Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags

Springe direkt zu:

Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

Pressefilter

Zurücksetzen
20.02.04
10:04 Uhr
CDU

Ursula Sassen: Landfrauen bewegen das Land

Nr. 103/04 20. Februar 2004


IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
PRESSEMITTEILUNG PRESSESPRECHER Torsten Haase Landeshaus, 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de

Umweltpolitik TOP 34 Ursula Sassen: „Landfrauen bewegen das Land“ Mit einer knappen Notiz in der SHZ wurde am 10.02.2004 der Bericht der Landesregierung zur beruflichen Situation, insbesondere der Frauen im ländlichen Bereich und in den 11 so genannten „grünen Berufen“ kommentiert. Dies mag zum einen daran liegen, dass das öffentliche Interesse an der Landwirtschaft leider eher gering zu sein scheint, andererseits aber auch darauf hindeuten, dass der Bericht der Landesregierung inhaltlich nicht viel hergibt.
Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Tabelle auf S. 3 zwar Auskunft darüber gibt, wie viele Frauen und Männer sich in den so genannten „grünen Berufen“ von 1992 bis 2002 in der Ausbildung befanden, jedoch beantwortet die Aufschlüsselung nicht, wie viele im genannten Zeitraum eine Ausbildung abgeschlossen haben.
Das dargestellte Zahlenmaterial würde allein beim Ausbildungsberuf Landwirtin bzw. Landwirt bedeuten, dass jeder landwirtschaftliche Betrieb wenigsten einen Landwirt ausgebildet hat. Dies kann nicht sein, da von den ca. 15.000 Betrieben auch nicht alle eine Ausbildungsbefähigung haben.
Ich gehe davon aus, dass hier und auch bei den anderen „grünen Berufen" eine falsche Tabelle zugrunde gelegt wurde, so dass die gesamte Zahl von 500 weiblichen und 5.229 männlichen Landwirten durch die Anzahl der Lehrjahre zu teilen ist. Damit ist sowohl die in der Presse genannte Zahl der ausgebildeten Landwirte nicht richtig als auch die erste Frage unsers Berichtsantrages falsch beantwortet worden. Trotz Girl`s Day und Gendermainstreaming scheint die klassische Reihenfolge des Interesses der Mädchen von der Barbiepuppe über die Pferdenärrin hin zum Partner, der sicher gern einen Reiterhof in die Beziehung einbringen darf, noch aktuell zu sein.
Dies lässt der hohe Prozentsatz von ca. 78 % Frauen bei den Pferdewirten im Vergleich zu ca. 22 % bei den männlichen Auszubildenden vermuten. Auch bei der Ausbildung zur Milchwirtschaftlichen und Landwirtschaftlichen Laborantin und zur Hauswirtschafterin sind die Frauen erwartungsgemäß führend. Bedauerlicherweise konnte die Frage nach der Verbleibquote der Frauen und Männer in dem jeweiligen Beruf nicht beantwortet werden. Gerade in der letzten Zeit höre ich häufiger, dass Jugendliche im ländlichen Raum eine Ausbildung in der Landwirtschaft durchlaufen, weil es in der Region an Alternativausbildungsplätzen mangelt. Erfreulich ist, dass der Frauenanteil beim Studium der Agrarwissenschaft mit 503 Frauen zu 710 Männern und Ökotrophologie mit sogar 548 Frauen zu 61 Männern groß ist. Bei Professoren, Dozenten, Assistenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Ernährungswissenschaften macht der Frauenanteil sogar 70 % aus.
Betrachtet man die Statistik zu Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhabern, fällt zunächst einmal auf, dass sich die Anzahl der Betriebe von 1991 – 2001 um 8.700 verringert hat und 2001 noch bei 17.900 lag. Derzeit liegt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nur noch bei ca. 15.000.
Strukturwandel, Einschränkungen durch NATURA 2000 und die undurchsichtige, ständig wechselnde Förderpolitik werden weitere Betriebsaufgaben nach sich ziehen, und den Rest erledigt die EU-Agrarreform. Erstaunlich ist dennoch, wie viele tüchtige Frauen kleinere Betriebe mit Einkommenskombinationen, deren Kreativität keine Grenzen gesetzt sind, bewirtschaften und leiten. Die Betriebsgröße bleibt dabei mit ca. 25 ha konstant.
Die großen, lebensfähigen Betriebe um die 50 ha werden von Männern geführt. Hier ist die durchschnittliche Betriebsgröße in den letzten Jahren deutlich gewachsen.
Die Landwirtschaftskammer hebt sich mit einem Frauenanteil der Mitarbeiter von 42 % deutlich von anderen Verwaltungen ab. Lediglich bei den Versuchs- und Beratungsringen ist der Frauenanteil sehr gering. Dies mag daran liegen, dass soziale Ausfallzeiten nicht aufgefangen werden können.
Unter Punkt 9 des vorliegenden Berichts wird viel zu den Chancen der selbstständig tätigen Frauen in landwirtschaftlichen Berufen gesagt, jedoch nichts Neues.
Die dort beschriebenen Chancen basieren hauptsächlich auf Eigeninitiative, Netzwerke und Kreativität der Frauen, deren Entfaltungsmöglichkeiten durch die enge Bindung an ihre Betriebe begrenzt sind. Bildung und Fortbildung sind im ländlichen Raum sowohl für die Frauen als auch die Kinder mit Überwinden von Entfernungen und größerem Zeitaufwand verbunden. So ist die Weiterbildung und das Erschließen zusätzlicher Einnahmequellen für Frauen im ländlichen Raum wohl kaum das Verdienst der Landesregierung, sondern ist den Frauen selbst zuzuschreiben. Die Einführung der Modulation mit der zweiten Säule als zukünftige Finanzierung von Einkommensquellen der Landwirtschaft und auch für neue Perspektiven für Frauen im ländlichen Raum zu betrachten, sehe ich kritisch. Dieser Topf wird leer sein, noch bevor die Frauen darin rühren können.
Bei der Aufzählung all der Förderprogramm wird mir schwindelig: Ob ASH 2000 und LEADER +, LSE, AFP, ob EAGFL und Modulation, eigenes Geld ist nicht vorhanden, aber Brüsseler Geld wird teuer verwaltet.
Die Frauen tun nach wie vor gut daran, sich auf ihre eigene Kraft zu besinnen nach dem Motto: „Landfrauen bewegen das Land“. Am 07. März 2004 ist der Startschuss für diese landesweite Initiative.