Ekkehard Klug zu PISA II: "Bessere Bildungschancen schon vom Kind ergartenalter an"
FDP Landtagsfraktion Schleswig-HolsteinPresseinformation Wolfgang Kubicki, MdL Nr. 398/2004 Vorsitzender Dr. Heiner Garg, MdL Stellvertretender Vorsitzender Kiel, Mittwoch, 15. Dezember 2004 Dr. Ekkehard Klug, MdL Parlamentarischer Geschäftsführer Sperrfrist: Redebeginn Christel Aschmoneit-Lücke, MdL Joachim Behm , MdL Es gilt das gesprochene Wort! Günther Hildebrand, MdLBildungspolitik/PISA II Veronika Kolb, MdLEkkehard Klug: „Bessere Bildungschancen schon www.fdp-sh.de vom Kindergartenalter an“ - Rot-Grün will durch Schulsystemdebatte von eigenem Versagen ablenken -In der Landtagsdebatte über die zweite PISA-Studie – TOP 37 und 40 - erklärte der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Dr. Ekkehard Klug:„Der Nordschleswiger veröffentlichte in der vergangenen Woche einen bemerkenswerten Kommentar zu den Ergebnissen der neuen PISA-Studie für Deutschland und Dänemark:„Obwohl beide Länder gänzlich verschiedene Schulsysteme haben, leiden sie an den denselben Symptomen: schwache Leistungen, soziales Erbe, das nicht gebrochen wird: Wer aus einem Bildungshaushalt mit Büchern in den Regalen und Kunst an der Wand kommt, schneidet in Deutschland wie in Dänemark besser ab - und Einwandererkinder, die gerade ins Land kamen, sind südlich wie nördlich der Grenze besser dran als Einwandererkinder der zweiten Generation“.Wer für Schleswig-Holstein das Heil in einem Schulsystem sucht, das nördlich der Grenze im Kern ganz ähnliche Probleme hervorgebracht hat wie hierzulande, der verordnet gegen die PISA-Misere „weiße Salbe“.Mit einer solchen Plecebo-Politik hilft man nicht den Schülern - man lenkt nur ab vom Versagen einer Schulpolitik, die nichts getan hat, um die Zustände tatsächlich zu verbessern.Als vor drei Jahren der innerdeutsche PISA-Ländervergleich veröffentlicht wurde, sind die Schwachpunkte der schleswig- holsteinischen Schulsituation doch mehr als deutlich geworden: Mit über 26% extrem leseschwachen Schülern weist unser Bundesland einen fast doppelt so hohen Anteil auf wie Bayern. Neben Bremen Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 1 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ und dem Saarland zählt Schleswig-Holstein zu den Ländern, in denen Kinder aus Einwanderfamilien das niedrigste Leistungsniveau erreichen, also am schlechtesten gefördert werden.Vor dieser Realität schlägt sich die für die hiesige Schulpolitik verantwortliche Ministerin in die Büsche – nach dem Motto: das Schulsystem sei schuld, und nach dessen Abschaffung werde in zehn Jahren schon alles besser sein.Frau Erdsiek-Rave erklärte am 16. September im „Tagesspiegel“: „Das System führt dazu, dass wir zu wenig für Schwache tun“. Angesichts ihrer eigenen Bilanz ist das pure Heuchelei. Die Wahrheit lautet nämlich: „Frau Erdsiek-Rave hat nichts für die Schwächeren in unserem Schulsystem getan“.Gerade bei den schwächsten Schülern praktiziert die amtierende Landesregierung seit Jahren eine Politik der unterlassenen Hilfeleistung. Von zweihundert zusätzlichen Lehrerstellen, die der Haushalt in diesem Jahr bereitgestellt hat, ist keine einzige Stelle den Hauptschulen zugeteilt worden.Diese Flucht vor der Verantwortung verbindet sich mit mehreren Fehlkalkulationen.Die erste Fehlkalkulation ist der Glaube, die ‚soziale Schieflage’ im Schulwesen werde durch ein Einheits-, Einfalts- oder Gemeinschaftsschulmodell überwunden.Auf Seite 23 der „PISA 2003“-Ergebniszusammenfassung kann man dagegen nachlesen: Zwischen Schülern aus dem - im Sozialwissenschaftlerdeutsch so genannten - „obersten“ und dem „untersten Quartil der sozialen Herkunft“ ist die durchschnittliche Leistungsdifferenz bei den Integrierten Gesamtschulen größer als in allen anderen deutschen Schularten!Gerade in jener Schulform, in der die 15-jährigen Schüler „gemeinsam gelernt