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14.12.01 , 10:11 Uhr
CDU

Sylvia Eisenberg: Landesregierung muss um Sportlehrer werben

LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N

Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.landsh.de/cdu-fraktion/ e-mail:fraktion@cdu.landsh.de
PRESSEMITTEILUNG Nr. 509/01 vom 14. Dezember 2001 TOP 14 Sylvia Eisenberg: Landesregierung muss um Sportlehrer werben Alle Welt redet von „Pisa“ und verschafft damit der Bildung - hoffentlich nicht nur vorübergehend - die Aufmerksamkeit der Gesellschaft, die sie verdient. Wenn es dem geplanten „Jahr des Schulsportes“ – übrigens keine Neuerfindung des Landes S.H. - in ähnlicher Weise gelingen würde, die Bedeutung und die Notwendigkeit des Schulsportes, des Sportes allgemein wieder in das Bewusstsein der Beteiligten, der Eltern, der Schülerinnen und Schüler, der Politiker, der Gesellschaft, der Menschen in Schleswig-Holstein zu rücken, dann wäre ein wesentliches Ziel erreicht. Diesem Ziel diente auch die Große Anfrage der CDU, bereits im Sommer der Öffentlichkeit vorgestellt. Wenn es uns zusätzlich gelänge, nachhaltig zu vermitteln, dass körperliche und geistige Leistung zusammengehören, dass der klügste Kopf noch besser arbeitet, wenn sein Gehirn mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird, dass Schulsport auch notwendig ist zum Erhalt der geistigen Leistungsbereitschaft, aber auch zum Erhalt der Gesundheit unserer Schülerinnen und Schüler, dann meine Damen und Herren, wäre ein zweites wesentliches Ziel erreicht.
Wenn die geplanten Aktionen im nächsten Jahr allerdings nur dafür genutzt werden, die Mängel in der Unterrichtsversorgung im Fach Sport zu verschleiern, so wird dieses Ziel mit Sicherheit nicht erreicht werden. Wir dürfen unsere Zeit nicht mit Verschleiern verplempern, sondern müssen die erforderlichen Rahmenbedingung anpassen.
Wie sieht es denn zur Zeit mit dem Sportunterricht in Schleswig-Holstein aus? Der Unterrichtsausfall und das jedenfalls bis 1993/94 noch nachgewiesene Unterrichtsfehl von damals schon 6,7 % im Grundschulbereich- heute liegt dieses Fehl wahrscheinlich wesentlich höher, lassen schon – für sich gesehen – die Frage zu, wie sich diese Landesregierung zum Fach Sport stellt.
Zunächst zur Altersstruktur: Das durchschnittliche Alter der SportlehrerInnen liegt zwischen 50 und 60. In den nächsten Jahren werden wir einen erheblichen Lehrerbedarf v.a. im Grund- und Hauptschulbereich haben. Ich fordere die Landesregierung auf, erhebliche Anstrengungen zur Werbung auch von Sportlehrern schnellstens in Gang zu setzen. Das Fach Sport ist das Unterrichtsfach, das von der Flexibilisierung der Stundentafeln am meisten betroffen ist. Die Schulkonferenzen entscheiden sich eigenständig unter dem Gesichtspunkt der insgesamt knappen Unterrichtsversorgung häufig gegen den Sportunterricht zugunsten anderer Fächer- einerseits verständlich- aber aus pädagogischen und gesundheitspolitischen Aspekten nicht hinnehmbar. Mit dem Hinweis, dass es keine festen Stundentafeln mehr gibt, (S. 11 des Berichtes) zieht sich die Landesregierung aus der Verantwortung für die Bildung insgesamt und in diesem Fall auch für den Schulsport zurück. Nicht nur bezogen auf den Schulsport sondern auch unter Berücksichtigung der Ergebnisse von „Pisa“ fordere ich die Landesregierung auf, die Stundentafeln für alle Fächer wieder verbindlich festzulegen.
Auf der anderen Seite stehen unsere Schülerinnen und Schüler. Rd. 30 % aller Schüler weisen Fettleibigkeit, rund 80% Haltungsfehler auf , hinzu kommen laut Aussagen des Sportlehrerverbandes zunehmend Koordinationsschwierigkeiten und Konzentrationsschwächen. Die Ursachen sind unterschiedlich, werden aber übereinstimmend im wesentlichen auf Bewegungsmangel zurückgeführt - mit weitreichenden Folgerungen für spätere gesundheitliche Schäden. Sicher ist der Ruf nach dem Staat kein Allheilmittel, auch Eltern und Erzieher sind gefordert, aber der Staat hat in seiner Zuständigkeit dafür zu sorgen, dass auch im Schulalltag Bewegungsanlässe in Form des Sportunterrichtes geschaffen werden, um so späteren gesundheitlichen Schäden zumindest vorzubeugen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Schulsport in dieser Hinsicht eine der wichtigsten Stunden in der Schule ist.
