Wolfgang Baasch: Mit der Grundsicherung Altersarmut bekämpfen
Sozialdemokratischer Informationsbrief Kiel, 12.09.2002 Landtag Es gilt das gesprochene Wort! Sperrfrist: Redebeginn aktuell TOP 16 - Kinderbetreuung in Schleswig-HolsteinAstrid Höfs:Kinderbetreuung in Schleswig-Holstein weiter ausbauen!Die Bedeutung von Kindertagesstätten hat sich in den vergangenen Jahren bundes- weit erheblich gewandelt: Ging es zunächst darum, dem Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz zu genügen, liegt der Schwerpunkt nun beim bedarfsgerechten Ausbau und bei weiteren qualitativen Verbesserungen.Schleswig-Holstein war eines der ersten Bundesländer mit einem eigenen Kinderta- gesstättengesetz. Seit 1988 haben wir nicht nur Investitionen in den Ausbau der Plätze gefördert, sondern später vor allem auch das pädagogische Personal. Inzwischen ste- hen 86.000 Plätze in Kindertageseinrichtungen zur Verfügung, die freiwillige Förderung durch das Land beträgt über 53 Mio. Euro. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergar- tenplatz wird in Schleswig-Holstein mit einer Deckungsquote von 93% vollständig er- füllt.In einigen Bereichen gibt es trotz dieser Leistungen immer noch Defizite. Dies ent- nehme ich der Antwort auf die große Anfrage der Grünen zur Kinderbetreuung in Schleswig-Holstein. Diese Antwort auf die große Anfrage enthält eine reichhaltige Fülle an Zahle nmaterial, mühevoll zusammen getragen.Einige Kreise haben wirklich gute Daten geliefert. Andere haben offensichtlich die Fra- gen nicht so erst genommen.An dieser Stelle gilt mein Dank dem Ministerium, den Kreisen und Trägern.Diese Daten sind eine gute Arbeitsgrundlage für uns. Interessant ist durchaus der Ein- blick in die doch sehr unterschiedlichen Angebote zur Kinderbetreuung in den Land- kreisen und kreisfreien Städten. Diese Einblicke in die Angebote vor Ort waren uns bisher nur bei direkten Besuchen der Kindertagesstätten möglich.Die verschiedenen Bereiche haben offensichtlich unterschiedliche Bedarfe an Kinder- betreuung. Schleswig- HolsteinHerausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/13 07 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-Ich hoffe und gehe davon aus, dass die jeweiligen Angebote sich an den örtlichen An- forderungen orientieren, sei es bei den Öffnungszeiten oder auch bei der Art der Betreuung überhaupt, auch wenn dies nur ganz wenige Einrichtungen angegeben ha- ben.Auch wenn die Zahl der Kinder, die einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben, la n- desweit zum Jahr 2003 schon um 2,3 % sinkt und bis zum Jahr 2010 eventuell weiter bis auf 14,6 %, gibt es aktuell in einigen Regionen zusätzlichen Platzbedarf. Junge Familien haben in vielen Orten des Landes in den letzten Jahren gebaut. Und noch fehlen dort die Betreuungsangebote für die Kinder.Und auf diesen Bedarf müssen die Gemeinden jetzt auch reagieren, damit die Kinder optimal betreut werden.Eine Möglichkeit zur kurzfristigen Schaffung zusätzlicher Plätze, ist die Einrichtung ei- nes Waldkindergartens. Die Gemeindevertreter haben dabei gar nicht das besondere pädagogische Konzept vor A ugen. Schnell muss es einfach gehen.Und dann stellt sich heraus, dass dieses Angebot den Kindern sehr viel Freude berei- tet, sie mit Begeisterung in den Wald laufen. Es ist ja schließlich auch e twas ganz a n- deres was ihnen da angeboten wird. Die meisten Kinder sind gern an der Luft. Und die Bewegung tut ihnen einfach gut, die sie sonst kaum noch haben.Und damit bin ich bei den Defiziten, die unsere Kinder leider heute all zu oft haben.