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27.09.24
10:22 Uhr
SPD

Kai Dolgner zum Veteranentag: Anerkennung muss sichtbar werden

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 27. September 2024


Kai Dolgner: Veteranentag: Anerkennung muss sichtbar werden TOP 30: Anerkennung und Respekt für Veteraninnen und Veteranen – Den nationalen Veteranentag auch auf Landesebene gebührend begehen
"Ein bedeutender Anteil der Gesellschaft - und sicher auch hier im Hohen Haus - war oder ist selbst Soldatin oder Soldat, ca. 10 Millionen Menschen
Wenn man aber mit Soldatinnen und Soldaten, Reservistinnen und Reservisten spricht, dann haben diese häufig den Eindruck, als schäme sich die Gesellschaft ihrer. Einige berichten auch von offener Ablehnung und gar Übergriffen. Tatsächlich ist es aber nur eine kleine, dafür aber lautstarke Minderheit, die alles militärische radikal ablehnt mit entsprechender medialer Aufmerksamkeit. Eigentlich erhalten Soldatinnen und Soldaten beim gesellschaftlichen Ansehen mit ca. 80% seit langer Zeit Bestwerte.
Leider zeigt diese Mehrheit auch ein freundliches Desinteresse und sieht keinen Grund die Zustimmung öffentlich zu äußern. Viele haben sogar Angst, als Militaristen verunglimpft zu werden. Der Nutzen von stiller Zustimmung ist allerdings begrenzt, weil unsere Veteranen diese nicht wahrnehmen können. Deshalb ist die öffentliche Unterstützung mit dem neuen Veteranentag am 15. Juni so wichtig, um diesen breiten Rückhalt auch sichtbar zu machen.
Kritik daran muss man ertragen können, aber wenn Katina Schubert, Bundesgeschäftsführerin der Linken behauptet, dass "diese Form der Heldengedenktage, wie sie vom NS-Regime genannt wurden, eine Militarisierung der Gesellschaft vorantreibe", dann ist das ein ebenso falsches wenn auch typisches Vorurteil. Ein Bürger in Uniform, der aber bitte seine Uniform nicht zeigen soll? Absurd. Echter Militarismus ist, militärische Denk- und Verhaltensweisen zur Grundlage von Staat und Gesellschaft zu machen: Befehl und Gehorsam ersetzen persönliche Freiheit, Meinungsfreiheit, Demokratie und Pluralismus. Militarismus ist nicht, sich bei unseren Bürgerinnen und Bürgern in Uniform für den Dienst im Auftrag des Parlamentes zu bedanken. War die Unterstützung in den Corona-Impfzentren oder der Ostseeflut eine Militarisierung? Tatsächlich ist die „Zivilisierung des Militärischen“ innerhalb der Bundeswehr eines der Leitprinzipien des Hauptbegründers der Innen Führung Generals Wolf von Baudissin gewesen.
Und zum historisch falschen Nazi-Bezug: Die Wehrmacht war das Instrument einer furchtbaren Diktatur, die Freiheit und Demokratie in
1 Europa beenden wollte. Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee, die Freiheit und Demokratie gegen ihre äußeren Feinde verteidigt. Wer glaubt ernsthaft, dass unsere baltischen Nachbarn noch unabhängige Demokratien wären ohne gemeinsame Bündnisverteidigung? Und wieso sollten Veteranen automatisch eine Gefahr für die zivile Gesellschaft sein. Der größte Veteranenverband in der Weimarer Republik war das hauptsächlich sozialdemokratisch geprägte Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold mit 3 Mio. Mitgliedern.
Bei der Ausgestaltung würde ich mich besonders freuen, wenn es neben einem würdigen Anteil ein fröhliches Familienfest geben würde mit möglichst viel Raum für Begegnungen von Veteraninnen und Veteranen, deren Familien und Bürgerinnen und Bürger ohne bisherige Berührungspunkte mit der Bundeswehr geben würde. Idealweise auch auf kommunaler Ebene. Über 400.000 Veteraninnen und Veteranen waren in Auslandseinsätzen, die vielfältigen körperlichen, seelischen und psychischen Belastungen ausgesetzt, die bis in die Familien ausstrahlen. Als Soldat macht man auch viele positive Erfahrungen aber ca. 20 bzw. nach einer Dunkelfeldstudie sogar 50% der Soldatinnen und Soldaten kommen mit psychischen Problemen aus dem Einsatz.
Da wäre zum Beispiel der ehemalige Zeitsoldat im Vertrieb, den auf langen einsamen Fahrten die Bilder aus Afghanistan einholen und der deshalb in berufliche Schwierigkeiten kommt. Er ist aber sind nicht in einem lebenslangen Beamtenverhältnis mit entsprechender Fürsorgepflicht. Die Erfahrungen werden ihn aber ein Leben lang prägen, deshalb müssen wir uns auch um ihn ein Leben lang kümmern. Auch psychische oder physische Folgen ist es nicht immer ganz einfach im Zivilleben Fuß zu fassen. Wir begrüßen deshalb ausdrücklich den Vorschlag der FDP eine flächendeckende Veteranenunterstützung einzuführen. Wo diese genau anzusiedeln ist, wird sicher Teil des Konzeptes. Auch die Begleitung der Jugendoffiziere durch Einsatzveteranen trägt sicher besser zu einem realistischeren Bild der Bundeswehr und den besonderen Herausforderungen des Soldatentums bei, als Hochglanzwerbung und Broschüren. Ich freue mich auf den 15. Juni des nächsten Jahres."



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