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24.02.10 , 11:41 Uhr
B 90/Grüne

Marret Bohn zum Antrag "Frauentag wird Feiertag"

Presseinformation

Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort Pressesprecherin Claudia Jacob TOP 40 – Frauentag wird Feiertag Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Dazu sagt die frauenpolitische Sprecherin Telefon: 0431 / 988 - 1503 der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Fax: 0431 / 988 - 1501 Marret Bohn: Mobil: 0172 / 541 83 53
presse@gruene.ltsh.de www.sh.gruene-fraktion.de
Nr. 096.10 / 24.02.2010


Wir wollen keinen Feiertag, sondern die Gleichstellung erreichen
Der Weltfrauentag geht auf die Initiative von Clara Zetkin auf der zweiten internationa- len sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen zurück. Die Idee hat also in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. 1911 wurde der Frauentag in Deutschland zum ers- ten Mal gefeiert – allerdings am 19. März. 10 Jahre später wurde der achte März zum „Stichtag“. Im Jahr 1921 riefen Alexandra Kollontai und Lenin den Internationalen Frau- entag an diesem Datum aus, zum Gedenken an die russischen Arbeiter- und Soldaten- frauen, die 1917 in Moskau streikten.
Der internationale Frauentag hat sozialistische Wurzeln. An diese rote Tradition möchte die Linke sicherlich mit ihrem Vorschlag, den Frauentag zum Feiertag zu erheben, an- knüpfen. Ob sie sich damit einen Gefallen tut oder einen Bärendienst erweist, überlasse ich Ihrer eigenen Einschätzung.
Fakt ist, dass es in der deutschen Geschichte einen wechselhaften Umgang mit dem Frauentag gegeben hat. Nachdem 1918 auch Frauen offiziell wählen durften, wurde der Frauentag mit sozialen Themen und dem Kampf für einen straffreien und gefahrlosen Schwangerschaftsabbruch verknüpft. In der Nazizeit wurde er verboten und durch den Muttertag ersetzt. In der DDR wurde ab 1946 eine große parteigesteuerte Frauentags- tradition begründet. In der Bundesrepublik konnte der Internationale Frauentag so rich- tig erst Ende der 60er, Anfang der 70er Jahr Fuß fassen.
Seit 1975 ist der Internationale Frauentag am 8. März offiziell und weltweit durch die Vereinten Nationen anerkannt. Und das ist auch gut so. Es ist sinnvoll, richtig und ge- Seite 1 von 2 recht. Die Gleichstellung von Frauen und Männern haben wir – weltweit, in Deutsch- land, in Schleswig-Holstein – noch immer nicht erreicht. Das sollte eigentlich auch die Linke bemerkt haben. Insofern ist der Internationale Frauentag Anlass für Gedenken, für Aktionen und Aktivitäten, nicht aber zwangsläufig Anlass zum Feiern. Gefeiert wird das Ziel, wenn man oder frau es erreicht haben. Das haben wir aber noch nicht!
Außerdem: In Deutschland gibt es schon eine ganze Reihe offizieller Feiertage. Natür- lich ist ein weiterer freier Tag ohne Erwerbsarbeit ein Geschenk für alle Arbeitnehme- rinnen und Arbeitnehmer. Genauso natürlich hält jede Arbeitgeberin und jeder Arbeitge- ber einen neuen offiziellen Feiertag für einen Fluch. Die entstehenden Kosten – einzel- betrieblich wie volkswirtschaftlich – sind enorm. Das Heer der Werktätigen hat frei, bei vollem Lohnausgleich sozusagen. Einige müssen trotzdem arbeiten: in Krankenhäu- sern, in den Versorgungsbetrieben, bei Bahn- und Busunternehmen, um nur einige Bei- spiele zu nennen. Sie erhalten zu Recht einen Ausgleich durch Feiertagszuschläge.
Ich frage mich: Hat die Linke all dies bedacht? Oder ist geplant, das Datum des Frauen- tages zu flexibilisieren und ihn auf einen sowieso schon freien Sonntag zu verlegen – so wie beim Muttertag? Sollen dann alle Frauen Blümchen und Frühstück ans Bett be- kommen? Wir Grüne stehen und kämpfen für Gleichberechtigung, für Gleichstellung und für Gleichbehandlung – von Frauen und Männern. Wir wollen keinen neuen Feier- tag, sondern dieses Ziel erreichen! Wir lehnen den Antrag der Linken daher ab.



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