Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
TOP 15 Caroline Schwarz: Ein Signal für mehr Familie
LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.landsh.de/cdu-fraktion/ e-mail:fraktion@cdu.landsh.dePRESSEMITTEILUNG Nr. 486/00 vom 15. Dezember 2000TOP 15 Caroline Schwarz: Ein Signal für mehr FamilieUm es gleich vorweg zu nehmen: Ein schleswig-holsteinischer Familienpreis soll und kann kein Ersatz für konkrete Familienpolitik sein. Er kann auch keine Versäumnisse der Landesregierung von jetzt auf gleich ausmerzen. Er beansprucht – nicht mehr, aber auch nicht weniger – ein Signal zu geben, ein Signal für mehr Familie und mehr Kinderfreundlichkeit in Schleswig-Holstein. Er soll auch ein Signal der Anerkennung sein für die Arbeit zahlreicher Menschen, die nicht in erster Linie fragen: „was bekomme ich dafür?“, sondern die fragen: „was kann ich tun, um das Leben für Familien mit Kindern zu erleichtern?“ Das öffentliche Bewusstsein soll mit diesem Preis gestärkt und geschärft werden, wie wichtig es ist, sich für die Belange von Familien und Kindern stark zu machen. Und es gibt erfreulicherweise eine Vielzahl unterschiedlicher Initiativen und Gruppen in Schleswig- Holstein, die mit viel Phantasie, mit großer Freude und mit sehr viel Herz für Familien und Kinder beispielhafte Arbeit leisten. Wir müssen diese Arbeit dadurch unterstützen, dass wir sie in einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen und dass wir deutlich machen, wie wichtig sie für uns alle ist.Es geht uns nicht um die Beschwörung einer romantischen Familienidylle. Wir wissen, dass die Familie vielfältigen Problemen gegenübersteht. Hinzu kommt: Familie ist heute nicht mehr nur das verheiratete Ehepaar mit Kind oder Kindern. Familie ist auch der oder die Alleinerziehende, sind auch die unverheirateten Lebensgemeinschaften mit ihren Kindern.Die Familie gibt es heute in vielfältigen Formen. Dennoch hat sie sich auch im Wandel als eine stabile Lebensform erwiesen. Der Wunsch, in einer Familie zu leben, hat unvermindert Konjunktur. Für 80% der jungen Menschen sind Ehe und Familie Wunsch- und Lebensziel. Über 80% sehen in Ehe und Familie einen Faktor, der Sicherheit und Geborgenheit gibt.Wir wissen aber auch: statt lebenslanger Gemeinschaft scheitert heute jede dritte Ehe. Über 3 Millionen Kinder wachsen in sogenannten unvollständigen Familien auf. Während früher drei Generationen unter einem Dach selbstverständlich waren, lebt heute in unseren Großstädten schon mehr als die Hälfte aller Menschen allein.Ein Drittel aller Kinder und Jugendlichen lebt von der Sozialhilfe. Es gibt zu wenig preiswerten Wohnraum. Wir haben eine Arbeitswelt, die noch immer nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Familien ausgerichtet ist. Hinzu kommt das Finanzielle. Stichwort: der immer noch nicht neugeordnete Familienleistungsausgleich. Hier möchte ich ein Zitat von Roman Herzog anführen: „ Es geht nicht an, dass man arm wird, wenn man kinderreich ist.“ All das sind Hinweise darauf, unter welchem Druck Familien heute stehen. Umso mehr muss es unsere politische Verpflichtung sein, ihnen zu helfen und sie zu stärken. Das geht alle Bereiche an: Wir brauchen mehr familiären Geist, in der Wohnungs- und Städtebauplanung, in der Gestaltung von Arbeit- und Ausbildungsbedingungen, bei der Erleichterung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer und natürlich auch in der Verkehrs- und insbesondere Steuerpolitik. Familienpolitik muss als Querschnittsaufgabe verstanden werden, als selbstverständlicher Bestandteil politischer Entscheidungen, sozusagen im Sinn einer „Familienverträglichkeitsprüfung“. Hier und in vielen anderen Bereichen liegt bei der Landesregierung noch einiges im Argen. Familienpolitik steht nicht besonders weit vorn auf der Agenda der Landesregierung. In der Regierungserklärung von Frau Simonis nach der letzten Landtagswahl kommt das Wort „Familie“ nicht ein einziges Mal vor. Und erinnern Sie sich bitte an den von uns beantragten Familienbericht: Er brauchte 2 ¾ Jahre, von März 1997 bis zum Dezember 1999, bis er uns vorlag, und zwei Kleine Anfragen, wo er denn bliebe, waren notwendig. Angefertigt wurde er auch nicht vom zuständigen Ministerium, sondern vom Institut für Frauenforschung der Fachhochschule Kiel. Das sind nur mal zwei Augenfälligkeiten, die den Stellenwert von Familie bei dieser Landesregierung deutlich macht. Und das Abstimmungsverhalten der Regierungskoalition über unsere Anträge zur Betreuten Grundschule und zu den Familienbildungsstätten sprechen ebenfalls für sich.Familienpolitik ist aber nicht nur eine Sache des Staates. Von größter Bedeutung ist es, dass es ein familien- und kinderfreundliches Klima in unserem Land gibt. Das lässt sich nicht von oben herab verordnen. Wir sollten froh darüber sein, dass es in unserem Land eine Vielzahl von Initiativen gibt, die sich um Ziel gesetzt haben, Familien und Kindern das Leben zu erleichtern. Sie helfen in Konfliktsituationen, zum Beispiel bei sexuellem Missbrauch.Sie leisten wichtige Arbeit beim Thema „Gewalt in den Familien“. Sie kümmern sich um Eltern mit behinderten Kindern. Sie organisieren Kultur- und Freizeitaktivitäten für deutsche und ausländische Kinder und vieles mehr. Alle wünschen sich, dass ihre oftmals sehr frustrierende Arbeit mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit finden.Diese notwendige Anerkennung möchten wir gern den Initiativen und Persönlichkeiten zukommen lassen, die ehrenamtlich eine Fülle von Aufgaben in sozialer Verantwortung für unsere Gesellschaft im Bereich der Familie leisten. Ein Familienpreis wäre ein gutes symbolisches Zeichen der Anerkennung für dieses unverzichtbare Engagement. Er wäre außerdem ein passender Beitrag zum vor uns liegenden „Jahr der Freiwilligen“. Und vielleicht – hoffentlich ! – ist er auch ein erster Schritt, sozusagen der Einstieg, in eine breit angelegte familienpolitische Offensive für Schleswig-Holstein, die wir dringend in unserem Land benötigen. Wir bitten um Überweisung in den Sozialausschuss zur weiteren Beratung.