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11.05.07
12:17 Uhr
CDU

Marie Todsen-Reese zum TOP 41: Umweltbildung tut Not – mehr denn je

Umweltpolitik
Nr. 188/07 vom 11. Mai 2007
Marie Todsen-Reese zum TOP 41: Umweltbildung tut Not – mehr denn je
Fischstäbchen schwimmen im Meer und Pommes wachsen am Strauch! Das ist die Vorstellung vieler Kinder und Jugendlicher über die Herkunft ihres Lieblingsessens – so hat es der Leiter der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg, Herr Hutter, einmal dargestellt. Und er formuliert weiter: „Ja, die Situation ist in der Tat erschreckend. Wir haben es mit einer regelrechten Wissenserosion zu tun, in Sachen Natur, in Sachen Landschaft, Landwirtschaft, aber auch was die Ernährung und die Gesundheit anbelangt.“
Der Natursoziologe Rainer Brämer hat das Verhältnis von Natur und Mensch untersucht und ist, wie er sagt, zu „desaströsen Ergebnissen“ gekommen. So hat er festgestellt, dass der Fernsehkonsum sich kaum verändert hat, aber der PC-Konsum – das Spielen am PC und im Internet – stark zugenommen hat. „Je mehr Jugendliche das machen, desto weniger interessieren sie sich noch für die Natur, umso weniger sind sie draußen und bewegen sich dort draußen, … da gibt es einen eindeutigen Zusammenhang.“
Und noch einmal Hutter: „Ich möchte nicht sagen, dass die Leute nichts mehr wissen, die wissen heute andere Dinge. Die kennen heute 20 Handy-Klingeltöne, aber vielleicht gerade noch 2 Vogelstimmen. Die kennen 20 Automarken, aber keine Wildblumen mehr.“


Pressesprecher Dirk Hundertmark Landeshaus, 24105 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de


Seite 1/3 Und vielleicht halten inzwischen einige das viel genannte CO2 für eine „coole“ Droge – und wissen nichts vom Klima belastenden Kohlendioxid. Mit diesen wenigen Beispielen will ich darstellen, welche skurrilen Formen die Naturferne der Menschen – insbesondere die der jungen Generation – bereits erreicht hat.
Wer die natürlichen Zusammenhänge im Kleinen – vor der eigenen Haustür und im alltäglichen Leben – nicht mehr kennt und begreift, der wird die globalen, komplexen Zusammenhänge um Klimawandel und Biodiversität, um Artensterben und Lebensraumverlust erst recht nicht verstehen. Er wird die Gefahren, die von diesen Entwicklungen ausgehen, nicht richtig einschätzen können. Und er wird die Notwendigkeit zum Gegensteuern und zum Handeln nicht erkennen.
Umweltbildung tut also Not – mehr denn je! „Bildung ist eine unerlässliche Voraussetzung für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und die Verbesserung der Fähigkeit der Menschen sich mit Umwelt- und Entwicklungsfragen auseinanderzusetzen,“ so steht es in der Agenda 21 / Kapitel 36. Umweltbildung sichert unsere Zukunft.
Diese Erkenntnis war bereits im Juli 2000 der Hintergrund für die Große Anfrage der CDU-Landtagsfraktion „Umweltbildung in Schleswig-Holstein“. Die Antwort in der Drs. 15/472 haben wir im November 2000 in diesem Hause sehr umfänglich diskutiert. Damit haben wir damals den entscheidenden Anstoß für eine intensive Auseinandersetzung mit diesem zentralen Thema und für die dann folgende Entwicklung gegeben.
Mit dem jetzt von Ihnen, Herr Minister Dr. von Boetticher, vorgelegten Bericht wird deutlich, dass in den vergangenen Jahren ein dichtes Netzwerk im Bereich der Umweltbildung – der Bildung für nachhaltige Entwicklung und der entwicklungspolitischen Bildung entstanden ist. Eine gute Bilanz:
1. In der vorschulischen und schulischen Bildung, in der beruflichen Bildung, in Hochschulen und Fachhochschulen, in Wissenschaft und Forschung, in der Lehreraus- und Fortbildung und in der Weiter-, Fort-, Erwachsenen- und außerschulischen Bildung; 2. in Umweltbildungseinrichtungen von Verbänden, Vereinen, Kommunen und Kirchen und 3. durch Aktivitäten der Landesregierung und in ihren Einrichtungen.
An dieser Stelle möchte ich Ihnen, Herr Minister, so wie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der beteiligten Ressorts für den vorgelegten Bericht danken.



Seite 2/3 Und ich möchte all denjenigen danken, die in den vergangenen Jahren die Umweltbildung als Querschnittsaufgabe verstanden und entsprechend in den unterschiedlichsten Bereichen weiterentwickelt und verankert haben. Dabei ist die Verankerung der Umweltbildung als Aufgabenfeld von allgemein pädagogischer Bedeutung, in den Grundlagenteilen der Lehrpläne für die Grundschulen und für die weiterführenden allgemein bildenden Schulen von grundlegender Bedeutung. Die Vielfalt und Vielzahl der Projekte in den Schulen des Landes belegt dies eindrucksvoll.
- Besonders herausstellen möchte ich das Projekt Zukunftsschule.SH, mit dem die Bildung für nachhaltige Entwicklung ganz besonders gefördert wird. Ein Dank gilt dem Sparkassen- und Giroverband, der die landesweite Kampagne 2007 als Sponsor unterstützt. - Hervorzuheben ist, welchen zunehmenden Raum Themen des Natur- und Umweltschutzes – der Bildung für nachhaltige Entwicklung – insbesondere des technischen Umweltschutzes, der Energieversorgung und des Ressourcenschutzes in Forschung und Lehre an unseren Hochschulen, Fachhochschulen, Akademien und Instituten einnehmen. Insgesamt also eine sehr gute Entwicklung, aber es ist jetzt auch an der Zeit, dass dichte Netzwerk einer Evaluierung zu unterziehen. - Beeindruckend ist auch die Förderung durch Bingo-Lotto: Die Liste ist lang und vielfältig für Projekte der Umweltbildung, der Bildung für nachhaltige Entwicklung und für Projekte der entwicklungspolitischen Bildung. Für insgesamt 583 Projekte war es in sechs Jahren möglich, Förderbeiträge in Höhe von zusammen 7,2 Mio. € zu gewähren – eine Bilanz, die sich sehen lassen kann!
Umweltbildung tut Not, wenn wir unsere Erde, unsere natürlichen Lebensgrundlagen nachhaltig schützen wollen. Wenn man Menschen für die Natur gewinnen will, muss man in der Kindheit anfangen. Darum müssen wir auch weiterhin einen deutlichen Schwerpunkt der Umweltbildung in der vorschulischen und der schulischen Bildung legen. Dann werden unsere Kinder und Jugendlichen auch wieder wissen, dass nicht die Fischstäbchen in den Meeren schwimmen, sondern die Fische, aus denen sie hergestellt werden und das Pommes aus Kartoffeln gemacht werden, die in der Erde gewachsen sind. Dann werden sie ihre Verantwortung für diese eine Welt erkennen und annehmen.
Wir wollen ganzheitliche Bildung und lebenslanges Lernen nach dem Motto: Vom Umweltwissen zum Umweltgewissen!
In diesem Sinne beantrage ich die Überweisung in den Agrar- und Umweltausschuss und freue mich auf die weiteren Beratungen.



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