigen des Personals erwartenkönnen.Der SSW schließt sich den gestellten Forderungen nach einem Erhalt der öffentlichenTrägerschaft für das UK S-H und der Universität Lübeck in vollem Umfang an. Der beschritteneWeg zur Sanierung des Unternehmens muss auf der Grundlage des Baumasterplans weitergegangen werden. Die Landesregierung ist hier ebenso mitverantwortlich, wie bei derAusbildung von dringend benötigten Medizinern an der Universität Lübeck. Nicht zuletzt ist sieals Träger auch dem Personal und den Patienten des UK S-H gegenüber verpflichtet, sich fürerträgliche Arbeitsbedingungen und eine gute Versorgungsqualität einzusetzen.