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04.04.03
15:12 Uhr
CDU

Brita Schmitz-Hübsch: Vorhandene Einrichtungen zum Science-Center ausbauen

Nr. 163/03 02. April 2003


IM SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDTAG
PRESSEMITTEILUNG PARLAMENTARISCHER GESCHÄFTSFÜHRER Heinz Maurus Landeshaus, 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 E-mail: info@cdu.ltsh.de Internet: http://www.cdu.ltsh.de



Wirtschafts- und Bildungspolitik TOP 11 Brita Schmitz-Hübsch: Vorhandene Einrichtungen zum Science-Center ausbauen
Für die Zukunft der Phänomenta in Flensburg kämpfen viele gesellschaftliche und politische Gruppen im Landesteil Schleswig. Die einen setzen auf die Kraft der parlamentarischen Gremien und zwingen den Wirtschaftsminister nicht nur zu einem Bericht im Wirtschaftsausschuss, sondern nötigen ihm sogar die Zusage ab, dass die miteinander konkurrierenden Standorte ihre Projekte nach der Sommerpause dem Bildungs- und dem Wirtschaftsausschuss vorstellen können. Die Abgeordneten haben damit deutlich gemacht, dass sie dieses Regierungshandeln kontrollieren wollen.
Die anderen ziehen das Thema sogar in den Landtag. Das ist ein etwas unübliches Verfahren, so lange ein Thema noch im Ausschuss beraten wird.
Aber egal! Es ist jetzt nicht an der Zeit, Stilfragen zu diskutieren, sondern es ist an der Zeit, bedrohliche Entwicklungen für den Landesteil Schleswig rechtzeitig zu erkennen, sie beim Namen zu nennen und gegenzusteuern.
Was ist bloß los in Schleswig-Holstein? Da gibt es seit einigen Jahren die „Phänomenta“ in Flensburg, aufgebaut mit viel Phantasie von Wissenschaftlern der Universität Flensburg, mit gelegentlichen Hilfen der öffentlichen Hand und der Technologiestiftung, mit privatem Engagement aus der Region. Die Phänomenta weist stabile Besucherzahlen auf und sie erwirtschaftet ihre Betreiberkosten selbst. Auf die Phänomenta können wir stolz sein. Sie ist einzigartig in Schleswig-Holstein und sie kostet uns nichts, meine Damen und Herren!
Nur in Kiel wird diese Leistung leider nicht wahrgenommen. Sieht man mal von dem Gemäkel über die angeblich fehlende wissenschaftliche Untermauerung der Phänomenta ab (Pädagogik ist übrigens auch eine Wissenschaft!), dann hat die Phänomenta nämlich einen wesentlichen Fehler: Sie befindet sich nicht in Kiel! Wäre die Phänomenta in Kiel ersonnen und gestaltet worden, so gäbe es natürlich nur einen Sitz für ein Life Science Center, nämlich Kiel! Vorbild für die Überlegungen der Landesregierung ist das „Universum“ in Bremen. Angeblich ist dort die gestalterische Hand der Universität an allen Ecken und Enden spürbar. Kundige Besucher berichten jedoch, dass sich dem normalen Betrachter die Nähe zur Universität nicht ohne weiteres erschließt. Das Science Center „Universum“ in Bremen sei kein Schaufenster der Universität!
Der Wirtschaftsminister hat im Ausschuss gesagt, das Besucherpotential Schleswig- Holsteins für ein Science-Center müsse ausgeschöpft werden. Bei einem Zirkel-Schlag um Lübeck und Kiel durch die Gutachter fiel im Vergleich das „Marktpotential“ für Flensburg eindeutig mager aus. Kein Wunder: Denn bei Lübeck und Kiel wurde in beiden Fällen das große Bevölkerungspotential der Metropolregion Hamburg mit erfasst.
Dieser Nachteil könnte aber wettgemacht werden, wenn der Phänomenta in Flensburg die gleichen Ausbaumittel für ein Science-Center zur Verfügung gestellt würden, wie sie für das zukünftige Zentrum geplant sind, nämlich 20 Mio. Euro. Dann könnten Erlebniswelten auf und unter dem Wasser angeboten werden, die Nähe zur „richtigen“ Werft und zur Museumswerft gleich um die Ecke mit verkauft werden. Vorstellungen für solche Erweiterungen liegen vor und werden sicher im Sommer vorgestellt werden. Die geplante Zusammenarbeit mit dem „Danfoss Universe“ in Nordborg bietet eine weitere Perspektive.
Aus einem Gutachten des Pestel-Instituts in Hannover geht hervor, dass ein zusätzliches Science-Center in Kiel die Flensburger Phänomenta existentiell bedroht. Die Besucherzahlen werden von jetzt 75.000 jährlich auf etwa 17.000 sinken. Damit würde der zur Zeit kostendeckend arbeitenden Phänomenta die wirtschaftliche Grundlage entzogen.
Die Phänomenta in Flensburg, die vom Wirtschaftsminister immerhin als förderungswürdig eingestuft worden ist, würde Investitionen in Höhe von mindestens 7,7 Mio. Euro benötigen, um diesen Effekt „abzuwehren“.
Das aber wäre schlecht ausgegebenes Geld. Statt mit öffentlichen Mitteln neue Projekte in Gang zu setzen, die vorhandene Anstrengungen null und nichtig machen, ist es besser, die bereits gut arbeitenden Einrichtungen wie die Phänomenta in Flensburg und z.B. das Wattforum Multimar in Tönning weiterzuentwickeln. Das Gutachten lässt diese Möglichkeit ausdrücklich zu. In diese perspektivischen Konzepte müssen unbedingt Fachleute auch von außerhalb der Region eingebunden werden, die sich den Ausbau im Norden als „Schleswig- Holstein-Projekt“ zu eigen machen.
Ich appelliere an Sie, Herr Wirtschaftsminister Rohwer, und an Sie, Frau Ministerpräsidentin Simonis, sich der Verantwortung für den Landesteil Schleswig bewusst zu sein. Wovon soll dieser Landesteil im Zeitalter der Lkw-Maut denn leben, wenn nicht vom Tourismus? Tourismus besteht nicht nur aus sauberen Übernachtungszimmern und freundlichen Bedienungen in der Gastronomie. Dazu gehören auch Infrastruktureinrichtungen für die Gäste, wenn wir mal nicht unser sprichwörtlich gutes Wetter haben, wie das Erlebnisbad in Glücksburg und die Phänomenta in Flensburg.