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28.09.01 , 11:18 Uhr
CDU

TOP 26 Jost de Jager: Abendschulen sind unverzichtbar

LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N

Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.cdu.ltsh.de e-mail:info@cdu.ltsh.de
PRESSEMITTEILUNG Nr. 396/01 vom 27. September 2001 TOP 26 Jost de Jager: Abendschulen sind unverzichtbar Das Thema Abendschulen hat ja schon am Mittwoch eine Rolle im Zusammenhang mit der ersten Lesung des Haushaltes gespielt. Lassen Sie mich deshalb bei dieser Gelegenheit mit einigen Legenden aufräumen. Die Abschaffung der Abendrealschulen wird mit Nichten zur Sanierung des Haushaltes beitragen, dafür ist der Betrag viel zu klein. Wer das aber dennoch behauptet, will nur ein haushaltspolitisches Placebo ver- abreichen.
Der Vorsitzende des Realschullehrerverbandes, Herr Möller, hat nämlich recht, wenn er sagt: Die billigsten Schulen sind die abgeschafften. Insofern lautet die wirkliche Frage: Kann man auf Abendschulen verzichten oder haben sie eine nicht ersetzbare Funktion. Ja, die haben sie.
Abendschulen sind aus folgendem Grund unverzichtbar: Abendschulen sind die Garanten für die Durchlässigkeit unseres Schulwesens.
Diese Durchlässigkeit ist der übereinstimmende bildungspolitische Anspruch aller Fraktionen hier im Landtag. Dann dürfen wir aber auch nicht zulassen, dass die Wirklichkeit hinter diesem Anspruch zurück bleibt. Es gibt eine Verantwortung des Staates, den zweiten Bildungsweg auch in Form von Abendangeboten zu garantieren und im übrigen ist es auch eine sozialpolitische Pflicht.
Die zweite Chance durch den zweiten Bildungsweg ist in ganz erheblichem Maße auch eine sozialdemokratische Tradition. Dafür gibt es prominente Kronzeugen. „Ihre Bedenken gegen die Schließung der Abendschulen teile ich; als ehemaliger „Zweitbildungswegler“ bin ich mir des Wertes solcher Einrichtungen bewusst“. So nahm der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident, Björn Engholm, auf eine Anfrage von Schülerinnen und Schülern der Abendrealschule Lübeck Stellung. Solche Erfahrungen sind den jetzt regierenden Sozialdemokraten aber offenbar entweder fremd oder sie werden von ihnen verdrängt.

Besonders bedroht durch das am 29. August diesen Jahres vorgestellte Konzept des Bildungsministeriums sind die Abendrealschulen. Besagtes Konzept sieht einen Aufnahmestopp für den Februar 2002 vor und ein Auslaufen - bzw. auf deutsch gesagt eine Schließung - dieser Einrichtungen bis zum Jahr 2005. Vor allem die Abendrealschüler selbst haben sich dagegen gewehrt und wer in den vergangenen Wochen und Monaten die Gelegenheit hatte, mit Ihnen darüber zu diskutieren, muss beeindruckt sein von dem Engagement und der Ernsthaftigkeit, mit der diese überwiegend jungen Erwachsenen sich für den Erhalt ihrer Schulen eingesetzt haben. Nicht, wie man meinen könnte, um selber ihre Abschlüsse noch zu machen - das stand, glaube ich, von Anfang an außer Frage. Sondern auch um nachfolgenden Generationen von Abendschülern die gleiche Chance zu eröffnen.
Wer mit Ihnen diskutiert hat, konnte erfahren, dass Abendschüler bildungswillig und leistungsbereit sind. Sie erfüllen damit all das, was die Politik von den Menschen eigentlich fordert und erwartet. Sie sind darüber hinaus bereit, neben ihrem Tagesgeschäft abends weitere Abschlüsse anzustreben und sich beruflich, aber auch persönlich, weiterzuentwickeln. Sie nehmen erhebliche Einschränkungen, lange Fahrtwege und fünf Mal die Woche Unterricht bis 22 Uhr in Kauf. Es sind überwiegend Menschen, die nur abends solche Angebote wahrnehmen können und die deshalb auf Abendschulen auch wirklich angewiesen sind.
Und deshalb liegt in dem Erhalt der Abendschulen und vor allem der Abendrealschulen auch eine soziale Komponente und eine soziale Verpflichtung.
Ein Vorwurf an die Abendrealschulen besteht darin, dass der Anteil der Berufstätigen zu gering wäre. Nur liegt darin auch ein Gradmesser für gesellschaftliche Veränderungen. Und wir halten es sehr wohl für gerechtfertigt, auch Teilzeitbeschäftigten, vorübergehend Arbeitslosen, Langzeitarbeitslosen, Hausfrauen, alleinerziehenden Müttern usw. die Möglichkeit einer weiteren schulischen Bildung zu geben. Für die allermeisten der Abendrealschüler ist eine Tagesschule in Form einer Berufsschule oder ein Angebot an der Volkshochschule, das mit Gebühren einhergehen würde, keine Alternative.
Die Schließung von Abendrealschulen ist keineswegs der einzig mögliche Rückschluss aus dem Bericht des Landesrechnungshofes, der dafür immer wieder herangezogen wird. Vielmehr glaubt die CDU-Fraktion, dass man für die Abendrealschulen zu einer Organisationsform kommen kann, die das Angebot aufrecht erhält und gleichzeitig sehr wohl Sparmaßnahmen beinhaltet. Wir glauben, dass man die Abendrealschulen an Tagesrealschulen anbinden kann und damit den Einspareffekt erzielt, dass man die Schulleiterstelle einspart. Ein solches Modell würde eine strukturelle Einsparung von jährlich ca. einer halben Mio. DM bringen. Dass dieses Modell realistisch ist, kann man daran erkennen, dass genau diesen Weg die Landesregierung für die Abendgymnasien ja sehr wohl vorsieht. Und somit stellen wir uns die Frage, warum das, was für die Abendgymnasien recht ist, für die Abendschulen nicht billig sein kann.
Das Angebot für die Abendgymnasiasten aufrecht zu erhalten, für die Abendrealschüler aber nicht, ist sozial ungerecht.
Eine Verbindung aller Abend- mit den Tagesschulen, also nicht nur der Abendgymnasien, erbringt eine strukturelle Einsparung von dann 1 Mio. DM. Bis auf das Gymnasium in Heide sollen die weiteren Abendgymnasien nach dem Regierungsmodell zwar erhalten werden, aber mit derart erheblichen Einschränkungen, dass es beinahe sicher ist, dass auch sie irgendwann geschlossen werden. Sie beginnen ja bereits mit der Schließung des Abendgymnasiums in Heide.
Schleswig-Holstein ist das einzige Bundesland, dass diesen Weg geht.
Frau Erdsiek-Rave, Sie entwickeln sich zunehmend von einer Bildungsministerin zu einer Ministerin für Bildungsabbau. Diesen Weg gehen wir nicht mit. Wir wollen auch weiteren Generationen von Abendrealschülern die zweite Chance durch den zweiten Bildungsweg garantieren.

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