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Karl-Martin Hentschel: Energie aus Erdwärme - Neue Energie für Kiel!
PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 Telefax: 0431/988-1501 Mobil: 0172/541 83 53 E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.gruene-landtag-sh.de Karl-Martin Hentschel Fraktionsvorsitzender und Nr. 289.00 / 08.12.2000 energiepolitischer SprecherEnergie aus Erdwärme: Neue Energie für Kiel!Das Expertenforum „Energiepolitische Gespräche“ der Landtagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN am 04.12.2000 zum Thema „Geothermie: Energie der Zukunft“ brach- te einige überraschende Ergebnisse.1. Schleswig-Holstein ist einer der besten Standorte Deutschlands zur Nutzung der Erdwärme!Nach den Aussagen des Geophysikers Dr. Kirsch (Landesamt für Natur und Umwelt, LANU) und des Geologen Dr. Sanner (Vorsitzender der Geothermischen Vereinigung) ist Schleswig-Holstein einer der besten Standorte Deutschlands, um die in der Tiefe vorhandene Erdwärme zu nutzen. Die Geothermie ist für die Bereitstellung von Wärme für Heizzwecke und die Warmwasserversorgung ganzer Stadtteile bestens geeignet. Die in der Tiefe verfügbare Erdwärme sollte dort zur Deckung des Bedarfs eingesetzt wer- den, wo günstige Voraussetzungen dafür bestehen. Vor allem die Landeshauptstadt Kiel, aber auch Eckernförde, Lübeck, Flensburg, das Gebiet um Itzehoe und Pinneberg und das östliche Hamburger Umland eignen sich für die Nutzung der Geothermie. 2. Die Nutzung der Geothermie weist nicht nur ökologische, sondern auch wirtschaftliche Vorteile auf!Trotz der im Vergleich zu konventionellen Anlagen zur Wärmeerzeugung relativ hohen Investitionskosten sind die Anlagen zum Teil auch heute schon rentabel und amortisie- ren sich in manchen Fällen nach ungefähr fünf Jahren. Diverse Projekte, wie das durch Geothermie klimatisierte Reichstagsgebäude, belegen dies.3. Erforderlich ist in Schleswig-Holstein die Bildung eines Kompetenznetzwerkes und die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen!Mangels Informationen und Leitprojekten konnte die Geothermie vor allem in Schleswig- Holstein noch nicht recht Fuß fassen. Deshalb sollte nach dem Vorbild in Nordrhein- Westfalen ein Kompetenznetzwerk geschaffen werden, an dem alle relevanten Instituti- onen und Organisationen beteiligt sind. Dazu zählen das LANU, das Energie- und das Umweltministerium, die Energiestiftung und natürlich auch private Firmen. So wird ein Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren erreicht, damit die erstellten (bzw. die zu erstellenden) geologischen Karten öffentlich zugänglich sind, Genehmigungsverfah- ren vereinfacht werden und private Bauherren wie Kommunen sich über ein potenzielle Nutzung und Förderung informieren können. Es sind also entsprechende Rahmenbe- dingungen zu schaffen.4. Ziel ist die mittelfristige Ablösung der konventionellen Energieerzeugung durch einen Energiemix aus Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie.Für Kiel könnte dies bedeuten, dass die heute noch mit Primärenergie betriebenen Heizkraftwerke ganz oder teilweise durch geothermische Anlagen ersetzt werden, da das heiße Wasser direkt aus der Erde unter Kiel kommt. Da landesweit mehr als 50 Prozent des Primärenergieverbrauchs auf die Deckung des Wärmebedarfs entfallen, ist es absolut sinnvoll, zukünftig das gewaltige Potenzial an geothermischer Energie im Un- tergrund Schleswig-Holsteins auszuschöpfen. Erdwärme ist immer, fast überall, und un- begrenzt nutzbar und dabei äußerst emissionsarm. Die Nutzung der Geothermie ist also nachhaltige Energieerzeugung par excellence. Quelle: Christensen, Schenk, Kirsch; Sonderdruck aus SCHLESWIG-HOLSTEIN 10/9Wie funktioniert die Geothermie?Tiefengeothermie:Für die Nutzung der geothermischen Energie werden poröse, wasserführende Gesteine in ca. 2000 - 3000 m Tiefe benötigt. Das Gestein und damit auch das Wasser in den Porenräumen hat dort eine Temperatur von ca. 70 - 100 °C, die für Heizzwecke ausreichend ist. Diese Tiefenspeicher sind zugleich Speicher- und Transportmedium, sie werden mittels Tiefenbrunnen an die Erdoberfläche gepumpt und über Wärmetauscher in geothermischen Heiz- werken einem oberirdischen Heizkreislauf (Fernwärmeversorgung) zugeführt.Zur Vermeidung von Energieverlusten müssen die Transportwege möglichst gering gehalten werden, daher ist eine hohe Siedlungsdichte im Versorgungs- bereich wünschenswert. Oberflächennahe Geothermie:Diese kann nahezu überall genutzt werden. Man versteht darunter die Nut- zung des Wärmepotentials von Erdschichten direkt unter der Oberfläche, meist bis 125 m Tiefe. Diese Wärme wird von der Oberfläche durch Sonnen- einstrahlung, Niederschlag und/oder den Grundwasserstrom gespeist. Die Wärme wird dem Untergrund durch horizontale Kollektorsysteme, Erd- wärmesonden oder Energiepfähle entzogen. Da die Temperatur im genutzten Tiefenbereich mit Werten von 9-13 °C recht niedrig liegt, wird sie mittels einer Wärmepumpe auf ein für die Wärmenutzung geeignetes Temperaturniveau angehoben. Besonders wirtschaftlich ist diese Nutzung, wenn die Anlage im Sommer auch zur Kühlung der Gebäude ( Reichstagsgebäude, neuer Plenarsaal in Kiel) eingesetzt wird, was ohne großen technischen Aufwand möglich ist. Quelle: Christensen/Schenk/Kirsch: Sonderdruck aus S-H 10/99