Übergewicht und Fehlernährung gehören heute leider wie der Bewegungsmangel zum Bild der kleinen Kinder. Die Kindertagestätten, die ich kenne, haben dies schon lange erkannt und sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur Wissen über gesunde Ernährung zu vermitteln, sondern die Mahlzeiten auch gemeinsam mit den Kindern zuzubereiten.In dem Bericht des Ministeriums wird auch deutlich, dass ein großer Teil der Kinder im Kindergartenalter logopädisch betreut wird, denn Sprachentwicklungsverzögerungen und Sprachstörungen haben fließende Übergänge.Viele Kinder haben eine auffallend geringe Sprachkompetenz. Und das gilt nicht nur für die Kinder mit Migrationshintergrund, sondern auch für viele andere Kinder.Mir liegt die ausreichende Sprachkompetenz der Kinder sehr am Herzen. Wenn bereits hier im Kleinkindalter so deutliche Defizite in der Sprache bestehen, sind ihre Chancen für die Bildung von vornherein schlecht. Und da ist es auch zunächst egal, ob sie über einen zu geringen Sprachschatz verfü- gen oder in einer fremden Sprache dem Unterricht in der Schule folgen sollen.Im Sommer habe ich das Angebot der dänischen Minderheit angenommen und einen Besuch in einer dänischen Kindertagesstätte in Flensburg gemacht. -3-Dort sind die Anfangsbedingungen für alle Kinder gleich. Die überwiegend deutsch- sprachigen Kinder sprechen in der Kindertagesstätte nur Dänisch. Und so lernen sie während ihres Aufenthaltes sozusagen spielend eine Fremdsprache.Im übrigen will ich hier auch den ständigen Kontakt der Kindertagesstättenkinder zur Grundschule hervorheben. Regelmäßige Besuche in der Grundschule stehen auf dem Plan. Das scheint mir auch eine gute Voraussetzung zu sein, um den großen Bruch nicht zu empfinden, den unsere Kinder erleben, wenn sie eingeschult werden.Die Kontakte der Kindertagesstättenkinder mit der Grundschule sind einfach zu gering. Ein Besuch in der Grundschule vor der Einschulung ist meines Erachtens einfach zu wenig.Die Zahlen für die Kinder mit Migrationshintergrund sind in den Landkreisen und kreis- freien Städten sehr unterschiedlich. Sind es einzelne Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen, wenn sie in die Kinderta- gesstätte kommen, lernen sie auch ziemlich schnell die deutsche Sprache. Meist ist dies jedoch nicht der Fall. Das fordert das Personal zusätzlich. Deshalb gehört es auch zu den Plänen des Fachministeriums, u.a. zukünftig die Kin- derbetreuung für Kinder mit Migrationshintergrund stärker zu fördern. Dies möchte ich hier lobend zu erwähnen, es ist von großer Bedeutung. Mit dem Finanzierungskonzept sollen Anreize zur interkulturellen Erziehung gegeben werden.Ein Praxisversuch mit Kindern mit Migrationshintergrund und Müttern, in dem eine Handreichung zur interkulturellen Erziehung entwickelt und erprobt werden soll ist be- reits in Vorbereitung.Wir wissen seit langem, wie wichtig ein Kindertagesstättenplatz für Kinder und eine Betreuung der Kinder durch gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher ist.Die Kindertagesstättenkinder sind nicht nur lernfähig sondern auch lernbereit. Die Kindertagesstätten haben einen eigenen Bildungsauftrag. Kinder sollen in den Kindertagesstätten umfassend befähigt werden, ihr soziales Umfeld wahrzunehmen, kennen zu lernen und auch zu nutzen.Neugier auf das Lernen in der Schule, ihre Handlungsfähigkeit und ihre Lernfähigkeit sollen gefördert werden. Die Kinder sollen vergleichbare Voraussetzungen für den Schuleintritt haben. Dies ha l- ten wir für unabdingbar.Das kann aber nicht bedeuten, dass nun in den Kindertagesstätten strukturiertes Ler- nen wie in der Schule eingeübt werden soll. -4-Aber wenn die überwiegende Anzahl der Träger angibt, kein eigenes Konzept zu ha- ben, besteht hier ein deutlicher Nachholbedarf im Bereich der kindlichen Bildung. Also – Entwicklungsbedarf!Hier müssen – neben den Kostenträgern auch die Einrichtungsträger in die Pflicht ge- nommen werden. Sie machen es sich