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30.05.01
17:53 Uhr
CDU

Jost de Jager: Falsche Voraussetzungen im Bericht

LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N

Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.cdu.ltsh.de e-mail:info@cdu.ltsh.de
PRESSEMITTEILUNG Nr. 233/01 vom 30. Mai 2001
TOP 29 Jost de Jager: Falsche Voraussetzungen im Bericht

Lassen Sie mich, bevor ich zu dem inhaltlichen Teil komme, zunächst einige formale Aspekte an dem Bericht bemängeln. Zum einen ist es ein absolutes Novum, dass in den Berichten nicht mehr zwischen Anlage und Fließtext getrennt wird, sondern die Anlagen in diesem Fall Verträge, Beschlüsse des Deutschen Städtetages und sogar Firmenkonzepte gleichwertige Bestandteile des Berichtes sind mit der Folge, dass zum einen der eigentliche Berichtsumfang aufgebläht wird und zum anderen nicht mehr sehr klar zu unterscheiden ist, was wirklich der Beitrag des Ministeriums und was der anderer Quellen ist.
Die Folge dieser Patchwork-Methode ist, dass sich in diesem Bericht informationstechnische Satzungetüme wiederfinden, die eigentlich nicht vorlagereif sind. Sätze wie der folgende sind nicht dazu angetan, das allgemeine Verständnis von Netzwerkadministration zu erhöhen. Ich zitiere: „Ausstattung der Schule mit je einem kombinierten File- und Printserver, mehreren Client Desktop-PCs sowie einer Reihe tragbarer Thinclients. Die Desktop-PCs konfigurieren sich vom Netz beim Booten über die Fileserver, wohingegen die Thinclients sich ihre Erstinformationen vom zentralen Webserver im Service-Center, bei welchem die Lehrinhalte und das Portal der Schule hinterlegt ist, über das Netz holen“ (Bericht Seite 20).
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Formulierungen wie diese darüber hinwegtäuschen sollen, dass im Ergebnis die Landesregierung mit diesem Bericht nicht sehr viel zu sagen hat. Er ist, kurz gefasst, ein Schlag ins Kontor der jetzigen Netzwerkadministratoren, die mit viel Einsatz und Mühe die Netze und Systeme an den Schulen betreuen und die die berechtigte Forderung erheben, dass sie für ihre Tätigkeit einen Ausgleich bekommen. Zentrale Botschaft des Berichtes ist hingegen, dass es weitere Ausgleichsstunden zur Vergütung dieser Arbeit nicht geben wird. Statt dessen wird eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, wie etwa die Netzwerkbetreuung über einen Vertrag mit der Datenzentrale, die diese Mehrarbeit durch die Netzwerkadministratoren auffangen sollen. Diese Vorgehensweise, spricht die Administration durch externe Server, hat allerdings zwei Nachteile: 1. Sie setzt eine Einheitlichkeit in der Multi-Media-Ausstattung von Schulen voraus, die wir nicht haben und 2. sie geht deshalb an der Wirklichkeit vorbei, weil sie die Mehrarbeit der Lehrerinnen und Lehrer nicht aufheben würde. Zu 1.: Der Bericht verweist zu Recht darauf, dass ein hoher Anteil der Computer-Anlagen, die wir in den Schulen vorfinden, durch Sponsoren und Spenden ermöglicht worden sind. Das ist richtig und an dieser Stelle sollte man denjenigen, die Computer für die Schulen gespendet haben, auch noch einmal sehr herzlich danken. Das Ergebnis ist aber, dass wir eine ganz unterschiedliche Ausstattung mit Computern, was die Netzwerkkapazitäten und den technischen Stand der Computer anbelangt, vorfindet. Wollte man etwa über die Datenzentrale eine Netzwerkbetreuung von außen, am besten noch online, vornehmen, bräuchte man aber einheitlichere Systeme als wir sie haben. Die Folge wäre, dass vor allem die Schulträger, also die Kommunen, als Voraussetzung für eine solche externe Wartung und Betreuung der Systeme zunächst einmal in eine sehr kostenträchtige Vorleistung treten müssten. Das steht finanzpolitisch nicht zu erwarten und würde, wenn überhaupt, bestenfalls mittel- bis langfristig, umzusetzen sein.
Zu 2.: Wichtig ist festzuhalten, dass selbst bei allen noch so phantasievollen Lösungen der Netzwerkbetreuung am Ende einer nicht ersetzt werden kann, nämlich der Lehrer als Schnittstelle zwischen Technik und Pädagogik. Diese Schnittstellenfunktion wird immer Arbeit machen. Sie wird immer damit verbunden sein, dass die Technik den inhaltlichen Zielen eines Unterrichts angepasst werden muss, dass mit Lernsoftware gearbeitet werden muss, dass kleinere Anpassungen und Konfigurationen, wie es denn heißt, vor Ort vorgenommen werden. Dies ist ein Aufwand, der unter keinen Bedingungen einfach nebenbei zu leisten sein wird, zumal es sich um zunehmend anspruchsvolle Systeme handelt. Aus dem Grund muss es zu einer Vergütung bzw. zu einem Ausgleich dieser Mehrarbeit kommen, wenn man künftig noch Kollegen in den ‚Schulen finden will, die diese Arbeit machen. Das Admin-Forum hat ja erst jüngst darauf hingewiesen, dass diese Bereitschaft im Begriff ist, auszulaufen, und sie haben damit auf ein Problem hingewiesen, das flächendeckend vorhanden ist.
Wir haben seinerzeit darauf hingewiesen, dass wir uns zwei Möglichkeiten vorstellen. Entweder eine Regelung über die Neubestimmung und die Neuregelung der Lehrerarbeitszeit insgesamt oder eine über Ausgleichsstunden. Ich finde es bedauerlich, dass der Bericht den Prüfauftrag einer Regelung im Zuge der Neubestimmung der Lehrerarbeitzeit nicht aufgenommen hat. Damit verbleibt eigentlich nur die Lösung von Ausgleichsstunden, die indes dann auch umgesetzt werden muss. Dabei steht zu befürchten, dass die Ansprüche etwa von Systemadministratoren jetzt ausgespielt werden gegen die Ansprüche von Schulleitern, die ja einen stärkeren Ausgleich für ihre Tätigkeit in der Schulleitung bekommen sollen. Dies würde eine Art von Verteilungswettkampf in den Lehrerzimmern auslösen, die wir nicht wollen.
Um auf die kaiserliche Werft zurückzukommen: Es wäre schon interessant gewesen, heute Nachmittag zunächst etwas über die Auswirkungen des 35 Mio. DM-Loches im Einzelplan 07 des Bildungsministeriums zu erfahren und diese Debatte über Ausgleichsstunden für Netzwerkadministratoren auf einer vernünftigen Grundlage führen zu können. Es ist doch klar, dass es einen bildungspolitischen Zusammenhang gibt zwischen urplötzlich aufgetretenen Einsparvolumina in zweistelliger Millionenhöhe und berechtigen Forderungen etwa der Systemadministratoren gibt. Sich hierzu konkret zu äußern, das wäre heute Ihre Aufgabe gewesen Frau Erdsiek-Rave.