haben“, wirkt sich das „soziale Erbe“ also stärker auf den erreichten Leistungsstand aus als anderswo!Soweit Bildungsdefizite auf soziale Ursachen zurückgehen - und das ist zweifellos oft der Fall - muss wirksames Gegensteuern in den frühen Phasen des Bildungserwerbs ansetzen: also in den Kindergärten, im Vorschulbereich und in der Grundschule. Was in den ersten zehn Lebensjahren an Förderung und Entwicklung von Leistungspotenzialen versäumt wird, lässt sich später kaum ausgleichen.Nicht zuletzt deshalb ist es verheerend, wenn die Hartz-IV- Regelungen dazu führen, dass Sozialhilfeempfänger vom nächsten Jahr an z.B. in Kiel um 63 bis 90 Euro pro Monat höhere Kita-Beiträge zahlen müssen. Dass es sich dabei um eine Gleichstellung mit Geringverdienern mit ähnlichen Einkommen handelt, macht die Sache kaum besser.Das rot-grüne Patentrezept für soziale Gerechtigkeit: „Allen soll es gleich schlecht gehen“ ändert nichts an dem Umstand, dassChristian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 2 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/ voraussichtlich vor allem jene Kinder aus Kitas abgemeldet werden, für die eine Förderung im Kindergarten besonders wichtig ist.Die rot-grüne Politik-Leitlinie „Allen soll es gleich schlecht gehen“ findet ihre logische Konsequenz in der Abschaffung des gegliederten Schulwesens. Dass dabei mit der Abschaffung der Gymnasien ausgerechnet jene Schulart zerstört werden soll, bei der Schleswig- Holstein bundesweite Spitzenergebnisse erreicht hat, zeigt, dass Bildungsabbau bei Rot-Grün eben wirklich mit System betrieben wird.Gesamtschulmodelle erfordern, wenn sie überhaupt hinlänglich funktionieren sollen, einen hohen Personalaufwand. Um das famose rot-grüne Einheitsschulmodell so auszustatten, wie heute in Schleswig- Holstein die Gesamtschulen ausgestattet sind, bräuchte man 1.800 zusätzliche Lehrerstellen. Falls die Umwandlung des Schulsystems von dem zehren müsste, was im gegliederten Schulwesen an Ressourcen vorhanden ist, wäre die Ausstattung um etwa ein Siebtel schlechter als bei den real existierenden Gesamtschulen. Das erklärt im übrigen auch die Begriffsakrobatik: SPD und Grüne meiden die Bezeichnung „Gesamtschule“ wie der Teufel das Weihwasser, weil sie sonst ja ihre bildungspolitische Wunderwaffe so ausstatten müssten, wie heute die Gesamtschulen ausgestattet sind. Das sie das nicht können, wissen Sie selbst nur zu gut.Die mit der Bezeichnung „Gemeinschaftsschule“ herausgeputzte Einheitsschule ist nichts anderes als eine Gesamtschule auf stark abgesenktem Niveau. Im letzten Bericht zur Unterrichtsversorgung ist nachzulesen (Drucksache 15/3558, Seite 20), dass schleswig- holsteinische Gesamtschulen fast 18% der Lehrerstunden in der Sekundarstufe I für „besondere Maßnahmen“, d.h. für individuelle Förderung aufwenden - mehr als zweieinhalb Mal so viel wie an Realschulen (knapp 7%). Die Einheitsschule wäre dazu nicht in der Lage. Deshalb ist das rot-grüne Schulkonzept eine Mischung aus Täuschungsmanöver und Seifenblase.Bildungschancen zu verbessern und soziale Probleme im Bildungsbereich wirksam anzugehen, bedeutet vor allem: • mehr Bildung und gezielte Förderung in Kitas und Grundschulen; • Vermittlung von Deutschkenntnissen an Kinder mit Migrationshintergrund so früh wie möglich – als Grundlage für bessere Chancen für Schüler aus Einwanderfamilien in Schule und Gesellschaft; • Ganztagsschulen für Bildungschancen und pädagogisch sinnvolle Freizeitgestaltung vor allem zum Nutzen jener Schüler, die andernfalls - wie es Professor Christian Pfeiffer kürzlich formuliert hat - in einen „Zustand der Medienverwahrlosung geraten“.Christian Albrecht, Pressesprecher, V.i.S.d.P., FDP Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, 3 Landeshaus, 24171 Kiel, Postfach 7121, Telefon: 0431/9881488 Telefax: 0431/9881497, E-Mail: presse@fdp-sh.de, Internet: http://www.fdp-sh.de/