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15.09.06
15:54 Uhr
CDU

Manfred Ritzek zu TOP 43: Kohle wird Renaissance erleben

Nr. 324/06 15. September 2006


IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
PRESSEMITTEILUNG Pressesprecher Dirk Hundertmark Landeshaus, 24105 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de
Es gilt das gesprochene Wort Energiepolitik Manfred Ritzek zu TOP 43: Kohle wird Renaissance erleben Bis vor kurzem galt die Kohle vornehmlich im politischen Raum als eine Art „Schmuddelkind“ unter den Energieträgern.
Das hatte seine Gründe:
- einmal ist es der hohe CO2-Ausstoß, besonders alter Kohlekraftwerke mit gerin- gen Wirkungsgraden von unter 40 %, - dann auch die Tatsache, dass der deutsche Steinkohlenbergbau in den Jahren 2006 bis 2012 mit insgesamt 17 Milliarden Euro Fördergeldern unterstützt wird. So sehr Erhaltungssubventionen auch kritisiert werden, dabei darf nicht verges- sen werden, dass die Fördermenge an Steinkohle von heute etwa 26 Millionen Tonnen pro Jahr auf 16 Millionen Tonnen bis 2012 zurückgefahren wird mit gleichzeitiger Reduzierung der Anzahl der Bergarbeiter von heute 45.000 auf 20.000. In Deutschland sind 20 Milliarden Tonnen Steinkohle technisch sicher abbaubar, wirtschaftlich unter heutigen Kriterien nur 200 Millionen Tonnen. - Noch im EU-Grünbuch 2000 war der „Niedergang“ des Kohlebergbaus in Europa thematisiert und die Kohle als eine in „Ungnade“ gefallene energiepolitische Opti- on beschrieben worden.
Interessant ist, dass der Rückzug der Kohle sich eigentlich nur in Westeuropa ab- spielte. Durch die osteuropäischen Beitrittsstaaten der letzten EU-Erweiterungsrunde vor zwei Jahren hat sich das Gewicht der Kohle auch auf gesamteuropäischer Ebene wieder deutlich erhöht. In 13 der 25 Mitgliedstaaten gibt es eine eigene Kohleproduk- tion.
Und die Prognosen der EU-Kommission besagen, dass der Kohleverbrauch der 25 EU-Länder nach einer bis zum Jahre 2010 dauernden Konsolidierungsphase wieder ansteigen wird, weil dann Kohle aus neuen Kraftwerken deutlich umweltfreundlicher und effizienter hergestellt werden kann.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich mit dem dramatischen Anstieg des in- ternationalen Energiebedarfs im neuen Grünbuch der EU-Kommission vom Frühjahr 2006 keine negativen Aussagen mehr über die Kohle befinden. Vielmehr wird die unverändert tragende Bedeutung der Kohle für die Stromerzeugung der EU heraus- gestellt. Es heißt aber auch, dass die Kohleverwendung im Einklang mit der Klima- vorsorge genutzt werden soll, indem „Clean Coal Technology“ zur industriellen Reali- tät gebracht werden soll.
Der Bericht der Landesregierung verweist darauf, dass in Schleswig-Holstein der An- teil der Kohle am Primärenergieverbrauch nur etwa 11 % beträgt – bundesweit etwa 25 % - dass es aber aus Gründen der langfristigen Versorgungssicherheit und des Erhalts der Kohlenutzungs-, Verbrennungs- und Fördertechnologie auch für die Ex- portwirtschaft sinnvoll und vertretbar ist, den Steinkohlebergbau in Deutschland nicht vollständig einzustellen.
Ob der heute noch zu subventionierende Betrag pro Tonne Steinkohle bei 100 € bleibt, wird die zukünftige Energiepreisentwicklung auf dem Weltmarkt zeigen.
Auch wenn China nicht zu den Lieferländern nach Deutschland gehört, und immerhin hat China von der gesamten jährlichen Förderung von etwa 1.4 Milliarden Tonnen pro Jahr bis vor einigen Jahren fast die Hälfte zu niedrigen Preisen exportiert, auch der Preisanstieg für Kohle wird weitergehen, weil China wegen des dramatisch ge- stiegenen Eigenbedarfs vom Exportland zum Importland gewechselt ist. Das hat auch Auswirkungen auf das Preisverhalten der wichtigsten Lieferländer nach Deutschland.
Entscheidend ist eine moderne zukünftige Technologie, die den CO2-Ausstoß dras- tisch reduziert und die Effizienz der Kohlekraftwerke erhöht. Wirkungsgrade von 34 % darf es nicht mehr geben. Und Erfolge zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes hat es in den letzen 15 Jahren auch gegeben, nämlich um 14 %. Moderne Kraftwerke, ver- stärkter Einsatz von Erdgas zur Stromerzeugung und der Ausbau der Kraft- Wärmekopplung sind die Gründe für diesen noch bescheidenden Erfolg.
CO2-arme Kohlekraftwerke müssen her, auch in Schleswig-Holstein. Die Technik auf Basis mehrerer möglicher Verfahren steht erst am Anfang der Entwicklung. Die CO2- Abspaltung erfordert erheblich höhere Investitionskosten und einen deutlich erhöhten Energieeinsatz für die Abspaltung. Die Kosten für die Sequestierung und Einlagerung aus fossilen Verbrennungsprozessen betragen aus heutiger Sicht noch zwischen 31 und 71 € pro Tonne. Also alles noch ungelöste Probleme. Alleine die Sequestie- rungskosten werden in dem Bericht der Landesregierung mit 20 bis 25 € pro Tonne angegeben.
Wir müssen die Entwicklung der Technologie begleiten. Vattenfall und RWE AG ha- ben sich auf den anspruchsvollen Weg der CO2-armen Kraftwerkstechnik gemacht. Bieten wir auch unsere Forschungs- und Entwicklungskompetenz an, insbesondere auch unter dem Aspekt, dass auch in unserem Land neue Kohlekraftwerke geplant sind.
Die Kohle wird mit modernster Technologie eine Renaissance zur Stromerzeugung erleben.