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23.01.19
16:00 Uhr
SPD

Thomas Hölck zu TOP 8: Bauer werden ist nicht schwer, Bauer bleiben eine Ehr

Es gilt das gesprochene Wort!


Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden:
http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

Kiel, 23. Januar 2019



TOP 8 „Regenerative Energie in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum technologieoffen voranbringen“, Drs. 19/1062 Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP



Thomas Hölck
Bauer werden ist nicht schwer, Bauer bleiben eine Ehr

„Eine alte Weisheit besagt: „Bauer werden ist nicht schwer, Bauer bleiben eine Ehr.“
Für jeden, der schon einmal auf einem Hof war, besteht da kein Zweifel. Den Wandel, der dieser anspruchsvolle Beruf in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat, will ich an zwei Zahlen verdeutlichen: Heute ernährt ein Landwirt 135 Personen, vor etwa 70 Jahren waren es lediglich zehn Personen. Neben Milchvieh und Getreideanbau gewinnt die Energieproduktion für den Eigenbedarf und die Einspeisung flexibler Leistung – u.a. durch Biogas- oder PV-Anlagen – immer weiter an Relevanz.
Das ist gut so. Die letzten Jahre haben gezeigt: wenn die Energiewende in der Fläche gelingen soll, brauchen wir eine breite Akzeptanz, auch unter den Landwirten.
Fakt ist, dass die Energiewende im Landwirtschafts-Sektor noch zu zögerlich vorwärtskommt. Es fehlen schlicht Investitions-Anreize, so dass es vielen Landwirten nicht gelingt, das Ziel eines rentablen und nachhaltigen Betriebes zu erreichen. Ökologisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften ist mit Anstrengungen verbunden. Anstrengungen, die gewürdigt werden sollten. 2



Ihr aktueller Umwelt- und Klimaschutzbericht zeigt die Notwendigkeit zum Handeln ganz deutlich – ich zitiere:
„Insgesamt hat die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein 2016 einen Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen von rund 21 Prozent und damit einen um den Faktor drei höheren Anteil als im Bundesdurchschnitt.“
Damit steht die Landwirtschaft vor der Herausforderung, die Treibhausgasemissionen zu minimieren. Gleichzeitig haben die Landwirte aber die Chance, durch den Einsatz von erneuerbaren Energien Gewinne zu erzielen und eine Verringerung zur Reduzierung der Treibhausgase zu bewirken. Die bisherigen Initiativen wie das bis 2020 laufende ELER- Nachhaltigkeitsprogramm zur Klima- und Energie-Beratung bieten gute Anreize.
Kostenfreier Betriebscheck bis hin zur konkreten Maßnahmenempfehlung und Hilfestellung bei der Umsetzung sind Teil des Beratungsangebotes.
Hier muss es in der neuen EU-Förderperiode noch mehr Möglichkeiten der Unterstützung geben. Im Allgemeinen haben Sie viele sinnvolle Aspekte wie die Kreislaufwirtschaft und energie- effiziente Reststoffverwertung auf dem Hof, die Notwendigkeit zur Anpassung des bestehenden EEG und den E-Mobilen Hof angesprochen. Sie bleiben dort aber wie üblich bei Absichtserklärungen, wo Investitionsmaßnahmen und konkrete Ziele formuliert werden müssten.
Ich will im Speziellen auf den Mobilitätswandel eingehen. Unser Ziel ist es, die auf landwirtschaftlichen Betrieben erzeugte Energie zukünftig mehr für mobile Landmaschinen nutzbar zu machen. Dies setzt die Verknüpfung der dezentralen Energieversorgung mitalternativer Mobilität voraus. Bei diesem Ansatz bestehen große Potenziale zur Emissionsminderung. Das Hauptproblem der E-Mobilität – zu schwere und große Speicherlösungen - spielt im Bereich der Landmaschinen eine untergeordnete Rolle, da diese relativ zum Gesamtgewicht vernachlässigbare Dimensionen zeigen. Rein elektrisch angetriebene Landmaschinen sind inzwischen in ausgereifter Form und für fast jeden Bedarf auf dem Markt. Bestehende mobile Batteriewechselkonzepte machen den E-Mobilen Hof zu einem umsetzbaren Ziel. Ein bekanntes Problem bei Elektroautos gilt auch für die Landmaschinen – die Anschaffungskosten liegen bislang 30 bis 50 Prozent über konventionellen Verbrennungsmotoren. Ähnliches gilt für Alternativen mit Brennstoffzellen-Technologie. Hier Kaufanreize zu schaffen muss Teil der neuen Mobilitätsstrategie im ländlichen Raum sein. Mutig wäre es im Konkreten, wenn wir den Graben der Anschaffungskosten durch gezielte Prämienmodelle schließen. 3



Profitieren würden nicht nur Landwirte mit hofeigenen Landmaschinen, sondern auch Lohnunternehmen als landwirtschaftliche Dienstleister. Wir setzen so neue Anreize für eine nachhaltigere Bewirtschaftung. Dies zu begleiten und aktiv zu gestalten muss unsere Aufgabe sein, wenn wir weiter am Fahrplan der Energiewende festhalten wollen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen – ich bin mir sicher, dass fast alle unter Ihnen dies wollen!