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17.10.01 , 15:28 Uhr
SSW

Hochschulen: Grenzüberschreitende Kompetenzen in Flensburg nutzen

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Kiel, d. 17.10.2001 Anke Spoorendonk Es gilt das gesprochene Wort

TOP 9 Hochschulstrukturentwicklung (Drs. 15/1123)
„Wer nicht neugierig ist, erfährt nichts“, heißt es bei Goethe – der ja bekanntlich für alle
Lebenslagen Zitierfähiges hervorgebracht hat. In ihrer Großen Anfrage zur Hochschul-
strukturentwicklung wirkt die CDU-Fraktion insgesamt recht neugierig. Dennoch hätte ich
mir gewünscht, dass sie ihre Neugierde noch mehr ausgelebt hätte, um es der
Landesregierung nicht ganz so einfach zu machen, ausweichende Antworten zu geben.

Andererseits habe ich Verständnis dafür, dass die Landesregierung auf die Frage: “Wie
bewertet die Landesregierung in diesem Zusammenhang den Beschluss der Landesrektoren-
konferenz, dass Bedingung für den Abschluss neuer Zielvereinbarungen die volle Übernahme
der Tarifmehrkosten ist“ – wie folgt antwortet: “Die Landesregierung geht davon aus, dass die
Hochschulen sich der gesetzlichen Verpflichtung, Zielvereinbarungen abzuschließen, nicht
entziehen werden“. – Mit anderen Worten: „Da steh’ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug
als wie zuvor“.

Schwerpunkt der Großen Anfrage ist die Abfrage von Strukturvorhaben der Landesregierung
im Hochschulbereich. Ein umfassendes Bild des strukturellen Reformbedarfs der Hoch-
schulen in Schleswig-Holstein ermöglichen die Fragen und die entsprechenden Antworten
leider nicht.
Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Die größte Rolle spielt die Neuaufteilung der Studiengänge Architektur und Bauwesen
zwischen der Muthesius-Hochschule und den Fachhochschulen Kiel und Lübeck. Da wir
demnächst einen Bericht zum Thema Architekturstudium und Eckernförde erhalten werden,
hätte ich mit eine andere Gewichtung gewünscht.

Ein gewichtiger Komplex in der Antwort auf die Große Anfrage macht auch der Komplex
Medizinstudium in Kiel und Lübeck aus. Die Probleme sind hinlänglich bekannt. Es ist aber
fraglich, ob die vom Ministerium angepeilte Lösung - Aufrechterhaltung beider Fakultäten
durch Reduzierung der Studierendenzahl - wirklich der Weg zu einer stabilen, verlässlichen
Entwicklung für Das Medizinstudium im Land ist. Zu einer tragfähigen Entwicklung gehört
auch die Schwerpunktbildung der Standorte.

Sowohl für Flensburg als auch für Lübeck arbeitet die Landesregierung mit dem Gedanken,
Verwaltungen zusammenzulegen. Für Flensburg ist konkret ein Gutachten in Auftrag gege-
ben, das diese Zielsetzung durchleuchten soll. Weiterhin wird in Erwägung gezogen – so
heißt es jedenfalls vor Ort nach einer Informationsveranstaltung an der FH Flensburg mit
Staatssekretär Dr. Stegner – eine Verwaltungsmanagement-GmbH mit einem Campus-
manager einzurichten.

Zu Recht stoßen diese Pläne auf wenig Gegenliebe – einerseits weil dadurch eine Aushebe-
lung der Hochschulautonomie befürchtet wird und andererseits, weil mit diesen Vorstellungen
„von Oben nach Unten“ agiert wird, ohne dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bisher
die Möglichkeit geboten worden ist, sich an diesem Prozess zu beteiligen. Hinzu kommt, dass
anscheinend schon in diesem Herbst eine Entscheidung getroffen werden soll, d. h. noch vor
Fertigstellung des genannten Gutachtens.



Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Ich will nicht falsch verstanden werden: Auch der SSW ist dafür, dass Verwaltungen
zusammen arbeiten um Synergien zu erzielen. Es ist aber zu wenig, diesen Punkt als so
entscheidend darzustellen, dass es sozusagen als „Lakmustest“ für den Erhalt des eigenstän-
digen Hochschulstandortes Flensburg hochstilisiert wird. Wer als Argument dafür die
Probleme mit der gemeinsamen Hochschulbibliothek anführt, vergisst, dass die Probleme
nicht durch Verwaltungszusammenlegung in den Griff zu bekommen sind, sondern durch
guten Willen und präzise Absprachen.

Aus der Sicht des SSW ist der entscheidende Punkt, dass sich das Land zu dem
Hochschulstandort Flensburg bekennen muss – nicht widerwillig sondern aus Überzeugung.
Die Landesregierung tut dies in der Großen Anfrage, und das begrüßen wir. Nun müssen
diesen Worten auch Taten folgen.
Damit meine ich, dass die Lehrerausbildung als ein Fundament der Uni Flensburg gestärkt
werden muss. Es macht somit wenig Sinn, dass künftige Sonderschullehrer sowohl auf
Flensburg als auch auf Kiel angewiesen sind. Die Ausbildung zum Sonderschullehrer muss
aus einer Hand angeboten werden, in Flensburg nämlich.

- Und noch ein Wort zum Hochschulstandort Flensburg weil wir doch immer wieder den
Eindruck haben, dass der Weg von Kiel nach Flensburg weiter ist als umgekehrt. Das gilt
auch für die Fragen in der Großen Anfrage der CDU.
Wer den Hochschulstandort Flensburg stärken will, muss auch gewillt sein, die
Entwicklungsfähigkeit und die Potentiale der Hochschulen zu stärken. Darum habe ich wenig
Verständnis dafür, dass mit Beginn des Wintersemesters ein Numerus Clausus für die
Wirtschaftswissenschaften verhängt worden ist. Zu diesem Bereich habe ich einige Fragen,
die ich gern im Ausschuss geklärt haben möchte – z. B. inwiefern Studiengänge betroffen
sind, die zu den internationalen Studiengängen der Universität gehören.

Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Aus der Sicht des SSW muss auch das zweite Standbein der Flensburger Hochschulen
gestärkt werden, und das sind die grenzüberschreitenden, internationalen Studiengänge. Hier
ist ein Know How entstanden, das ohne Übertreibung für die Hochschulentwicklung in
Schleswig-Holstein von entscheidender Bedeutung sein wird.
Wir wissen aus anderen Zusammenhängen, dass der Prophet im eigenen Land nicht besonders
viel gilt. Aber mittlerweile muss man nicht mehr prophetische Gaben haben, um zu erkennen,
dass Schleswig-Holstein seine Kompetenzen in diesem Bereich selbst annehmen muss, damit
dieses Potential wirklich zur Entfaltung kommt. Schleswig-Holstein legt in so vielen
Zusammenhängen Wert auf seine Funktion als Schnittstelle im Ostseeraum. Entsprechende
Fähigkeiten müssen endlich akzeptiert und gebührend gewertet werden. Wir haben etwas,
wofür uns andere beneiden – auch in der hochgelobten Öresundregion. Lasst uns mit diesem
Pfund wuchern.

Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Große Anfrage auf solche konkreten inhaltlichen
Aspekte der Hochschulstrukturentewicklung eingegangen wäre, und es dem Ministerium
nicht ganz so einfach gemacht hätte, bei abstrakten Begriffen wie „Modernisierung“ und
„Profilbildung“ stehen zu bleiben.

Gerade vor dem Hintergrund der hier diskutierten Instrumente der Modernisierung - wie
Zielvereinbarungen und Reformen der Hochschulverwaltungen - wäre es vielleicht auch sinn-
voll gewesen, einmal wieder über Sinn und Zweck der neuen Steuerungsinstrumente
nachzudenken. Nicht Sinn der Sache ist es unserer Ansicht nach, wenn über ein zu
detailliertes Berichtswesen Energien der Hochschulen gebunden werden, oder wenn ein
Campusmanagement letztlich über die Ressourcenverteilung entscheidet und so die Auto-
nomie und Selbstverwaltung der Hochschulen unterläuft.


Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de

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