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15.11.01 , 17:38 Uhr
CDU

TOP 28 Caroline Schwarz: Interessenkonflikt im Stiftungsrat

LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N

Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.landsh.de/cdu-fraktion/ e-mail:fraktion@cdu.landsh.de
PRESSEMITTEILUNG Nr. 469/01 vom 15. November 2001
TOP 28 Caroline Schwarz: Interessenkonflikt im Stiftungsrat
Zunächst möchte ich mich bei den Kollegen der anderen Fraktionen sehr herzlich für ihre Bereitschaft bedanken, die Aussprache zu dem Bericht über die Entwicklung der schleswig-holsteinischen Museen auf heute zu verschieben. Herzlichen Dank – so kann ich dabei sein, und darüber freue ich mich!
Ich danke dem Bildungsministerium und insbesondere der Kulturabteilung für den vorliegenden Bericht.
Er ist interessant aufgebaut, klar gegliedert, er enthält viele qualifizierte und zukunftsweisende Überlegungen und lässt deutlich erkennen, dass sich Schleswig- Holstein anschließen will an die Üblichkeiten im Denken sowohl bundesweit als auch international.
Neue Begriffe tauchen auf wie z.B. „Akkreditierung“ von Museen, womit eine förmliche Anerkennung der Museen nach verbindlichen Kriterien gemeint ist.
Kulturwirtschaftliche Orientierung spielt eine große Rolle und die enge Verbindung und Wechselwirkung mit und zum Tourismus in unserem Land.
Es ist die Rede von „Leuchttürmen“, womit beispielhafte Museumstypen treffend bezeichnet werden, die repräsentativ Schwerpunkte setzen und andere gleichartige Sammlungen und Museen unterstützen und ergänzen.
Neue Trägerschaften werden angesprochen, insbesondere Stiftungen in unterschiedlichen Formen und neue Arten der Finanzierung, wie z.B. das „Fundmatching“, das zusammen mit einer entsprechenden Projektförderung ein erhebliches Potential an privatem Engagement freisetzen kann.
Besonders erwähnt wird das große Erfordernis der Museumspädagogik, die Notwendigkeit einer guten Öffentlichkeitsarbeit sowie die steigende Bedeutung von Multimedia, wobei die Präsentation von realen, authentischen Objekten nach wie vor das Wichtigste für die Besucher sind, die aber durch den Einsatz neuer Medien hervorragend ergänzt werden kann.
Ganz besonders interessant waren für mich die Feststellungen im Bericht, was die Menschen in die Museen zieht, welche Museen attraktiv sind bzw. woran es liegt, dass manche Museen echte Probleme mit den Besucherzahlen haben. Durch eine „geschickte Kombination von Edutainment und Infotainment“, so heißt es im Bericht, werden Besucher angesprochen und angezogen. „Die inhaltliche Mischung von Bildung, Unterhaltung, Erlebnis und Neugier muss stimmen, aber die Qualität des Angebotes und die Bedürfnisbefriedigung der Museumsbesucher ebenso“. Und dazu gehören z.B. auch Museumsshops, die die liebste Freizeitbeschäftigung der Deutschen, nämlich das Einkaufen, befriedigen würden, wie der Freizeitforscher Prof. Dr. Horst Opaschowski feststellt.
Museen, die mit wenig oder gar keinem Profil, ohne Schwerpunktsetzung staubtrocken ihre Exponate zeigen, ohne Museumsshop und Museumscafe haben dagegen große Besucherprobleme.
Also, es stehen richtig gute Sachen im Bericht, die die Entwicklung der Museen in Schleswig-Holstein positiv beeinflussen können und weiterbringen werden, soweit dies nicht schon geschehen ist.
Aber dennoch, alles ist auch hier nicht Gold, was glänzt, und deshalb lassen sie mich auch einige kritische Anmerkungen machen.
Thema Stiftung am Beispiel SHLM: Nach wie vor ist die Stiftung eingebunden oder besser angebunden an die LHO. Das wirkt sich korsettmäßig aus und lässt ein echtes wirtschaftliches Handeln nicht zu. Hamburg z.B. hat diese Bindung bei den dortigen Stiftungen nicht und fährt gut damit. Die Stiftung SHLM ist eine Stiftung ohne echten Kapitalstock. Das Kapital sind die Liegenschaften, die Gebäude und die Bestände. Das ist, wenn Sie so wollen, totes Kapital, denn es fließt keine Rendite ab, es gibt keine Zinsen. 160 bis 170 Mio. DM wären notwendig, und das Land wäre die große Last los, jedes Jahr wieder einen gehörigen Landeszuschuss zu gewähren. Und außerdem muss dringend das Prinzip des Fundmatching eingeführt werden, wie überall sonst auch, um der Stiftung die Möglichkeit zu geben, einen erheblich höheren Eigenanteil zu erwirtschaften.
Ein weiteres Problem gibt es bei der Stiftung SHLM, und das ist die Besetzung des Stiftungsrates. Zwei der insgesamt vier Sitze im Stiftungsrat sind vom Land besetzt durch die Bildungsministerin und den Vorsitzenden des Bildungsausschusses. Diese beiden Personen, insbesondere die Bildungsministerin, befinden sich in einem ständigen Interessenskonflikt. Als Vorsitzende des Stiftungsrates hat sie die Interessen der Stiftung zu vertreten, als Ministerin sitzt sie auf dem Geld. Das ist eine ungute Konstellation und dient der Entwicklung der SHLM nicht.
Eine zweite Sache, die ich kritisch anmerken möchte, ist die Vernachlässigung der Kultur für wenige in dem Bericht. Den Grundsatz der stärkeren Besucherorientierung und Wirtschaftlichkeit tragen wir voll und ganz, nachzulesen in unserem Entschließungsantrag zum letzten Haushalt. Nur, Kultur ist eine Aufgabe auch für wenige. Nicht immer darf man fragen: Bringt die Aktion viele Besucher? Es gibt ganz wertvolle Ausstellungen, die gar nicht besucherbegeisternd sind, die nicht gefällig und publikumswirksam sind, die aber eine ungeheure Tiefenwirkung haben. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Werke des Österreichers Adolf Frohner, die bis zum letzten Sonntag im Schloss Gottorf zu sehen waren. Sie sind sozusagen eine ernstzunehmende, bedenkliche Antizipation des 11. September mit ihren Darstellungen von Grausamkeiten, zu denen Menschen fähig sein können. Ein Publikumsmagnet waren sie nicht, aber dennoch wichtig.
Worüber ich persönlich richtig traurig bin, ist die Tatsache, dass im Bericht das geplante „Haus der Geschichte“ überhaupt keine Rolle spielt, obwohl es doch die größte museale Unternehmung des Landes seit langer Zeit sein wird. Ein einziges Mal wird es erwähnt, und zwar im Zusammenhang mit fehlenden zentralen Ausstellungsflächen für offizielle Ausstellungen mit landesweiter Bedeutung. Ein „Haus der Geschichte“ auf einen Raumgeber für wechselnde Ausstellungen zu reduzieren, das tut ja richtig weh.
Ich setze große Hoffnungen auf die Debatte im Dezember, wenn wir, wie beschlossen und geplant, über das Konzept der Landesregierung für ein „Haus der Geschichte“ in Schleswig-Holstein debattieren werden. Etwas mehr als eine zentrale Ausstellungsfläche wird da ja wohl herauskommen.
Wir stimmen einer Überweisung in den Bildungsausschuss zu.

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