zu leicht!Und so stellt sich dann sofort die Frage, ob die Kinder in der Kita ausreichend auf die Schule vorbereitet werden.Ich meine, hier können Verbesserungen erwartet werden.Ein vorgezogenes Grundschuljahr oder eine Vorschule lehnt die SPD ab.Und dann spreche ich noch das Personal in den Kindertagesstätten an.Ich schließe mich den Gedanken meines Fraktionsvorsitzenden Lothar Hay an, der gestern angeregt hat, die Ausbildung des pädagogischen Personals neu zu überden- ken.In anderen europäischen Ländern wird längst anders damit umgegangen. Die Ausbil- dung der Erzieherinnen und Erzieher hat dort Fachhochschulniveau.Und ich betone, dass die Erziehung und Förderung gerade der kleinen Kinder eine ganz entscheidende Rolle für das weitere Lernen und Leben spielt.Gerade in diesem elementaren Bereich ist unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert. Wir brauchen aufmerksames und gut geschultes Personal in den Kindertagesstätten.Und vielleicht müssen wir wirklich überdenken, ob die Ausbildung des pädagogischen Personals bei uns noch zeitgemäß ist, eventuell überhaupt einen anderen Stellenwert haben soll.Wenn hier schon die Weichen nicht richtig gestellt werden, sind spätere Schwierigkei- ten vorprogrammiert. Das ist so als wenn man sich den unteren Hemdknopf schief zuknöpft. Auch wenn die anderen folgenden Knöpfe gleichmäßig geknöpft werden, die Schieflage ist nicht zu übersehen und bleibt erhalten. Und irgendwann kann es zu einem Problem werden.Das haben unsere Kinder nicht verdient.In vielen Orten des Landes gibt es schon über Jahre betreute Grundschulen oder ve r- lässliche Grundschulzeiten. Eine alte gleichstellungspolitische Forderung kann somit erfüllt werden. Auch hier orientieren sich die Angebote offensichtlich an den Bedürfnissen der Regio- nen. -5-Diese Angebote für Eltern und Kinder können im Umfeld der Schule unte rschiedlich ausgestaltet werden, die Spanne reicht vom Ausspannen nach der Schule über die Anregung neuer Aktivitäten bis hin zur fachlichen Begleitung der Hausaufgaben.Hier möchte ich besonders erwähnen, dass bislang erst wenige Grundschulen ein Mit- tagessen für die Kinder anbieten und auch nur wenige eine Ferienregelung getroffen haben.Berufstätigen Eltern ist nicht ausreichend geholfen, wenn die Kinder nur in der Schulzeit betreut werden. Schließlich haben nicht alle die Möglichkeit während der Fe- rien frei zu haben. Der Besuch einer betreuten Grundschule ist zwar freiwillig, wird aber zune hmend an- geboten und in Anspruch genommen. Insgesamt wurden in Schleswig-Holstein im letzten Schuljahr 11.718 Kinder betreut, das sind etwa 10 % der Grundschulkinder. Unser Ziel muss weiterhin die verlässliche Grundschule sein.Und hier sind dann auch die 80 Schulen zu nennen, die zukünftig mit Ganztagsange- boten ausgebaut werden. Die Ganztagsbetreuung stellt einen wesentlichen Beitrag zur Integrationsförderung in jeder Hinsicht dar und ist gut geeignet, Benachteiligungen abzubauen.Wünschen würde ich mir auch, dass pädagogisches Personal, Eltern und Lehrkräfte sinnvoll zusammen arbeiten.Im Großen und Ganzen gibt es eine breite Versorgung mit Kinderbetreuungsmöglich- keiten in Schleswig-Holstein. In einigen Kreisen fehlen jedoch Krippenplätze, in ande- ren Hortplätze. Während im Kreis Segeberg in 22,8 % der Einrichtungen Hortplätze zu finden sind, gibt es offensichtlich im Kreis Steinburg überhaupt keine Hortplätze. Hier sind die Krei- se besonders gefragt, in Rahmen ihrer Planungshoheit die Bedarfe zu erheben und gemeinsam mit den Gemeinden passgenaue Angebote zu schaffen. Die Angebote der Krippenplätze und Hortplätze sind in allen Gemeinden noch verbes- serungsfähig.Es wird auf die Gemeinden und Städte eine intensive Arbeit im Kinderbetreuungsbe- reich zukommen.