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27.01.05
10:54 Uhr
SPD

Astrid Höfs zu TOP 43 + 66: Neue Lösungen müssen Bedürfnisse der Gesellschaft berücksichtigen

Sozialdemokratischer Informationsbrief

Kiel, 27.01.2005 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell
TOP 43 + 66 – Hochschulstudium im Bereich Elementarpädagogik und OECD-Länderbericht zur früh- kindlichen Betreuung, Bildung und Erziehung in Deutschland


Astrid Höfs:

Neue Lösungen müssen Bedürfnisse der Gesellschaft berücksichtigen

Die thematische Untersuchung der OECD über die frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung wurde in sehr unterschiedlichen Ländern durchgeführt. Die Länder un- terscheiden sich teilweise erheblich in ihrem sozialen, ökonomischen und politischen Kontext und auch in ihrem politischen Ansatz für Betreuung, Bildung und Erziehung kleiner Kinder.

Das Expertenteam beschränkte sich aus Zeitgründen auf den eingehenden Besuch der Länder Baden-Württemberg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Der vom Bundesministerium in Auftrag gegebene Hintergrundbericht lieferte dem Team somit offenbar eine große Hilfe.

Die kontextuellen Aspekte haben einen wesentlichen Einfluss auf die Leistungsfähig- keit der deutschen Betreuungsangebote, u.a. zählen dazu Demographie, Arbeitsmarkt und Beschäftigungsanalyse, das Konzept der Sozialpädagogik. Mutterschutz und El- ternzeit sowie die Angebotsstruktur in Ost und West, Finanzierung der Leistungen, be- rufliche Bildung und Aufrechterhaltung der Qualität fließen in den Bereich der aktuellen Politik und Angebote ein.


Schleswig- Holstein

Herausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-



Und die Untersuchergruppe kam zu dem Ergebnis, dass die frühkindliche Betreuung, Bildung und Erziehung in Deutschland viele Stärken und Ressourcen hat. Deutschland besitzt eine lange Tradition mit gehaltvollen Konzepten, einschließlich des sozialpäda- gogischen Ansatzes mit seinem Verständnis für Bildung, Betreuung und Erziehung als miteinander verbundenen Merkmalen frühkindlicher Förderung. Der englisch spre- chende Raum kann von diesem ganzheitlichen Ansatz und der dazugehörenden Pra- xis viel lernen.

Das deutsche System ist vor allem in den neuen Bundesländern gut ausgebaut. Die Versorgungslage der neuen Bundesländer zählt zu den besten unter den OECD- Ländern. Und ein progressiver Ausbau findet auch in den alten Bundesländern statt mit Tendenz zu Ganztagsangeboten. Die Kita bieten vielfältige Angebote für Eltern. Gemischtaltrige Kindergruppen sind offensichtlich im Trend. Die deutschen Kitas sind landesweit gut ausgestattet (Gebäude, Materialien). Das deutsche System ist nicht auf Gewinn ausgelegt und verfolgt das Ziel, alle Kinder in gleicher Weise zu fördern – un- geachtet des Familieneinkommens oder der Herkunft.

Die große Offenheit für Veränderungen einschließlich eines quantitativen und qualitati- ven Ausbaus der FBBE-Leistungen (FBBE = frühkindliche Bildung, Betreuung und Er- ziehung) und einer Versorgung, die das Wohl der Kinder ebenso im Zentrum sieht wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wird herausgestellt. Zudem wird festgestellt: Es ist ein solides Fundament für den weiteren Ausbau vorhanden. Es wird darauf hin- gewiesen, dass es einer nationalen Planung bedarf, um ein System zu entwickeln, das die Bedürfnisse aller Kinder anspricht sowie die sich ändernden Bedürfnisse der El- tern. Es müssen neue Lösungen gefunden werden, die gleichzeitig die Interessen klei- ner Kinder und die Chancengleichheit für Frauen sowie die sich ändernden Bedürfnis- se der Gesellschaft berücksichtigen. -3-



Und es wird u.a. herausgestellt, dass den Eltern geholfen wäre, wenn der Bund in Ab- stimmung mit den Ländern eine langfristige Strategie erarbeiten würde, um den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab drei Jahren stufenweise auf einen all- gemeinen Anspruch ab dem Alter von zwölf Monaten auszuweiten. In den neuen Bun- desländern ist diese Forderung bereits erfüllt. Fast allen Kindern in diesem Alter kann ein Platz angeboten werden.

Nur für wenige Kinder unter drei Jahren kann in Schleswig-Holstein ein Krippenplatz angeboten werden. Da sind wir ein richtiges Entwicklungsland. In den alten Bundes- ländern ist eine Versorgungsquote von 2,7 % erreicht, in den neuen Bundesländern dagegen 37%. Die EU-Empfehlung von Barcelona sieht eine Versorgung mit Krippen- plätzen von 33% bis 2010 vor. Davon sind wir weit entfernt.

Und wir müssen den jungen Eltern einfach bessere Möglichkeiten anbieten, um Fami- lie und Beruf besser vereinbaren zu können. Es ist ja nun schon länger bekannt, dass die Geburtenzahlen zurückgehen. Und so müssen wir Anreize bieten, Angebote schaf- fen, damit junge Menschen sich wieder für Kinder entscheiden.

Der Bericht macht deutlich, dass 8% der Fünf- bis Sechsjährigen in Deutschland keine Kita besuchen, und nur 64 % der Kinder aus sozial schwächeren Familien besuchen überhaupt Kitas. Dieser Anteil ist viel zu gering. Sinnvoll wäre es, wenn alle Kinder ei- ne Kita besuchen, um bessere Chancen für den Start in die Schule zu haben. Nach diesem Ergebnis ist ein Drittel der fünf- bis sechsjährigen Kinder bereits benachteiligt, weil sie keine Kita besuchen.

Wenn Eltern dies nicht selbst erkennen können, müssen wir dann nicht auch über eine Kitapflicht nachdenken? Es darf in jedem Falle nicht sein, dass die Herkunft über den Bildungserfolg der Kinder entscheidet! -4-



Die Untersuchung befasst sich auch mit der Ausbildung des Personals in Kindertages- stätten. Die Frage gewinnt an Bedeutung, je höher die Anforderungen an die Betreuer werden, mit Eltern zu arbeiten oder Bildungsangebote zu entwickeln. Und die Kosten- frage ist in diesem Zusammenhang auch zu bewerten.

Und in allen Ländern sind Männer eine bislang ungenutzte Personalressource. In Skandinavien werden mehr Männer für die Arbeit mit Kindern eingestellt. In Deutsch- land hat man sich noch nicht ernsthaft mit der Frage befasst, wie man mehr Männer in die Kindertagesbetreuung bringt. Es wird zwar bedauert, aber bisher sind keine Maß- nahmen ergriffen worden, diese Situation zu ändern.

Der Länderbericht zeigt wichtige Felder auf, die zeitnah bearbeitet werden müssen. Schließlich sollen unsere Kinder eine optimale Betreuung, Bildung und Erziehung er- halten, damit sie einen guten Start haben in der Schule und in ein lebenslanges Ler- nen.