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Jost de Jager: Nein zu weiteren Gesamtschulen
LANDTAGSFRAKTION S C H L E S WI G - H O L S T E I N Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.cdu.ltsh.de e-mail:info@cdu.ltsh.dePRESSEMITTEILUNG Nr. 220/02 vom 16. Mai 2002 TOP 30 Jost de Jager: Nein zu weiteren GesamtschulenDas Problem mit PISA ist, dass man jedes Argument daraus herleiten kann und im Regelfall auch das genaue Gegenteil.Die Grünen haben sich vorgenommen, als Antwort auf die PISA-Studie nun ausgerechnet den Ausbau des Gesamtschulwesens in Schleswig-Holstein zu fordern. Das ist der Hintergrund dieses Berichtes.Und mit diesem Bericht verhält es sich wie mit der PISA-Studie: Man kann alles daraus ableiten und eben auch das genaue Gegenteil.Zum Beispiel: Der Bericht führt an, dass es 40 % mehr Anmeldungen als Plätze an Gesamtschulen in Schleswig-Holstein gibt. Die Grünen werten das als ein Indiz für die große Aktivität und den Erfolg der Gesamtschulen in Schleswig-Holstein.Doch zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass diese große Nachfrage bei weitem nicht flächendeckend besteht, sondern nur an einzelnen Gesamtschulen. Der Bewerberandrang unterscheidet sich von Schule zu Schule ganz erheblich. So ist es zwar richtig, dass etwa die Geschwister-Prenzky-Schule in Lübeck 3 mal so viele Bewerber hat wie sie aufnehmen kann oder die IGS in Neumünster-Brachenfeld etwa doppelt so viele Bewerber wie zur Verfügung stehende Plätze.Aber dann gibt es auch Schulen wie Barsbüttel, wo es exakt genau so viele angemeldete wie aufgenommene Schüler gibt. Von einem Bewerberandrang ist dort nicht zu sprechen. Ähnlich ist das Bild in Trappenkamp.Zumal die Anmeldezahlen allein noch gar kein Indikator an sich sind. Denn ein Schuh wird es dann daraus, wenn man die Anmeldezahlen ins Verhältnis zu den Schulartempfehlungen der angemeldeten Schüler setzt und mit der Schulart der abgelehnten Schülerinnen und Schüler vergleicht. Dann ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zum Beispiel bei der Geschwister-Prenzky-Schule. Dort haben sich laut Kleiner Anfrage der Kollegin Eisenberg vom 01.09.2001 (Drs. 15/1217) im Schuljahr 2001 / 2002 zwar 144 Schüler mit Hauptschulempfehlung angemeldet. Das entspricht einem prozentualem Anteil von 44 %. Aufgenommen wurden allerdings nur 29 und das entspricht einem Anteil von 29, 6%. Hingegen haben sich 41 Schüler mit Gymnasialempfehlung – also 12,5 % angemeldet – aufgenommen wurden davon 32, was einen prozentualen Anteil der aufgenommen Schüler von 32,7 % entspricht.Als Trend ist zu beobachten: Einen Bewerberüberhang gibt es vor allem bei Schülerinnen und Schülern mit einer Hauptschul- bzw. einer Realschulempfehlung.Das bringt mich zu der von den Gesamtschulen selbst als Anspruch erhobenen Drittelung der Schulartempfehlungen. Annährend erreicht wird dies nur bei Gesamtschulen mit einem Bewerberüberhang. Bei den anderen nicht. Zum Beispiel Barsbüttel. 55 % der im Schuljahr 2001 / 2002 aufgenommenen Schülerinnen und Schüler hatten eine Hauptschulempfehlung. Lediglich 4,5 % eine Gymnasialempfehlung. Oder in Norderstedt 58 % Hauptschulempfehlung, 4 % Gymnasialempfehlung, in Trappenkamp und anderen Gesamtschulen das gleiche Bild. Als Fazit kann man deshalb feststellen, dass Gesamtschulen, insbesondere bei den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern attraktiv sind, die hoffen, auf einer Gesamtschule einen Schulabschluss erreichen zu können, der über der eigenen Schulartempfehlung liegt.Eine Hoffnung, die sich übrigens oft erfüllt. So haben im landesweiten Schnitt laut Bericht 18 % der Gesamtschüler bei ihrer Einschulung eine Gymnasialempfehlung, aber 27 % machen das Abitur. Dagegen haben bei Einschulung 35 % eine Hauptschulempfehlung, aber nur 28 % machen tatsächlich einen Hauptschulabschluss. Ähnlich verhält es sich bei den Realschülern. Die Grünen ziehen daraus die bemerkenswerte Schlussfolgerung, dass 43 % der Grundschulgutachten falsch sind und das man den Erfolg der Gesamtschulen doch daran erkennen kann, dass 30 % der Kinder einen höheren Abschluss erreichen als ursprünglich gedacht. Was für eine Logik!Für uns bestätigen diese Zahlen die schlimmsten Befürchtungen. Und sie sind ein weiterer Grund, weshalb wir nicht nur Vergleichsarbeiten fordern, sondern auch zentrale Abschlussprüfungen für alle weiterführenden Schularten. Es bleibt abzuwarten, meine Damen und Herren, ob unter der Vorgabe zentraler Prüfungen diese Zahlen Bestand haben werden. Die Aussagefähigkeit dieser Zahlen lässt sich nur mit Schulleistungsvergleichen erbringen.Dieser Bericht bestätigt unsere Bedenken hinsichtlich der Leistungsfähigkeit und der Leistungsorientierung von Gesamtschulen. Er belegt für uns das Gegenteil dessen, was die Grünen daraus ableiten und deshalb halten wir an unserer Position fest: Wir brauchen keine weiteren Gesamtschulen in Schleswig-Holstein.Wir haben sie vor PISA nicht gebraucht und wir brauchen sie auch nach PISA nicht, weil eine Schulsystemdiskussion als Ergebnis von PISA viel zu kurz greift. Wer, wie die Grünen, die Ausweitung des Gesamtschulangebotes fordert, muss wissen, was er damit an Kosten auslöst. Die Neugründung von Gesamtschulen belastet vor allem die kommunalen Haushalte in beträchtlicher Höhe. Als Beispiel sei auf die rapide Kostenentwicklung der Gesamtschule in Pansdorf verwiesen. Die mittlerweile Investitionen von kommunaler Seite in Höhe von 50 Mio. DM erforderlich macht.Lassen Sie mich zum Schluss einen weiteren Gedanken hinzufügen: Wir brauchen deshalb keine neuen Gesamtschulen, weil wir als CDU-Fraktion auch den Gemeinden abraten, die gerne vor Ort ein Gymnasium oder eine eigene Realschule hätten. Die Gefahr, dass die Schulen leer stehen, wenn sie fertig sind, ist zu groß.Deshalb sagen wir aus schulpolitischen wie aus demographischen Gründen nein zu weiteren Gesamtschulen.