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Lars Harms zu TOP 38b - Strukturkonzept Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
PresseinformationKiel, den 23. Juli 2009 Es gilt das gesprochene WortLars Harms 38b TOP 38b Schleswig- Strukturkonzept Universitätsklinikum Schleswig-Holstein S- (UK S-H) 16/279 Drs. 16/2796Es ist noch gar nicht so lange her, dass das UK S-H umstrukturiert wurde und die 15 neugegründeten Zentren uns als die perfekte Lösung präsentiert wurden. DieUnternehmensberatung Roland Berger hatte sich in seinem Gutachten zur Fusion für dieGründung der Zentren ausgesprochen. Und dieser Lösung ist man seinerzeit gefolgt.Es ging um die gleichen Themen wie heute – die Argumente für die jetzige und die neue Struktursind austauschbar. Es ging und geht um Kosteneffizienz, Managementkompetenz, einebetriebswirtschaftlich ausgeprägte Unternehmenskultur und um ein hohes Versorgungsniveau.Wir als SSW fragen uns, ob jemand überhaupt genau nachgesehen hat, warum die gestecktenZiele angeblich nicht erreicht wurden. Liegt es tatsächlich an der Struktur oder sind eshauptsächlich ganz andere Gründe, die es so schwierig machen, ein Unternehmen dieserKomplexität und Größenordnung erfolgreich zu führen und zu steuern. Liegt es vielleicht auch an 2den sehr unterschiedlichen Interessen, an informellen sehr wirksamen Strukturen undungeklärten Machtverhältnissen? Sind die insgesamt 51 Kliniken und 26 Institute vielleichtvergleichbar mit kleinen Fürstentümern und den Fürsten ist es teilweise egal, wer unter Ihnenregiert?Auf jeden Fall wird jetzt wieder von neuen Beratern eine neue Sau durchs Dorf getrieben.Zumindest gehen wir davon aus, dass die neue heilsbringende Struktur nicht alleiniges Produktdes UK S-H ohne externe Beratung ist.Wir denken, Zweifel dürfen da erlaubt sein. Und es tun sich einige Fragen auf:Zunächst hört es sich nach Verschlankung an, wenn man aus 15 drei Zentren macht. Aber mit20 – 30 Einzelkliniken pro Standort und diversen Instituten haben die jeweiligenZentrumsleitungen eine sehr breite Führungsspanne. Welche Struktur und vor allem welcheVerantwortlichkeiten und Kompetenzen wird es unterhalb der Direktoriumsebene geben?Müssen mit jeder einzelnen Klinik und jedem einzelnen Institut Zielvereinbarungen getroffenwerden? Wird die Leistungsplanung und werden die Budgets auf diese Bereicheheruntergebrochen? Wer hat dort die Verantwortung für die Einhaltung der Vorgaben?Was bedeutet die mit der neuen Struktur einhergehende Stärkung der Standorte Kiel und Lübeckfür das fusionierte Klinikum? Wird dadurch die ohnehin vorhandene Konkurrenzsituationangeheizt? Und wenn ja, dient das wirklich dem Gesamtunternehmen?Was bedeutet es für die Beschäftigten in der Verwaltung, wenn sie disziplinarisch derStandortleitung und fachlich einer Dezernatsleitung unterstellt sind? Aus unserer Sicht sind daKonflikte vorprogrammiert, die auf dem Rücken dieser Mitarbeiter ausgetragen werden. Wie willman sicherstellen, dass die fachlichen standortübergreifenden Vorgaben unter Umständen auchgegen starke Standortleitungen durchgesetzt werden? 3Die gleichzeitige standortübergreifende Definition von Kompetenzzentren, die für sichgenommen sicher sinnvoll sind, schafft weitere Schnittstellen.Vergleicht man das UK S-H mit einem großen, schweren Tanker in rauer See, sollte man sichvorher sehr genau überlegen, in welche Richtung man steuert und nicht in hektischerBetriebsamkeit das Ruder mal nach links und mal nach rechts herumreißen. Schlimmstenfallsfährt der Tanker dann weiter gerade aus auf den nächsten Eisberg zu. Und es bringt auch nichts,dem Tanker einen neuen Anstrich zu geben, wenn er nicht mehr so fährt, wie er fahren sollte.Nicht zuletzt sollte man daran denken, dass die Beschäftigten des UK S-H diejenigen sind, die dasUnternehmen am Laufen halten, trotz der vielen Querelen und Belastungen, denen sie in denletzten Jahren ausgesetzt waren. Man sollte ihnen nur große strukturelle Veränderungenzumuten, die langfristig eine Perspektive bieten. Das Vertrauen, das man mit einer leichtfertigenNeustrukturierung, die evtl. nicht zum Ziel führt, verspielt, lässt sich nur schwer wiederaufbauen.