Antwort von Herlich-Marie Todsen-Reese auf den offenen Brief von Umweltminister Klaus Müller

LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N

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Kiel, 07.02.2002



Mein lieber Herr Minister Müller,
wie schön für Sie, dass Sie in diesen schweren Krisentagen Ihrer Regierung noch die Zeit finden, mir einen so fröhlich-unbedarften Brief zu schreiben.
Sie müssen wirklich ein glücklicher junger Mann sein! Und wie amüsant – oder auch erschreckend? – zu erfahren, auf wie einfache Art und Weise der Umweltminister unseres Landes so sehr zu erfreuen ist! Oder ist Ihr Brief lediglich Ihre Art, sich mit Ihren persönlichen Misserfolgen beim Umweltranking und beim Bericht über die Biodiversität abzureagieren? Menschlich sicherlich verständlich – aber eines Ministers auch würdig? Getreu dem Motto: „Alles Müller oder was?“...
Wie Sie will auch ich an dieser Stelle die Aussagen des bildungspolitischen Sprechers meiner Fraktion weder analysieren noch kommentieren. Aber ich nehme gern die Gelegenheit wahr, Ihnen erneut zu attestieren:
1. Ihr Umweltranking ist und bleibt ein ungezogener Affront – insbesondere gegenüber der kommunalen Familie, weil weder die Landräte noch die Bürgermeister in die Vorbereitung eingebunden waren!
2. Ihr Umweltranking ist obrigkeitsstaatlich verordnet, ein Ränkespiel ohne jede Transparenz und hat weiterhin Vertrauen und Motivation zerstört! 3. Ihr Umweltranking basiert auf einem Kriterienkatalog, auf Indikatoren, die nicht durchgängig miteinander vergleichbar sind – so wie Äpfel mit Birnen – und die den unterschiedlichen naturräumlichen und strukturellen Gegebenheiten in unserem Lande nicht Rechnung tragen!
4. Ihr Umweltranking ist Ihr Missgriff in die Trickkiste und damit auch Ihr Misserfolg, der leider für die Akzeptanz des Naturschutzes erneut großen Schaden angerichtet hat, und alle Bemühungen der Kreise und der Landesregierung unterläuft, Schleswig-Holstein zum Tourismus- und Wellness- Standort zu machen.
Dieses ist in den Redebeiträgen in der Dezember-Sitzung des Landtages über Fraktionsgrenzen hinweg mehr als deutlich geworden. Davon kann auch Ihr flotter Brief nicht ablenken. Bevor Sie sich also Gedanken über die Lernfähigkeit anderer machen, sollten Sie sich als 30-jähriger Jungminister erst einmal fragen, wie es um Ihre eigene Lernfähigkeit bestellt ist.
Wenn ich Ihnen einen gut gemeinten Rat geben darf: Es ist nicht klug, selber immer wieder an die eigenen Misserfolge zu erinnern.
„si tacuisses“ - Wenn Du doch geschwiegen hättest!
Ich wünsche Ihnen ein Wochenende mit Zeit zum Nachdenken über die wirklich wichtigen Fragen und Probleme des Naturschutzes sowie persönlich alles Gute.



P. S.: Entsprechend den von Ihnen aufgestellten „Spielregeln“ werden Sie verstehen, dass auch ich diesen Brief presseöffentlich machen werde.