Und noch etwas Erstaunliches zeigt der Bericht: Schleswig- Holstein ist das einzige Land unter den 16 Ländern, das keine „sportbetonte Schule“ besitzt, ich denke hier nicht an Hochleistungssport, sondern an eine profilbetonte Schule mit dem Schwerpunkt Sport. (103 Schulen im Bundesgebiet).Die Landesregierung fühlt sich nicht wirklich zuständig dafür- ich denke, auch das beweist, dass die Landesregierung dem Sport insgesamt einen nur geringen Stellenwert zuweist. Ich hoffe, dass die öffentliche Wertschätzung des Schulsportes im nächsten Jahr auch dazu führen wird, dass die Schulträger v. a. in Ballungsräumen ermutigt werden, den Antrag auf eine profilbetonte Schule mit dem Schwerpunkt Sport zu stellen.
Die Programme „Schule und Verein I und II“, so der Bericht, sollten auch dazu dienen, die Verbindung zw. Schule und Vereinssport herzustellen, gegenseitiges Verständnis zu wecken und die sportlichen Aktivitäten der SchülerInnen zu erhöhen, aber auch, um zukünftige Übungsleiter zu werben. Die angestrebte Verbindung zwischen Schule und Verein scheint offensichtlich nicht so ganz zu klappen, weil die Vereine Schwierigkeiten haben, ihre ehrenamtlichen Übungsleiter in den Schulsport am späten Vormittag oder am frühen Nachmittag einzubinden und die Sportlehrer der Schulen aufgrund der zunehmenden allgemeinen Arbeitsbelastungen den Vereinen nicht mehr zur Verfügung stehen.
Das angestrebte Ziel, mit diesem Programm auch Übungsleiter aus dem Schulbereich für den Verein zu werben, ist nach meinen Informationen aus den Sportvereinen nicht geglückt. Zwar hat sich die Anzahl der Übungsleiter in den letzten 10 Jahren verdoppelt, allerdings sind auch die Anforderungen an die Vereine gestiegen, die zusätzlich zu den bisherigen Aufgaben v. a. gesellschaftspolitische Aspekte wie Jugendarbeit ,Integration von jungen Ausländern (Sport gegen Gewalt) und gesundheitspolitische Aspekte im Bereich der älteren Generation abdecken müssen. Mein ausdrücklicher Dank gilt den Sportvereinen und an der Spitze dem LSV, dass sie sich dieser zusätzlichen Aufgaben als sozusagen Reparaturbetrieb für die Gesellschaft und für die Gesundheit der Bevölkerung angenommen haben. Es bleibt aber die Frage der Werbung um Übungsleiter. Das ist sicher nicht die Aufgabe der Landesregierung. Ein verpflichtendes Praktikum für Sportstudenten im Vereinssport oder die Einführung eines „sozialen“ Jahres im Bereich des Sportes könnte Abhilfe schaffen und hätte gleichzeitig mehrere positive Effekte für alle Beteiligten.
Es bleibt mir , gerade auch mit Blick auf den Berichtsantrag von Rot/Grün, der uns in der nächsten Landtagssitzung beschäftigen wird, der Hinweis, dass die Bewerbung um den Austragungsort von Olympischen Spielen im Jahr 2012, laut Sportpräsident Manfred v. Richthofen, nur dann und dort Erfolg haben wird, wo die Rahmenbedingungen stimmen, und zu diesen Rahmenbedingungen gehören auch die Rahmenbedingungen im Schulsport und die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung des Vereinssportes von Seiten der Gesellschaft und der Politik. Ihre Äußerungen, Herr Buß als selbsternannter Sportminister, in der LZ v. 15.10., in der Sie i. V. mit dem Finanzminister die Absicht äußern, den beiden einzigen großen Fußball-Vereinen, die es in Schleswig-Holstein gibt, die Schuld für Krawalle aufzubürden und ihnen die Kosten für Polizeieinsätze in Rechnung zu stellen, ist unter diesem Gesichtspunkt sicher kontraproduktiv. Sie sollten diese Absicht noch einmal überdenken.

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