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Lars Harms zu TOP 15 - Ziel-, Struktur- und Maßnahmenkonzept für das UKSH
PresseinformationKiel, den 17.07.2008 Es gilt das gesprochene WortLars HarmsTOP 15 Ziel-, Struktur- und Maßnahmenkonzept für das UKSH Drs. 16/2144Jetzt liegt also wie angekündigt der Sanierungsplan für das UK S-H vor. Laut ehemaligemMinister Austermann enthält er „alle notwendigen Instrumente für eine erfolgreiche Operationfür eine Gesundung des Klinikums“.Bei genauerem Hinsehen fällt aber einiges auf:Die Diagnose des Sanierungsmanagers zu den hauptsächlichen Gründen des Defizits am UK S-Herinnert stark an die Diagnose des alten Vorstandes: ♦ Hohe laufende Kosten für Energie und Infrastruktur bedingt durch den seit Jahren aufgelaufenen Investitionsstau ♦ Ein zu niedriger Landesbasisfallwert führt zu nicht kostendeckenden ErlösenZum zweiten Punkt ist mittlerweile vielleicht eine Lösung zumindest ab dem Jahr 2015 in Sicht,sofern es den Gesundheitsministern gelingt, sich in ihren eigenen Reihen durchzusetzen. Aberdieses Thema wird in dieser Landtagssitzung noch gesondert diskutiert. 2Im Übrigen ist der Sanierungsmanager genauso wie der alte Vorstand im Jahr 2006 überzeugtdavon, dass bis 2010 unter bestimmten Voraussetzungen ein ausgeglichenes Ergebnis erreichtwerden kann.Man gewinnt den Eindruck, dass das vorgelegte Strategiepapier nur alter Wein in neuenSchläuchen ist. Mit dem Unterschied, dass die jetzigen Schläuche der Landesregierung jetztbesser gefallen als die alten, weil sie eben nicht von ausgesprochenen Privatisierungsgegnerngefüllt worden sind und damit auch keine Gegner des zuständigen Ministers und desAufsichtsratsvorsitzenden hier erst einmal an der Diskussion teilnehmen.Kommen wir zur Therapie – vielleicht sind dort die Gründe für die Einsetzung desSanierungsmanagers zu finden.Für den Bereich Forschung und Lehre wird im aktuellen Konzept festgestellt, dass derLandeszuschuss hierfür im Vergleich zu anderen Bundesländern dramatisch niedrig ist. Nichtsanderes steht im Strategiepapier aus dem Jahre 2006. Gleichzeitig sollen laut dem neuen Papier„Leuchttürme“ der exzellenten Forschung entwickelt werden. Auch das ist nichts Neues, denndas bereits anerkannte Exzellenz-Cluster zur Entzündungsforschung wird sich ja wohl kaum derSanierungsmanager auf seine Fahnen schreiben können.Jetzt zu den vorgestellten Sanierungsschritten:Als ein wichtiger Punkt wird das Erlösmanagement genannt. Sieht man jedoch genauer hin,handelt es sich hierbei schlicht und ergreifend um das Thema Umsatzausweitung, wie es vomalten Vorstand bezeichnet wurde. Inhaltlich geht es um das Gleiche, nämlich um neueKooperationen, Erlössteigerung durch höhere Fallzahlen usw. 3Vielleicht ist ja die Optimierung der Prozesse und Strukturen das neue innovative Element.Zumindest liest es sich im Vergleich unterschiedlich. Im neuen Papier spricht man pauschal vonder Optimierung der Prozesse im Primärbereich, im Strategiepapier des Jahres 2006 wurdenunter dem Punkt „Strukturelle Maßnahmen“ konkrete Punkte genannt, die auch zuEinsparungen in den sogenannten Sekundär- und Tertiärbereichen führen sollten.Der Sanierungsmanager stellt weiterhin fest, dass die Behebung der infrastrukturellen Mängelunverzichtbar ist für den Sanierungserfolg. Das wiederum klingt sehr vertraut. Und zwar nichtnur die Diagnose – auch die vorgeschlagene Therapie, einen großen Teil der notwendigenInvestitionen über ÖPP-Modelle zu realisieren, entspricht haargenau den Vorschlägen desVorgänger-Sanierungspapiers. Sogar der Kapitaldienst in Höhe von ca. 30 Mio. • istdeckungsgleich.Kommen wir nun zum letzten Punkt – der Etablierung neuer Führungsstrukturen. Davon steht imStrategiepapier aus dem Jahr 2006 nichts. Aber auch im neuen Sanierungskonzept bleibt dieserPunkt seltsam nebulös. Wir lesen, dass der fachlich hoch qualifizierte Chefarzt auch alsKlinikunternehmer handeln muss. Ich frage an dieser Stelle bewusst ketzerisch: Will er das dennüberhaupt? Und wenn nicht, wie will man ihn dazu zwingen? Und wird man, wenn überhaupt,nur die Klinikchefs entsprechend unter Druck setzen, die aus medizinisch fachlicher Sicht für dasUK S-H nicht so wichtig sind? Welche Führungsstrukturen sollen diesen Wandel vollbringen? Undwarum soll die jetzige Zentrumsstruktur, die ja genau aus diesem Grund etabliert wurde, hierfürnicht geeignet sein?Hat schon mal jemand untersucht, ob es nur die Struktur ist, an der unternehmerisches Handelnscheitert oder ob es – wenn die Diagnose denn stimmt – hierfür ganz andere Gründe gibt?Abschließend möchte ich sagen, dass es mir nicht darum geht, die Arbeit desSanierungsmanagers zu schmälern. Im Gegenteil – ich bin sicher, Herr Dr. Schleifer ist so 4erfahren und so professionell, dass er ein fundiertes Strategiekonzept abgeliefert hat. NurKonzepte sind das eine, die Umsetzung das andere.Aber wir müssen auch feststellen, dass Dr. Schleifer, genau wie der „alte“ Vorstand, nur mitWasser kocht und es das Rad auch nicht neu erfunden hat.Ich frage mich aber auch, ob es für das UK S-H und den Gesundheitsstandort Schleswig-Holsteinnicht besser gewesen wäre, den 2006 eingeschlagenen Weg konsequent mit Unterstützung derPolitik und des „alten“ Vorstandes weiter zu gehen. Stattdessen wurde viel Porzellanzerschlagen, Führungs- und damit Kommunikationsstrukturen zerstört sowie Mitarbeiterverunsichert. Das scheint mir keine gute Basis für die Umsetzung eines ambitioniertenSanierungskonzeptes zu sein.